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 DSA-Roman, Band 81: Spielsteine der Götter

Serie: DSA-Roman, Band 81
Autoren: Heike Wolf
Verlag: Fantasy Productions

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Taron von Gratenbach hat große Träume. Seit jeher ist es sein Ziel, ein stolzer Geweihter der Kriegsgöttin Rondra zu werden. Der innere Ruf der Göttin bringt ihn schließlich auch gegen den Willen seines Vaters nach Donnerbach, wo er sich der harten Ausbildung stellen will. Doch schon am ersten Abend wird klar, dass Taron ein schwieriger Novize wird. Nicht nur, dass er seinen eigenen Kopf hat, auch lodert etwas in ihm, was er zu beherrschen kaum im Stande ist. Schon bald bricht es aus ihm heraus. Gereizt durch Spott, gelangt er in einen unbezwingbaren Rausch, der ihn Anstand und Sitte vergessen lässt. Er selbst fühlt sich doch gerade in diesen Momenten der Göttin so unsagbar nahe und ein Götterurteil durch einen Zweikampf gibt ihm Recht. Er darf bleiben und wird schließlich geweiht, doch währt der Frieden nicht lang. Durch eine Liebelei mit einer ansässigen Elfe bringt er sich immer mehr um das Ansehen und schließlich packt ihn wieder die Wut. Im Zorn über die Worte eines Geweihten erschlägt er diesen. Als er begreift, was er dem Wehrlosen angetan hat und was dies für ihn als prinzipientreuen Diener der Göttin bedeutet, flieht er aus dem Orden.
Die Flucht vor seinem Gewissen treibt ihn durch halb Aventurien. Die Liebe und Ehre verloren und den Schwur gebrochen, ist er bald nicht mehr als ein heruntergekommener Söldner. Immer wieder scheint es einen kleinen Hoffnungsschimmer zu geben, der ihm inneren Frieden verheißt, doch holt ihn die Vergangenheit immer wieder ein. Taron leidet unter dem grausamen Spiel der Götter mit ihm als Spielstein und hadert mit seiner Vergangenheit und dem Schicksal seiner unbezwingbaren Wut. Es lässt ihn nicht los, bis er auf die Idee kommt, dass die Göttin doch mehr mit ihm vorhaben könnte als ihn nur als Spielstein zu ihrer Unterhaltung zu nutzen. Vielleicht ist die Wut, die ihn seiner Göttin immer so nahe brachte und ihn damals zwischen Leidenschaft und Pflichterfüllung zu zerreißen drohte, der Ruf der Göttin nach ihm. Doch dazu muss er den Mut aufbringen, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Die Geschichte Tarons von Gratenbach ist eine gelungene Darstellung der Gefühlswelt eines religiösen Menschen in Aventurien. Aus tiefstem Herzen strebt er nach der Nähe zu Kriegsgöttin Rondra und ihrem Glauben, doch stellen ihn die Ansichten und das Handeln der Kirche auf eine harte Probe. Auf der anderen Seite muss er einen Kampf mit sich selbst führen, da ihn seine Raserei der Göttin so nahe bringt, ihn jedoch für andere gefährlich macht und einsam werden lässt. An diesen Zwiespälten droht der einfache Bauernsohn, der ein geweihter Krieger im Namen der Göttin sein will, zu zerbrechen. Er fühlt sich als unwichtiger Spielstein im grausamen Spiel der Götter und kann doch nichts dagegen tun. Der einstige Rebell verliert seine Liebe, sein Ansehen, seine Ehre. Von seiner Göttin fühlt er sich verraten und ausgenutzt und er flieht ziellos in die entlegendsten Winkel und nur langsam und schmerzvoll beginnt er zu verstehen, was das Spiel der Götter bedeuten könnte.
Der Roman spielt über einen großen Zeitraum und zeigt die verschiedenen Lebensabschnitte Tarons. Die Abschnitte selbst sind aber detailliert gestaltet, so dass der Lesefluss trotz der zeitlichen Sprünge nur wenig beeinträchtigt wird. Schön ist die Darstellung der Emotionen und Gedanken gelungen, die den Protagonisten bewegen. Einige andere Figuren könnten jedoch etwas lebhafter dargestellt werden.
An sich ist die Geschichte interessant, doch kann sie zwischendurch etwas ermüdend oder gar schleppend wirken, wenn Taron vom nächsten Schicksalsschlag getroffen wird oder sich selbst aufzugeben droht. Es herrscht fast durchgehend eine düstere Stimmung, welche die Geschichte zwar authentisch macht, jedoch etwas einseitig wirkt. Die Verflechtung mit großen Ereignissen der offiziellen aventurischen Geschichte ist gut gelungen und lässt dennoch den Roman nicht nur für DSA-Kenner interessant werden. Leider ist der Showdown des Romans nach all den Strapazen nicht ganz so befriedigend, wie man es sich wünschen würde.
Neben einer Aventurienkarte ist auch ein Personenregister vorhanden sowie der mittlerweile obligatorische Glossar der aventurischen Begriffe.

Alles in allem ein weiterer guter Roman von Heike Wolf mit der gewohnt guten Darstellung von Emotionen und Stimmungsbildern. Trotz Zeitsprüngen bleibt die Handlung einigermaßen flüssig und insgesamt interessant bei konstant düsterer Atmosphäre der Niedergeschlagenheit eines religiösen Menschen im undurchsichtigen Spiel der Götter.

Markus Bug



Taschenbuch | Erschienen: 01. Januar 2004 | ISBN: 9783890645919 | Preis: 9,00 Euro | 345 Seiten | Sprache: Deutsch

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