Wie bitte, es liegen noch Karnickel auf dem Tisch? Na, dann schicke ich denen doch mal den Ebola-Virus auf den Hals, oder doch nur die "giftgrüne Gelatine (mit bösartigen Ananasstücken)"? Das klingt seltsam? Ja, irgendwie schon, doch wer einmal mit Killer-Karnickeln zu tun hatte, wird nach solch beeinflussender Begegnung genauso reden. "Killer-Karnickel" ist ein neues Kartenspiel aus dem Hause Pegasus, und ungefähr genauso verrückt, wie es sich anhört.

Das Spielprinzip ist sehr einfach. Jeder Spieler bemüht sich, Karnickel ins Spiel zu bringen und diese am Leben zu erhalten. Außerdem versucht er, die Karnickel der anderen auf möglichst blutrünstige Art und Weise zu massakrieren. Und da es eine Siegbedingung geben muss, versucht man nebenbei auch noch, einen Karottenvorrat anzulegen, von dem man hofft, dass die Magische Karotte dabei ist - doch das stellt sich erst bei Spielende heraus.

Es geht die ganze Zeit darum, Karten auszuspielen, die man zwei Runden zuvor vorbereitet hat, die sogenannten Run-Karten. Diese können auch nur auf diese Weise in Spiel gebracht werden, jede Runde wird eine Run-Karte vor sich abgelegt, immer liegen da zwei Karten, und jede Runde wird die zuerst abgelegte ins Spiel gebracht - allerdings nur, wenn man keine Spezialkarten ausspielen möchte. Nebenbei geht es noch um Kaballa Dolla - die Währung im Bereich der Karnickelzüchtung - und Kohl und Wasser, denn wenn man gezwungen wird, seine Karnickel zu züchten, dann sollte man solches vorrätig haben.

Der größte Teil der Karten sind entweder Waffen oder Verteidigungsmöglichkeiten. Viele davon sehr mächtig und fast alle sehr boshaft. Daneben gibt es jede Menge Karten, die das Spiel anderweitig ändern können, zum Beispiel, indem der Markt für Kohl, Wasser und Karotten geschlossen wird, oder indem man Spieler zwingt, ihre Run-Karten auf dem Tisch zu tauschen. Die meisten Karten können allerdings nur ausgespielt werden, wenn man selbst ein Karnickel sein Eigen nennt, also ist der Schutz der Löffel, den die Viecher möglichst nicht abgeben sollen, immer die Priorität.

Das Spiel ist chaotisch, witzig, lädt zu vielen Gemeinheiten gegen die Mitspieler ein, macht also Spaß. Aber das Spiel allein wäre noch kein Knaller. Der tiefschwarze Humor und die witzige Aufmachung machen den größten Reiz der Killer-Karnickel aus. Wenn eine Karotte Arnie heißt und hinter ein bisschen abgeschabter Karottenhaut ein rotleuchtendes Auge hervorscheint, dann ist das schon sehr schräg, wenn man ein "Miniatur-Schwarzes Loch" als Waffe gegen seine Feinde nutzt, oder diese mit einem "himmlischen Bratenheber" abwehrt, kann das für Gekreische am Spieltisch sorgen. Und die Schadenfreude, wenn der führende Spieler eine "Sofort Auspielen"-Karte zieht, die eines seiner Karnickel von einem Dartpfeil treffen lässt, oder es in Kontakt mit illegal vergrabenen Plutonium kommt, ist wirklich riesig.

Der gleiche Humor, den das Spiel verspritzt, tränkt auch die vergnügliche, aber viel zu komplizierte Anleitung. Da sie nicht zu lang ist, kann man sie einfach in der Runde laut vorlesen und so das Spiel gemeinsam lernen. Allerdings sind einige Regeln nicht exakt genug, da gibt es - gerade bei einem Spiel, bei dem so viele Karten irgendwelche seltsamen Auswirkungen haben - einige Grauzonen. Da man dieses Spiel aber eh nicht besonders taktisch und mit Sicherheit nie verbissen spielen kann, kann man sich dabei immer irgendwie verständigen.

Die Langzeitmotivation wird bei einem solchen Spiel naturgegeben nicht so hoch sein, aber da es jede Menge Erweiterungssets geben soll - in englischer Sprache existieren fast ein Dutzend -, kann diese Motivation immer wieder kräftig aufpoliert werden.

Kein Spiel für Humorlose und Vegetarier, ganz schrecklich für humorlose Vegetarier, aber ein sensationelles Spiel für eine fröhliche Runde mit zwei bis acht Spielern.