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 Kapitän Seebärs letzte Reise

Autoren: Annette Herzog
Illustratoren: Michael Bayer
Verlag: Ueberreuter

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Tagelang kein Wasser, nichts mehr zu essen und brennende Sonne, soweit das Auge reicht. Kapitän Seebär weiß nicht mehr ein noch aus. Da greift unvermittelt ein riesiger Tintenfisch an. Seine gewaltigen Fangarme umschließen das Schiff und die ganze Mannschaft versucht sich des Monsters zu erwehren. Endlich gelingt es dem Kapitän, einen der Fangarme abzutrennen. Wütend aber geschlagen lässt das Untier von dem Schiff ab und versinkt in der Tiefe. Nun hat die Mannschaft genug zu essen. Sie brät den Tintenfischarm auf kleiner Flamme und will grade zugreifen, da stößt ein gewaltiger Adler aus dem Himmel herab und schnappt sich die fette Mahlzeit. Maßlos enttäuscht sehen ihm die Piraten nach. Zu ihrem Erstaunen fällt der riesige Vogel noch kauend vom Himmel auf die Planken des Schiffes. Offensichtlich ist der Tintenfisch einer der giftigsten Tiere des Meeres, stellt der Kapitän erleichtert fest. Nun haben sie genug zu essen für Wochen, denn der Vogel scheint kein Gift in seinem fleischigen Körper zu haben.

Unvermittelt hört Großvater auf zu erzählen und wischt sich den Schweiß aus der Stirn. Ich erzähle morgen weiter, lieber Jonas. Missmutig aber auch zufrieden, dass es morgen weitergehen soll mit der spannenden Geschichte hilft Jonas seinem Großvater in dem riesigen Garten.
Doch am nächsten Morgen weckt ihn seine Mutter und sie fahren ins Krankenhaus. Großvater hatte in der Nacht einen Herzinfarkt und ist am Abend tot. Jonas ist wütend. Nicht mal die Geschichte hat Großvater zu Ende erzählt. Und verabschiedet hat er sich auch nicht.
Tagelang weint und schimpft Jonas abwechselnd. Er geht nicht mal mit zur Beerdigung, so sauer ist er auf Großvater. Meistens geht er in Opas Garten und arbeitet verbissen weiter. Da hört Jonas plötzlich eine Stimme. Sie scheint aus Opas Regentonne zu kommen und klingt ganz wie Kapitän Seebär.

Anette Herzog, bekannte Kinderbuchautorin und Schöpferin so liebenswerter Kunstfiguren wie der Hexe Zuckerguss aus dem Buch "Verhexter Winter" ( hier nachzulesen ), hat mit "Kapitän Seebärs letzte Reise" wieder ein Buch hervorgezaubert, dass Kinderherzen höher schlagen lässt.
Sie erzählt mit lockerer Hand, in einfacher, verständlicher Sprache und kurzen, auch für Leseanfänger geeigneten Sätzen, eine liebenswerte Geschichte. Sie thematisiert den plötzlichen Tod des geliebten Großvaters und macht deutlich, dass neben Trauer auch immer ein Stück Wut auf den Verstorbenen dabei ist. Ein Kind fühlt sich meist verlassen und kann nicht abstrahieren, was dies für den Verstorbenen bedeutet.
Frau Herzog meistert dieses Gefühlschaos mit leichter Hand, spart aber nicht aus, wie sehr es ein Kind verstört und verletzt.
Es gelingt der Autorin dennoch, humorvoll und spannend zu erzählen, wie man damit umgehen kann - und sei es nur in einer Fantasiewelt, die man sich selbst erträumt und erschafft.
Dank der skizzenhaften Illustrationen von Michael Bayer kann sich jedes Kind vorstellen, wie der Seebär, der Großvater, Jonas und Janina aussehen und was sie erleben. Dies ist besonders für Leseanfänger wichtig und notwendig, die diese Hilfestellung brauchen, um bei langsamem Lesetempo nicht den Faden der Geschichte zu verlieren.
Es geht zwar etwas zu kitschig und einfach zu in der Welt von Jonas und sämtliche Probleme - auch der fehlende Abschied vom Großvater - lösen sich in Wohlgefallen auf, doch für Kinder ab sechs oder sieben Jahren ist dies perfekt und angemessen.
Ohne Fehl und Tadel ist dieses Märchen jedem Kind zu empfehlen, dass anfängt zu lesen und Abenteuergeschichten mag, die nicht allzu spannend sind. Leider ist das Buch viel zu schnell ausgelesen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2007 | ISBN: 9783800052844 | Preis: 6,95 Euro | 80 Seiten | Sprache: Deutsch

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