Media-Mania.de

 Der Weg des Künstlers

Ein spiritueller Pfad zur Aktivierung unserer Kreativität

Autoren: Julia Cameron
Übersetzer: Anne Follmann, Ute Weber
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Julia Cameron stellt ein Zwölf-Wochen-Programm vor, mit dem man lernt - so steht es auf dem Klappentext -, "all die Hindernisse (...) beiseite zu räumen, die der Freisetzung (...) [der] Kreativität im Wege stehen." Nun sind Werbeversprechen das eine, die Realität das andere.
Wenn man hier also nach dem Künstlertyp und der Art seiner Kunst fragt, so bekommt man die Antwort: egal was du machst, Hauptsache du bist kreativ. Julia Cameron führt den Leser mit kleinen Essays und Übungen durch verschiedene Stationen, die sich mehr um die Selbstbehauptung, um die Selbstfindung drehen als um konkrete künstlerische Techniken. Zentralen Wert legt sie dabei auf die so genannten Morgenseiten, drei Seiten, die es jeden und jeden Morgen neu mit all dem Gedankenmüll zu füllen gilt, der einem gerade im Kopf herum schwirrt.
Die einzelnen Wochen sind mit den einzelnen Schritten des künstlerischen Weges betitelt. "Das Gefühl für Identität wiedergewinnen", heißt zum Beispiel die erste Woche, die elfte "Das Gefühl für Autonomie wiedergewinnen". Die Übungen in den verschiedenen Wochen sind abwechslungsreich und ähneln sich manchmal dann doch. Sie sind kleinschrittig gehalten und genau erklärt. Oft stellen sie Affirmationen - ermutigende Sätze, die man sich oft vor Augen führen soll - und Visualisierungen - bewusste wunscherfüllende Tagträume - vor. Ein anderer wesentlicher Aspekt ist die Arbeit mit dem inneren Kind - und damit das Erforschen der Vergangenheit - und das Setzen von (kreativen) Zielen - also das Planen der Zukunft. Die Arbeit mit diesem Buch zielt nicht alleine auf die Kreativität, sondern auf die Blockaden der Kreativität. Viele Übungen dieses Buches nähern sich therapeutischen Techniken.
Jeweils den Kapiteln vorangestellt sind kleine Essays, in denen Julia Cameron teilweise schonungslos aus ihrem eigenen Werdegang berichtet. Sie stellt dem Leser wunderbare Bilder der kreativen Arbeit vor, vergisst aber auch nicht die Schwierigkeiten, die sie humorvoll oder sarkastisch analysiert und so eine gute Distanz zu den je eigenen Schwierigkeiten ermöglicht, die man meist auch von sich selbst kennt. Am Rand des Textes findet man zahlreiche Zitate bekannter und unbekannter berühmter Persönlichkeiten, die zu dem jeweiligen Thema der Woche passen.
Insgesamt ist das Buch von Cameron zwar ein Buch ohne Theorie, aber mit einem deutlich gut durchdachten theoretischen Fundament. Es sind die Übungen und hier vor allem die regelmäßigen Übungen, die Cameron so wichtig sind. Dass der Untertitel auf einen spirituellen Weg zur Kreativität hinweist, sollte man nicht so ernst nehmen - "spiritual", wie es im Original heißt, hätte auch mit geistig übersetzt werden können. Jedenfalls fehlt dem Buch jeglicher mystischer Hokuspokus.
Müsste man dieses Buch bewerten, könnte man zu zwei Schlüssen kommen. Hält man das Buch nur in der Hand, erscheint es einem recht nett. "Könnte man mal ausprobieren", denkt man sich. Folgt man dem Zwölf-Wochen-Programm, wird man sich zuerst quälen, dann aber - hoffentlich rasch! - einen "Aha"-Effekt haben. Denn tatsächlich schafft erst die Arbeit mit dem Buch den notwendigen Zusammenhang. Dazu heißen Arbeitsbücher Arbeitsbücher.
Sucht man so etwas wie ein Grundlagenwerk für die kreative Arbeit, ist man mit diesem Buch bestens beraten. Mir ist es empfohlen worden. Ich empfehle es weiter.

Frederik Weitz



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2000 | ISBN: 3426870231 | Originaltitel: The Artist?s Way - A Spiritual Path to Higher Creativity | Preis: 9,95 Euro | 352 Seiten | Sprache: Deutsch

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Das große Familienbuch der Feste und BräucheDas große Familienbuch der WeltreligionenKreative Mal- & ZeichenspieleUnser EnkelkindGäste und Freunde