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 Die Büchersäufer

Streifzüge durch den Literaturbetrieb

Autoren: Uwe Wittstock
Verlag: zu Klampen

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Keine Angst, in dieser Rezension wird es nicht um den Versuch gehen, ein Buch - dessen Seiten idealer Weise ja trocken zu sein haben - mit mehr oder weniger Flüssigkeit runterzuspülen.
Nein, bei dem Werk "Die Büchersäufer" von Uwe Wittstock handelt es sich um eine Abhandlung mit dem Ziel, uns über die "Gefahren" der Literaturabhängigkeit aufzuklären. Schließlich weiß die Welt noch viel zu wenig über die "Readaholics" und ihre Umgebung.
Aber keine Sorge, es handelt sich hierbei auch nicht um eine völlige Satire. Der Untertitel des vorliegenden Bändchens bringt es viel besser auf den Punkt: "Streifzüge durch den Literaturbetrieb".

Nach dem nicht ganz ernst gemeinten "warnenden Vorwort" erzählt der Autor eher melancholisch eine "Arie über die Sorgen der Branche". Hier werden die Nöte und Probleme des Buchhandels im Umbruch vom künstlerischen Handwerk zum gewinnbringenden Unternehmen erzählt.
Dieses Thema setzt sich auch im ersten von drei "Hauptkapiteln" fort. In "Detaillisten der Dichtung. Stippvisiten bei Buchhändlern" werden dem Leser vier Geschichten von Buchhändlern erzählt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Von der kleinen, alteingesessenen Buchhändlerin von nebenan bis hin zu den Riesen der Branche Thalia und Weltbild.
Hier gilt, was auch im nächsten großen Kapitel "Über Herrscher im Land der Bücher. Vier Verleger und ein Todesfall" gelten soll: Der Ton ist leise und oft melancholisch. Die guten alten Zeiten werden zwar betrauert, aber Veränderungen gleichzeitig nicht verteufelt. Es wird über Verlust und Fehler berichtet, ohne dabei die Erfolge zu vergessen.

Auf diese beiden Kapitel folgt "Billy ist für alle da. Eine Hommage" an Ikeas berühmtes Regal. Zur Auflockerung kommt gleich darauf "Rasender Leerlauf. Polemische Anmerkungen zum Theater". Hier ist der Titel wahrlich Programm.

Anschließend wird ein weiteres großes Kapitel präsentiert: "Nachrichten vom Genre". Dort werden Krimi, Liebesroman und alles Komische präsentiert. Hier ist die Gefahr noch am Größten, dass die Texte etwas trocken und vielleicht auch überheblich wirken, in ihrer allgemeinen Ablehnung von allem, was reine Unterhaltung ist. Trotzendem ist gerade dieser Teil lehrreich geschrieben und der Autor untersucht ehrlich die - auch eigenen - Vorurteile. Wenn aber ein Thema oder eine Person angesprochen wird, die dem Autor wirklich am Herzen liegen - dann sind sie wieder da, die leisen Töne und die zärtliche Zuneigung.

"Schriftsteller und politische Visionen. Kleine Bestandsaufnahme am Beispiel Europa" zeigt nicht nur, dass auch Schriftsteller scheinbar nie einer Meinung sind - in diesem pointierten Beitrag zeigt sich, was ein geeintes Europa in Vergangenheit und Gegenwart so wichtig macht und machte. Es wird auch deutlich, wo die Probleme besonders in der Vermittlung eines gemeinsamen Europas liegen.

Im letzten großen Kapitel des Bandes "Literatur und Leibesübungen. Fünf Trainingseinheiten" geht es um Literatur und Sport. Warum sie nicht miteinander, aber auch nicht voneinander lassen können. Hier gibt es keine gekennzeichneten Unterkapitel, auch wenn die einzelnen "Trainingseinheiten" von Hemingway im Speziellen bis hin zu ganz allgemeinen Beobachtungen sehr unterschiedlich geartet sind.

Das Ende des Buches beschäftigt sich passender Weise mit dem Thema "lauter letzte Sätze". Allerdings geht es dabei nicht um die Schlussworte von Büchern, sondern um die letzten Sätze von Dichtern, Schriftstellern und anderen historischen Persönlichkeiten.
Hier wird mal wieder vortrefflich gezeigt, dass der Tod auch komische Momente haben kann. Gleichzeitig wird deutlich, was für eine unsichere Sache diese letzten Sätze sein können.

Es folgt noch eine kurze Nachbemerkung, sowie ein Personenregister.

"Die Büchersäufer" ist ein Essay, das zum großen Teil aus Aufsätzen für die Welt, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung entstanden ist. Alle Aufsätze wurden dafür überarbeitet, ergänzt und aktualisiert. Durch diese Mischung ist Uwe Wittstock ein sehr abwechslungsreiches Buch gelungen, das trefflich Unterhalten kann. Die Sprache ist stets fein, oft melancholisch und nicht grob polemisch, selbst wenn gegen ein Thema gewettert wird. Der Autor bemüht sich um eine objektive Präsentation der einzelnen Bereiche - auch wenn es ein durch und durch subjektives Werk geworden ist.

Uwe Wittstock lädt mit "Die Büchersäufer" zu einem Streifzug durch den Literaturbetrieb ein. Wer Literatur mag und Bücher liebt, sollte ihm folgen.

Susanne Fischer



Hardcover | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783866740051 | Preis: 16,00 Euro | 173 Seiten | Sprache: Deutsch

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