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 Der Himmel so weit und schwarz

Autoren: John Barnes
Verlag: Festa, Leipzig

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Wie kann man den Mars lebenswert machen? Und was macht man, wenn ein ziemlich allmächtiger Computervirus sämtliche Gehirne der Menschen übernehmen will? John Barnes hat eine relativ baldige Zukunft entworfen. Die Erde ist 2095 von dem Computervirus OneTrue beherrscht und der Mars wird von noch freien Menschen urbar gemacht.

Teri ist eine junge Ökospektorin auf dem Mars. Ökospektoren machen aus dem Mars einen lebenswerten Ort: Sie bohren Brunnen, stärken die Atmosphäre mit Methan und Kohlendioxid und lassen organische Abfälle in den Marsebenen liegen. Teri ist ihrem Vater, einem der erfolgreichsten Ökospektoren, gefolgt. Beide marschieren - obwohl hüpfen aufgrund der geringen Schwerkraft des Mars das angebrachtere Wort ist - über die felsigen Wüsten des roten Planeten und diskutieren, ob Teri noch länger zur Schule gehen sollte oder doch besser gleich im Geschäft der Ökospektoren bleibt. Sie will schließlich heiraten, auch wenn die COM-Gespräche mit ihrem Freund Perry gerade ein wenig komisch verlaufen.
Vor dem großen Treffen der Rounditachi, wie sich die Ökospektoren nennen, landen Teri und ihr Vater gleich ein paar Treffer an einem Tag: Erst bohren sie ein großes Methanfeld an, das genug Wasser enthält, um einen ganzen Krater einzuschneien, dann planen sie eine Straße in dieses Gebiet, und schließlich finden sie noch eine nach Marsverhältnissen warme Quelle, die einmal einen Fluss speisen wird. Mehr als gut gelaunt ziehen sie zu ihrem Treffen. Doch auf dem Rückweg spielt die Sonne verrückt und alles wird anders ...

Gute Ideen, tolle Charaktere, einige sehr spannende Szenen - aber leider kein gutes Buch. Die Geschichte von Teri wird in Rückblenden erzählt, die sie auf Tonband spricht, weil ihr ein Teil des Gedächtnisses weggenommen werden muss und sie danach wieder etwas von ihrer Geschichte wissen will. Ihr Psychiater ist auch dabei und quatscht immer wieder dazwischen, erzählt wirres, teilweise pseudophilosophisches Zeug.

Dramaturgisch geht einem nicht nur der Psychiater auf die Nerven. Anstatt dem Leser die Lebenswelt von Teri nahe zu bringen, wird auf erst mal knapp hundert Seiten nur diskutiert. Dann erst kommt die Geschichte in Gang. Schlechte Quote für ein Buch, das 318 Seiten hat.

Die Marswelt der Ökospektoren ist einzigartig und wirklich interessant. Teri ist auch eine wirklich tolle Hauptfigur, auch ihr Vater und die wenigen anderen Rounditachi, die auftauchen, sind interessante Charaktere, die sich in ihrer Umwelt natürlich ganz speziell entwickelt haben. Nachdem die Geschichte erst mal in ihrem Lauf ist, ist sie auch ziemlich spannend und gut - und sogar die Unterbrechungen von psychiatrischer Seite werden deutlich sinnvoller. Aber nicht jeder Leser wird sich durch die ersten hundert Seiten durchbeißen wollen. Wenn der Anfang nicht gelungen ist, kann man am Gesamteindruck nicht mehr viel retten. Schade um die vielen guten Ideen und die spannende Mars-Welt, die John Barnes da erschaffen hat.

Lesenswert nur für Leser, die sich durchbeißen können oder wollen.

Holger Hennig



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juni 2005 | ISBN: 3865520073 | Preis: 9,90 Euro | 318 Seiten | Sprache: Deutsch

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