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 Prognosen in der Forensischen Psychiatrie

Ein Handbuch für die Praxis


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Anspruch
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Preis - Leistungs - Verhältnis


Rückfallprognosen sind Bestandteil des derzeitigen Rechtssystems und werden in verschiedenen Situationen angefordert. Einführungen zu diesem Thema finden sich als eigene Kapitel vor allem in Handbüchern zur Forensik oder zur forensischen Begutachtung. Nedopil hat mit "Prognosen in der Forensischen Psychiatrie - Ein Handbuch für die Praxis" den Prognosen in der Forensik ein eigenes Buch gewidmet.

Zu Beginn geht Nedopil auf die rechtlichen Grundlagen ein. Er erläutert, warum und in welchen Verfahrensschritten Prognosen eingeholt werden. Dann gibt er einen kurzen Überblick über die historischen Entwicklungen der Prognose. Das Kapitel über theoretische Voraussetzungen befasst sich mit mathematischen und statistischen Grundlagen, die ja vor allem entscheidungstheoretische Grundlagen sind. Wissenschaftstheoretische oder verhaltenstheoretische Überlegungen sind nicht enthalten. Es gibt ein eigenes Kapitel mit Basisraten zu vielen möglichen Gewalt- und Sexualdelikten und auch eines, in denen Prognoseinstrumente vorgestellt werden. Es werden empirische Daten zu allerlei Themen präsentiert. Nedopil nennt unterschiedliche prognostische Fragestellungen, wie zum Beispiel die Einweisungs- oder Lockerungsprognose. Er erklärt, wie Prognoseverfahren auf den Einzelfall angewendet werden, und nennt Punkte, die den Inhalt eines Prognosegutachtens ausmachen. Zum Schluss stellt er exemplarisch Einzelfälle vor.

Nedopils Buch ist an den Praktiker gerichtet. Das wird wohl der Grund sein, warum so viele empirische Daten aufgelistet sind, oder warum im Kapitel über die rechtlichen Grundlagen die einzelnen rechtlichen Vorschriften und die sich daraus ergebenden Fragestellungen für die Prognosen so detailliert geschildert werden. Das könnte auch der Grund sein, warum er so einen grundlegenden Begriff wie Basislinie nicht richtig erklärt, denn es ist sicher davon auszugehen, dass der Praktiker dies weiß. Aber wozu dann die theoretischen Voraussetzungen? Sollten die Praktiker die nicht auch haben? Die Ordnung der Liste mit den Prognoseinstrumenten versteht wohl nur Herr Nedopil. Vielleicht hat er aber auch keinen Sinn darin gesehen, die Instrumente zum Beispiel nach klinischen und statistischen Gesichtspunkten zu ordnen. Was statistische und klinische Methoden eigentlich sind und worin sie sich unterscheiden, braucht dann natürlich auch nicht näher erläutert zu werden. Wozu auch, der Praktiker wird es wissen.

Es fehlt einiges in diesem Buch, nicht nur die Erklärung der Basislinie. Es ist ein Buch, das die Prognose vor allem unter statistischen Gesichtspunkten betrachtet, die Herr Nedopil zu favorisieren scheint. Das ist nicht weiter schlimm. Schlimm jedoch ist, dass man das als Leser zu Beginn nicht weiß. Will man sich, als Laie oder Student, einen ersten Einblick in forensische Prognosen verschaffen, ist dieses Buch sicher nicht geeignet, denn es verschafft keinen Überblick, sondern verliert sich in Details, die nicht interessieren, und bietet den engen Blickwinkel von Herrn Nedopil.
Man mag einwenden, dass dies "Ein Handbuch für die Praxis" ist, und dass es nicht den Anspruch hat, einen Überblick zu bieten. Das stimmt natürlich, macht aber die Auswahl der Themen nicht nachvollziehbarer.

Die Meinung einer Nicht-Praktikerin: Ein unnötiges Buch.

Katja Maria Weinl



Softcover | Erschienen: 01. 2005 | ISBN: 9783899672169 | Preis: 30 Euro | 298 Seiten | Sprache: Deutsch

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