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 Wann nur, wenn nicht jetzt?

Autoren: Marc Spitz
Übersetzer: Bernd Rullkötter
Verlag: Rockbuch Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Gefühl
Humor
Spannung


New York in den achtziger Jahren: Die Wirtschaft boomt, es ist die Zeit von Präsident Reagan und der Kalte Krieg ist immer noch nicht überstanden.
In dieser Zeit wird Joseph Green, oder Joe Green, wie er lieber genannt werden will, langsam erwachsen. Seine größten Leidenschaften sind den neuesten Modetrends hinterherzujagen, den Aufstieg von MTV zu verfolgen, sich unglücklich zu verlieben und die Musik im Allgemeinen.
Joe wohnt in dem New Yorker Vorort Long Island und versucht sein typisches Teenagerleben zu meistern, als er einen Song der Smiths im Radio hört und wie gebannt zuhören muss.
Seine Phil-Collins-Kassetten landen umgehend in der Mülltonne und Joe wird ein brennender New Wave-Anhänger. Seine Haare sind plötzlich voller Pomade, er kleidet sich wie ein New Wave-Jünger und hört fast ausschließlich nur noch die Smiths. Nebenher macht er sich mit Oscar Wilde vertraut und verliebt sich erneut. Alles scheint ganz gut zu laufen, doch dann der Schock: Die Smiths trennen sich.
Für Joe bricht eine Welt zusammen. Seine heile Welt gerät völlig aus dem Gleichgewicht, denn mit den Smiths geht auch Joes Identifikationsfigur im Leben verloren.

Danach gibt es einen kleinen Zeitsprung. Joe ist inzwischen erwachsen und arbeitet bei einer Musikzeitschrift. Seine Heroinsucht ist inzwischen einer Kokainsucht gewichen und eigentlich treibt er sich nur auf Partys herum, lebt also wie ein Rockstar. Einen rechten Lebensinhalt hat er eigentlich nicht mehr, die Drogen sind seine einzigen Vertrauten.
In dieser Phase trifft er Miki. Mikis Leben ist ebenso ohne Sinn, doch er hat noch etwas Weltverbesserisches an sich und war früher ebenfalls großer Fan der Smiths.
Auf welche Idee kommen die beiden also um ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben? Sie wollen die Smiths wieder vereinen. Dies ist an sich schon kein leichtes Unterfangen, allerdings kommen Joe nun zusätzlich noch Zweifel, dass dieser Schritt zu spät geschieht und er seiner Jugend nicht hinterhertrauern darf.

Passend zum großen Thema des Buches, der Musik, wurde anscheinend auch der Verlag gewählt: Rockbuch heißt er nämlich und präsentiert Marc SpitzÂ’ Roman mit einem knallgelben Schutzumschlag versehen und mit einem netten Oscar Wilde-Zitat auf der Vorderseite.

Marc Spitz schafft es in seinem Roman das Lebensgefühl der 80er Jahre einzufangen, beziehungsweise wieder aufleben zu lassen. Verbunden wird das ganze mit einer doch recht vielschichtigen Hauptfigur, die der Leser auf ihrem Lebensweg begleiten darf, vom Jugendlichen bis zum Erwachsenenalter, mit all ihren Sorgen, Problemen und Nöten.
Es geht viel um Musik in dem Buch, aber doch steht sie meist nicht im Vordergrund. Dort steht die Hauptperson Joe Green; die Musik, im speziellen The Smiths, ist nur ein wichtiger und großer Teil seines Lebens. Es wird also nicht seitenlang nur über Musik gefachsimpelt und geredet, aber es ist ein wichtiger Bestandteil des Romans.
Positiv fällt auch der Schreibstil von Marc Spitz auf. Jugendlich, meist in kurzen verständlichen Sätzen erzählt er seine Geschichte und gibt ihr somit die Schnelligkeit und Leichtigkeit, die sie braucht. Die 380 Seiten vergehen wie im Flug und wenn man das Buch dann zuklappt, ist einem die Hauptfigur ans Herz gewachsen und man ist fast ein bisschen traurig, dass es schon vorbei ist mit Joe Greens Lebensgeschichte.

Tobias Thieme



Softcover | Erschienen: 01. Juni 2006 | ISBN: 9783927638310 | Originaltitel: How soon is never? | Preis: 14,90 Euro | 383 Seiten | Sprache: Deutsch

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