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 Die Farbe des Krieges

Autoren: Arkadi Babtschenko
Übersetzer: Olaf Kühl
Verlag: Rowohlt, Berlin

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Mit "Die Farbe des Krieges" erschien im Januar 2007 in deutscher Erstveröffentlichung das eindrucksvolle Romandebüt des russischen Autoren Arkadi Babtschenko. In dem 256 Seiten umfassenden Buch verabeitet er seine Dienstzeit beim Militär und seine Erlebnisse während der beiden Tschetschenien-Kriege.

Mit 18 Jahren tritt der junge Arkadi seinen Dienst bei der russischen Armee an. Nach wenigen Monaten und nach abgeschlossener Grundausbildung wird er zusammen mit einer Vielzahl anderer Gleichaltriger Soldaten ins südliche Russland verlegt. Dort begegnen ihm die ersten Anzeichen des schwelenden Konflikts zwischen den tschetschenischen Rebellen und der russischen Armee. Flugzeuge und Hubschrauber fliegen täglich Waffen, Munition und Soldaten über die Berge in einen Krieg, der nie Regeln kannte.
Schnell wird dem jungen Soldaten klar, dass es nur einen geringfügigen Unterschied macht, ob ihn dienstältere "Kameraden" oder von Rebellen hinterlassene Sprengfallen zum Krüppel machen ...

Der Autor berichtet offen und verhälnismäßig schonungslos von seinen Erfahrungen in den beiden Tschetschenien-Kriegen. Während er die Rahmenbedingen des ersten Konflikts nur marginal streift, beschreibt er die Umstände des zweiten Krieges relativ detailreich. Die erste Hälfte des Buches fokussiert die alltäglichen Sorgen der jungen Wehrpflichtigen in einem Umfeld von Hass, Gewalt und bedingungsloser Gier. Erschreckend glaubhaft beschreibt der Autor den schwunghaften Handel mit Waffen und Gerät unabhängig vom Dienstgrad der einzelnen Soldaten. Ungeschönt werden Menschenrechtsverletzung vielfältigster Art beschrieben, wobei die Art der Erzählung mitunter sehr einfach und fast schon banal erscheint. Hier wird der Autor dem Thema nicht gerecht.

Dieses Buch erlaubt einen kleinen Einblick in die Schrecken, denen eine ganze Generation junger, russischer Männer ausgesetzt war und teilweise noch ist. Denn die Lage in Tschetschenien und dem Nachbarland Inguschetien ist weiterhin unruhig.
Möchte der Leser einen kompetenten Überblick über diesen mehrere Jahre andauernden und von außen immer wieder genährten Konflikt erhalten, sollte er auf andere Quellen zurück greifen. Begleitend zu anderen, objektiven Sachbüchern, stellt diese sehr authentische Erzählung jedoch eine gelungene Ergänzung dar.

Arkadi Babtschenko ist ein gut lesbares, aufrüttelndes und spannendes Debüt gelungen. Hier schreibt ein mutiger Autor über einen Konflikt, der bei weitem kein russisches Problem ist. Es bleibt zu hoffen, dass dieses lesenswerte Buch mehr Menschen für die Lage in Tschetschenien zu interessieren vermag.

Ralf Strohbach



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783871345586 | Preis: 17,90 Euro | 256 Seiten | Sprache: Deutsch

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