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 Die Herren vom Berge

Autoren: Frank Domeier
Verlag: KBV

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Als der Bischof von Minden seine Base, die Äbtissin Heilwig des Stiftes Möllenbeck, besucht, hat er eine große Bitte im Gepäck. Sein Bruder, Wedekind, Herr auf der Schalksburg und Kirchenvogt des Bistums Minden, vermisst seit zwei Wochen seine geliebte Kuneke. Diese ist offensichtlich spurlos verschwunden. Der Bischof bittet Heilwig darum, zwei Personen möglichst unauffällig mit der Suche zu beauftragen. Wichtig ist vor allem, dass Wedekind nichts von der Suche bemerkt, da ihm dies sicherlich unangenehm sei, da Kuneke nicht seine Gattin, sondern seine heimliche Geliebte sei.
Heilwig beauftragt die Nonne Agnes und Ludolf, den Sohn des Stiftverwalters, mit der Suche Kunekes. Die beiden jungen Leute sind von diesem Auftrag alles andere als begeistert, kennen sich die beiden doch schon seit ihrer Kindheit und sind nicht gerade freundschaftlich miteinander verbunden. Und jetzt sollen sie sich auch noch als ein Ehepaar ausgeben. Tolle Aussichten!
Aber gegen die Äbtissin haben die beiden keine Chance und schon bald machen sie sich zu Fuß auf den Weg zur Schalksburg. Dort angekommen haben die beiden nicht nur Probleme mit sich selbst, sondern sie lernen sofort den Amtmann kennen, der nicht nur ihnen beiden, sondern auch den meisten Dorfbewohnern viel Angst und Schrecken einjagt.

So nach und nach gewöhnen sich die beiden nicht nur aneinander, sondern erfahren auch einiges über das mysteriöse Verschwinden von Kuneke. Dies bedeutet aber nicht, dass das Verschwinden dadurch klarer wird. Im Gegenteil: Immer mehr Fragen werden aufgeworfen. Welche Rolle spielt der Schmied, Kunekes Schwager, beim Verschwinden von Kuneke? Hat er sie gar umgebracht, weil er ein Auge auf sie geworfen, sie jedoch kein Interesse an ihm gezeigt hat?
Was hat Kunekes ehrgeizige Mutter mit der ganzen Sache zu tun? Hängt das Verschwinden von Kuneke damit zusammen, dass diese die junge Witwe mit einem Kaufmann aus Minden vermählen wollte, dies aber möglicherweise nicht im Sinne von Kuneke war? Oder hängt das Verschwinden von Kuneke mit den Listen zusammen, die der Amtmann immer wieder von Kuneke verlangt hat? Listen über Steuerzahlungen, die Kunekes verstorbener Mann und Vorgänger des jetzigen Amtmanns geführt hat.

Die Klärung all dieser Fragen bringt Agnes und Ludolf immer wieder in abenteuerliche Situationen. Am Ende gelingt es den beiden jedoch, das Geheimnis zu lüften. Und wie immer erwartet den Leser am Ende eines Krimis eine faustdicke Überraschung.

Ein spannender Roman, der den Leser wirklich zurück ins Mittelalter und in das dortige Leben versetzt. Frank Domeier ist es mit diesem Roman gelungen, das Leben im Mittelalter sehr eindrucksvoll und als tägliche Herausforderung für alle Menschen darzustellen. Auch der Einfluss, den Kirche und Staat auf das tägliche Leben massiv ausüben, kommt in diesem Buch hervorragend zur Geltung.
Dabei kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Insbesondere das Verhältnis der beiden Hauptakteure Agnes und Ludolf zueinander lässt den Leser oft nicht nur schmunzeln. Zwei junge Leute, die zunächst aufs Eifrigste darum bemüht sind, sich nicht leiden zu können, das führt immer wieder zu Situationen, bei denen man einfach laut lachen muss. Aber es gibt auch den Spruch: "Was sich liebt, das neckt sich!" Ob die beiden wohl am Ende noch zusammenkommen? Lassen Sie sich überraschen.

Spannend gestaltet sich vor allem die Suche nach Kuneke. Hier haben es die beiden mit den unterschiedlichsten Charakteren zu tun, die jedoch vom Autor alle hervorragend dargestellt werden. So kann sich jeder innerhalb kürzester Zeit ein Bild vom fiesen, hinterhältigen Amtmann machen, der ein ganzes Dorf in Schrecken versetzen kann. Auch die anderen Charaktere, wie zum Beispiel die Mutter Kunekes oder der Schmied, sind hervorragend charakterisiert. Imposant ist die Darstellung des Kaufmanns aus Minden, der sich als herrschsüchtiger, unbeherrschter und gewalttätiger Mensch, unter dem insbesondere sein Sohn zu leiden hat, herausstellt.
Auch sprachlich ist dem Autor das Werk hervorragend gelungen. Durch geschickt eingesetzte rhetorische Elemente bleibt das Buch nicht nur spannend bis zum Schluss, es versetzt einen auch wirklich ins Mittelalter zurück. Sowohl der Stil als auch der Inhalt der Dialoge sind vollständig auf die damalige Zeit eingestellt. Und keine Angst, dass man als Leser Hintergründe oder gewisse Ausdrücke nicht versteht. Dies ist alles am Ende des Buches genau erläutert, so dass man auch die einzelnen Personen bestimmten geschichtlichen Hintergründen zuordnen kann.

Zusammengefasst handelt es sich um ein Buch, das die Liebe des Autors zur Geschichte seiner Heimat und zum Krimi auf jeder Seite erkennen lässt. Ein unbedingtes Muss für Freunde historischer Krimis.

Petra Schott



Taschenbuch | Erschienen: 01. April 2007 | ISBN: 9783940077066 | Preis: 9,90 Euro | 383 Seiten | Sprache: Deutsch

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