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 Schüsse mit Empfangsbescheinigung

Neue Streichholzbriefe

Autoren: Umberto Eco
Herausgeber: Burkhart Kroeber
Übersetzer: Burkhart Kroeber
Verlag: Hanser Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Streichholzbriefe sind bekanntermaßen kleine Heftchen, in denen sich Streichhölzer - in Reih und Glied geordnet und am unteren Stück miteinander verbunden - zum Herausbrechen und Gebrauchen befinden. Die Innenseiten der Deckel dieser Briefchen werden nun häufig dazu verwendet, kurze Notizen darauf zu kritzeln, seien dies nun Telefonnummern, Einkaufslisten, oder eben das, was einem eben gerade so durch den Kopf geht. Der italienische Semiotiker und Autor Umberto Eco hat diesem Umstand zu neuem Ruhm verholfen. Seit März 1985 erscheint in dem römischen Nachrichtenmagazin "LÂ’Espresso" einmal wöchentlich - seit März 1998 vierzehntägig - eine Kolumne aus der Feder des bekannten Professors, in deren Rahmen er zu Themen des Alltags auf humorvolle Weise Stellung bezieht - Streichholzbriefe eben. Unter illustren Titeln wie "Wie man mit einem Lachs verreist" oder "Derrick oder die Leidenschaft für das Mittelmaß" wurden bereits mehrere Sammlungen solcher Streichholzbriefe auch in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Die neueste dieser Publikationen lautet "Schüsse mit Empfangsbescheinigungen" und ist im Hanser-Verlag erschienen.

Die hier abgedruckten Texte stammen aus den Jahren 2000 bis 2006 und geben damit einen Überblick über Ecos jüngstes Schaffen. Die Bandbreite der von ihm behandelten Themen ist enorm, und somit eines der letzten Universalgelehrten wie ihm würdig. So philosophiert Eco über den Sniper von Washington D.C., Mel Gibsons Version der "Passion Christi", Primzahlen oder das Image der Polizei. Natürlich widmet er sich auch wieder einem seiner Lieblingsthemen: Das Ende der klassischen Lesekultur ist etwas, das regelmäßig von Kritikern und Journalisten beschworen wird. Ebenso regelmäßig gestattet sich Umberto Eco jedoch auch, diesen Untergangspropheten den Wind aus den Segeln zu nehmen. So auch in diesen Band, indem er erörtert, ob die bekannte Online-Präsenz Amazon wirklich das Ende der physischen Buchhandlung bedeutet, oder ob es sich auch diesmal nur wieder um einen Fall von Panikmache handelt. Im Großen und Ganzen kann man zudem feststellen, dass Ecos Kolumne in den letzten Jahren von den allgemeinen Themen abgerückt ist und sich verstärkt mit aktuellen Ereignissen auseinandersetzt.

Im, Gegensatz zu den früheren Sammlungen seiner Streichholzbriefe wurde dieses Buch nicht vom Autor selbst zusammengestellt, sondern von Ecos deutschem Stammübersetzer Burkhart Kroeber. Dieser hat aus sieben Jahren Eco-Kolumne eine für deutsche Leser geeignete Mischung ausgewählt. Für den deutschen Leser geeignet, weil sich viele von Ecos Streichholzbriefen mit Themen befassen, die zwar für Ecos italienische Mitbürger interessant sind, aber außerhalb des "Stiefels" ob ihrer regional beschränkten Relevanz nur schwer nachvollziehbar sind. Oftmals würde dem deutschen Leser bei solchen Texten einfach das nötige Hintergrundwissen fehlen.

Auch "Schüsse mit Empfangsbescheinigung" sind erfreulicherweise wieder als Hardcoverbändchen erschienen und bieten so sowohl einen angenehmen Anblick im Bücherregal als auch ein schöneres Lesegefühl.

Die neue Sammlung von Ecos Streichholzbriefen kann jedenfalls uneingeschränkt empfohlen werden. Anreize zum Kauf bietet der Band genügend. Sowohl der Gelegenheitsleser als auch der passionierte Eco-Fan werden daran ihre Freude haben.

Markus Goedecke



Hardcover | Erschienen: 01. August 2006 | ISBN: 9783446207615 | Preis: 15,00 Euro | 173 Seiten | Sprache: Deutsch

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