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 Oh, wie schön ist Panama


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Janoschs liebevoll verfasstes und gezeichnetes Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama" begeistert seit fast dreißig Jahren junge und durchaus auch ältere Leser und Betrachter. Es erstaunt nicht, dass die Filmindustrie sich dieses viel versprechenden Stoffs bedient hat. Herausgekommen ist ein Film von 71 Minuten Länge.
Da die Originalgeschichte von Janosch natürlich nicht genug für solch einen Film hergibt, wurde sie teils ausgedehnt, teils auch um ganz neue Szenen und Figuren ergänzt. Zumindest die Ausgangssituation und die Botschaft des Films sind jedoch geblieben.
Tiger und Bär leben glücklich und zufrieden in ihrer Hütte am Fluss; der Bär angelt gern, der Tiger geht lieber auf die Jagd: nach Pilzen. Eines Tages finden die beiden eine leere Holzkiste mit der Aufschrift "Panama", die innen wunderbar nach Bananen riecht. Sie erträumen sich das Land Panama, das ganz und gar von Bananenduft erfüllt sein muss, küren es zum Land ihrer Träume und brechen schließlich, nur eine Angel, einen Topf und die Tigerente im Gepäck, nach Panama auf.
Der Weg ist wesentlich weiter, als sie erwartet haben - müsste Panama nicht gleich hinter dem nächsten oder höchstens übernächsten Hügel liegen? Unterwegs erleben sie einige spannende und gefährliche Abenteuer und lernen interessante Zeitgenossen kennen, zum Beispiel Schnuddel, der ein Tandem besitzt und, weil er zu klein zum Fahren ist, dringend einen langbeinigen Freund benötigt, und einen Esel, der durch die Welt reist, um die Liebe zu finden.
Die beiden Freunde machen ein altes Schiff flott und fahren übers Meer. Ein Sturm spült sie an Land, und sie stellen fest, dass es an ihrem neuen Aufenthaltsort Unmengen von Bananen gibt. Allerdings nur Bananen, sonst nichts, und was einst so begehrenswert erschien, wird Tiger und Bär rasch langweilig, sind sie doch von zu Hause abwechslungsreiche Kost gewohnt. Außerdem bemerken sie, dass sie sich auf einer ziemlich kleinen Insel befinden und keineswegs in Panama. Bald kommt es zu einem regelrechten Inselkoller - und zum Streit.
Wie die beiden dann doch noch das Land ihrer Träume finden, auch wenn es nicht Panama heißt, und wo es liegt, wird hier natürlich nicht verraten.

In vielem ist es den Filmemachern gelungen, die Atmosphäre der Vorlage einzufangen. Die dazu erfundenen Figuren zum Beispiel erweisen sich größtenteils als eigenwillige Verfechter einer an Janosch orientierten Lebensphilosophie, und auch von der Tiefe der Janosch-Geschichte findet sich ein guter Teil im Film wieder. Es fehlt allerdings der gelegentliche Sarkasmus von Janosch, den Kinder oft bereits wahrnehmen, und der Janoschs Geschichten würzt. Dadurch, dass im Film die Geschichte allzu sehr geglättet wurde, fehlt der für Janosch typische Biss, und es schleicht sich eine gewisse Fadheit ein.
Die von tschechischen und polnischen Künstlern geschaffenen Bilder sind stimmungsvoll und unterstützen die Handlung vorzüglich; satte Farben und zahlreiche originelle Details machen die Betrachtung besonders für Kinder zum Augenschmaus. Doch auch die wenigen unheimlichen Situationen wurden zeichnerisch sehr mitreißend gestaltet: Ausgesprochen spannend ist das Unwetter auf hoher See. Die Filmmusik passt gut zu den Bildern und der Handlung. Sie wird von einem "richtigen" Orchester gespielt, und die Arbeit mit eher wenigen, variierenden Motiven und situationsabhängiger Instrumentierung verstärkt die im Film erzeugten Stimmungen. Til Schweiger und Dietmar Bär als Sprecher (wer von beiden welche Hauptrolle spricht, dürfte wegen des resultierenden Kalauers klar sein) überzeugen, ebenso Anke Engelke in der nächstwichtigen Rolle, die es in der Vorlage nicht gibt und die eigentlich völlig überflüssig ist: ein eher lästig-aufdringlicher Fisch, der wohl witzig sein und die Handlung auflockern soll. Mit Fischen hat Engelke seit "Findet Nemo" bekanntlich Erfahrung.
Die insgesamt getragene Atmosphäre des Films kommt jüngeren Kindern entgegen, die von diesem Film, anders als von manch anderem ohne Altersbeschränkung, garantiert keine Albträume bekommen. Auch verwirrt und stresst der Film nicht durch eine Überfrachtung mit Effekten und sich überschlagender Handlung. Aggressiv ist er schon gar nicht und daher insgesamt eigentlich ein Glücksfall für Eltern, die ihrem Kind mit einem Film etwas Gutes tun wollen.
Allerdings ist die Geschichte teilweise derart aufgebläht und in die Länge gezogen - kein Wunder, wenn ein so kurzes Buch zu einem abendfüllenden Film werden soll -, dass Schulkinder sich an einigen Stellen zu langweilen beginnen, während die Gesamtlänge das Sitzfleisch von Kindergartenkindern sehr strapaziert. Daher kommt der Film keinem Teil der Zielgruppe wirklich optimal entgegen.
Sehr gut sind hingegen die Extras, beispielsweise zur Entstehung des Films und zur Musik, die viele nützliche und interessante, auf die Zielgruppe zugeschnittene Informationen enthalten.
Zusammenfassend kann oder muss man feststellen, dass der Film zwar viele Anlehnungen an die Vorlage enthält und ein Drehbuch mit einigen innovativen Ideen charmant umgesetzt wurde, die Zeichner wirklich gute Arbeit geleistet haben und der Film sehr kindgerecht erstellt wurde, jedoch leider auch reichlich warme Luft zum Aufblähen verwendet wurde und manche Füllsel wie der erwähnte Fisch eher stören.

Regina Károlyi



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2007 | ISBN: B000MM0HPE | Laufzeit: 71 Minuten | Preis: 17,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch für Hörgeschädigte | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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