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 Nummer 6 - The Prisoner


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Wir wollen Information. Information. - Wer sind Sie? - Die neue Nummer Zwei. - Wer ist Nummer Eins? - Sie sind Nummer Sechs. - Ich bin keine Nummer, ich bin ein freier Mensch!

Die meisten TV-Serien in den 60er-Jahren - und oftmals auch heute noch - sind nach einem einfachen Episodenmuster gestrickt, das sich nie großartig ändert und wo am Ende einer Episode der Status Quo, der zu Beginn geherrscht hat, wieder hergestellt ist. Die Serie "Nummer 6 - The Prisoner" ist eine überraschende Ausnahme und liegt jetzt als komplette Serien-DVD-Box vor.

Der Protagonist, offenbar ein Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes, kündigt im Büro seines Vorgesetzten wütend seinen Job. Anschließend fährt er nach Hause, wo er eiligst beginnt, seinen Koffer zu packen. Er hat nicht gemerkt, dass er auf dem Heimweg von einem schwarzen Rolls Royce verfolgt wurde. Aus diesem steigt ein wie ein Totengräber gekleideter Mann aus, der durch das Schlüsselloch des Hauses Betäubungsgas in das Gebäude einleitet. Der Protagonist merkt dies zwar, doch es ist zu spät: Er wird ohnmächtig. Als er wieder erwacht, befindet er sich nicht mehr in London, sondern in einem seltsamen, abgelegenen Ort an irgendeiner Küste.

Dies ist das Setting von "Nummer 6 - The Prisoner", welches zu Beginn jeder Folge zu sehen ist. Der Protagonist wurde in "Das Dorf" gebracht, eine Siedlung mit seltsam anmutenden Gebäuden und sich merkwürdig verhaltenden Bewohnern, die keine Namen, sondern Nummern tragen. Keiner der Bewohner kann sagen, wo sich das Dorf befindet, es scheint, als ob sie sich mit dem Leben in der Isolation arrangiert hätten. Kopf des Dorfes ist ein Mann namens Nummer Zwei, der in regelmäßigen Abständen ausgewechselt wird. Scheinbar ist es seine Aufgabe, dem Protagonisten, welcher die Nummer Sechs zugewiesen bekommt, die Gründe zu entlocken, warum dieser seinen Job gekündigt hat. Doch die verschiedenen Nummern Zwei haben nicht mit der Hartnäckigkeit und dem Drang nach Individualität des Protagonisten gerechnet.

Es gibt nur wenige TV-Serien, die derart einprägsam sind wie "Nummer 6 - The Prisoner". Der amerikanische Schauspieler Patrick McGoohan, vormals bekannt geworden durch seine Darstellung des "Danger Man" John Drake, entwarf das Konzept der Serie, spielte die Hauptrolle und übernahm teilweise auch die Regie. Die behandelten Themen könnten moderner nicht sein. Es geht um die Gefahren eines Überwachungsstaates - das ganze Dorf wird -auch innerhalb der Häuser - mit Kameras überwacht - der Freiheitsberaubung auf staatliche Anordnung und das Bedürfnis des Staates, alles über seine Bürger zu wissen - und notfalls dieses Wissen auch mit Gewalt zu erzwingen. Doch was ist, wenn sich jemand weigert, sich diesem System unterzuordnen? Das Dorf ist sozusagen die Konzentration dieser Allmachtsfantasien. Nummer Zwei, ein Posten, der beliebig austauschbar ist, sobald ein Amtsinhaber seine Zielen nicht erreicht, ist nur das ausführende Organ einer größeren Macht im Hintergrund. Der Protagonist dagegen der Rebell, der - im Gegensatz zu den resignierenden anderen Bewohnern des Dorfes - das System kritisch hinterfragt und sich nicht diesem individualitätsfeindlichen Regime unterzuordnen bereit ist. Fast könnte man meinen, die Serie entstammt nicht den 60er-Jahren, sondern ist ein Produkt unserer eigenen Gegenwart.

Doch gerade auf Grund ihrer Botschaft ist "Nummer 6 - The Prisoner" auch nicht gerade als einfache Unterhaltung zu bezeichnen. Die Serie kann durchaus als anspruchsvoll bezeichnet werden. So arbeitet sie beispielsweise stark mit Abstraktionen, die stellenweise nur schwer zu verstehen sind. Ihre Plots befassen sich mit den unterschiedlichen Aspekten von persönlicher Freiheit, staatlicher Gewalt und Individualität. Sie sind Metaphern und Satire, bittere Kritik an geheuchelter, falscher Demokratie. Unter diesen Umständen verwundert es auch nicht, dass sich im Internet eine ganze Reihe an Webseiten findet, die sich mit der Analyse der einzelnen Folgen befassen.

Die Box enthält auf sechs DVDs alle siebzehn Folgen der Serie, von denen vier noch nicht im deutschen Fernsehen gezeigt wurden und deshalb nur im englischen Original mit Untertiteln enthalten sind. Eine weitere DVD enthält umfangreiches Bonusmaterial, das sich mit Entstehung und Konzeption der Serie befasst, sowie Informationen über ihre Macher beinhaltet.

Eine Bewertung für "Nummer 6 - The Prisoner" abzugeben, fällt nicht leicht. Die DVD-Box an sich ist wunderschön aufgemacht, eine komplette DVD wurde mit Bonusmaterial gefüllt, darüber hinaus liegt noch ein umfangreiches Booklet bei. Die Serie selbst besitzt zudem zweifelsohne den Status eines Klassikers, auch wenn man ihr in punkto Darstellung den Charme der 60er-Jahre anmerkt. Der Inhalt der Serie jedoch erfordert Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sein Gehirn während den einzelnen Folgen mitlaufen zu lassen. Wer seichte Berieselung sucht, oder nicht gewillt ist, sich auf eine anspruchsvolle Serie einzulassen, sollte die Finger von der Box lassen. Dennoch: So aktuell wie in der heutigen Zeit ist "Nummer 6 - The Prisoner" nie gewesen, und die Serie ist es wert, mit Verstand gesehen zu werden.

Markus Goedecke



DVD | Disc-Anzahl: 7 | Erschienen: 01. Oktober 2006 | Laufzeit: 829 Minuten | Originaltitel: The Prisoner | Preis: 56,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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