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 Creature

Autoren: Dave Freedman
Übersetzer: Hanne Hammer
Verlag: Ullstein

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Im pazifischen Ozean entdeckt eine kleine Gruppe vergnügungssüchtiger Neureicher durch Zufall eine neue Art von Rochen, die scheinbar sogar in der Lage ist, an der Luft zu atmen und zu fliegen. Eine der Entdeckerinnen wendet sich an Harry Ackermann, den unglücklichen Anwalt und Finanzier eines Manta-Rochen-Vergnügungsparks, der am Rande des Bankrotts steht. Als er von der neuen Art hört, wittert er sofort ein Millionengeschäft und informiert seine sechsköpfige Wissenschaftler-Crew, bestehend aus dem Ichthyologen Jason Aldridge, den Meeresbiologen Lisa Barton, Craig Summers, Darryl und Monique Hollis sowie dem Fotografen Phil Martino. Eigentlich sollten sie die Lebensgewohnheiten von Manta-Rochen erforschen, um herauszufinden weshalb die Tiere in Gefangenschaft eingehen. Doch eine Vertragsverlängerung mit gleichzeitiger Gehaltserhöhung stimmt die Wissenschaftler um, so dass sie der eher vagen Spur nachgehen. Schon bald häufen sich die Indizien und der Forscherehrgeiz treibt die Gruppe zu immer neuen Höchstleistungen an. Allerdings wandelt sich die Begeisterung, eine neue Spezies entdeckt zu haben, bald in begründete Sorgen, denn das Tier, welches als erstes gesichtet wurde, war scheinbar ein Jungtier. Die Erwachsenen werden um einiges Größer und diese neue Art von Rochen sind keine harmlosen Planktonfresser, sondern hochspezialisierte Raubtiere, die sogar vor Weißen Haien nicht zurückschrecken. Jason und seine Kollegen finden darüber hinaus heraus, dass diese neue Rochenart eine natürliche Entwicklung hinter sich hat. Scheinbar stammt die Art aus der Tiefsee und ist nun auf dem Weg, um neue Lebensräume zu erschließen. Und kurze Zeit später wird der Alptraum der Forscher zur Gewissheit: Einem der Tiere gelingt der evolutionär bahnbrechende Schritt vom Wasser aufs Land. Darüber hinaus hat die Kreatur seine Flugfähigkeiten perfektioniert und stellt sich auf eine neue Beute ein, die leicht zu erlegen ist - den Menschen ...

Mit "Creature" präsentiert Dave Freedman seinen Debütroman und liefert ein Tierhorror-Szenario der Superlative ab. Entgegen ähnlicher Geschichten wird hier aber keineswegs eine bekannte Art verunglimpft, wie es beispielsweise in "Der Weiße Hai" geschehen ist, und auch althergebrachte Erklärungen wie Genmanipulationen oder Mutation durch Radioaktivität müssen nicht herhalten. Freedman nimmt einfach die Evolution selbst als Grundlage des Grauens und verpackt seinen durchaus effektheischenden Plot mit wissenschaftlich fundierten Fakten, die hervorragend recherchiert wurden.
Beim Beginn seines Erstlingsromans hat Freedman scheinbar noch ein paar Anlaufschwierigkeiten. Zu gestelzt und künstlich lesen sich die Dialoge zwischen den Urlaubern und das häufige "Wow" nervt schon nach kurzer Zeit.
Die Haupt-Charaktere wirken sehr sympathisch, wenn auch zum Teil recht klischeehaft. Der starke Anführer, der eine etwas naive Belehrung in Sachen Vertrauen erhält, die ehrgeizige Wissenschaftlerin, die nur für ihre Arbeit lebt, und die Abenteurer Craig und Darryl. Phil übernimmt den Part des "Arschlochs" und erfüllt dahingehend sämtliche Klischees; und nicht zu vergessen der aalglatte Managertyp Harry Ackerman, der einzig und allein den finanziellen Nutzen der Entdeckung vor Augen hat. Faszinierend und äußerst spannend schildert der Autor in der ersten Hälfte des 519-Seiten-Schinkens die Schnitzeljagd, bei der die Wissenschaftler Erkenntnis für Erkenntnis mühsam zusammentragen und neue Theorien entwerfen, um andere zu wiederlegen. Doch leider fällt die zweite Hälfte des Romans der Dramatik und Action zum Opfer und verlässt dabei einige Male die Pfade der Glaubwürdigkeit. Ein fliegender Superrochen in den Redwood-Wäldern von Amerika liest sich trotz aller wissenschaftlichen Erklärungen mehr als haarsträubend. Und in der Beschreibung einer Hirschjagd schleichen sich auch kleinere Fehler ein, was die Fakten anbetrifft, denn öfters wird der Hirsch als Bock bezeichnet, wobei letzterer ein männliches Stück Rehwild meint und ersterer ein Rotwildmännchen.
Trotzdem liest sich auch der Part in den Wäldern zum Teil sehr spannend und entwickelt sich stellenweise zu einem beklemmenden Kammerspiel, in welchem der Mensch zur Beute wird. Leider übertreibt der Autor in einigen Beschreibungen und überspannt den Bogen häufig, was zu Ungunsten der Dramatik geht, wenn zum X-ten Mal der Rochen in der Nähe seiner Gegner auftaucht, nur um im letzten Augenblick doch noch abzudrehen. Doch die Gruppe der Wissenschaftler bleibt dennoch nicht ungeschoren und da muss man dem Schriftsteller zu Gute halten, dass er es hervorragend verstanden hat, überraschende Wendungen in seine Geschichte einzuflechten. Das Ende bleibt wie zu erwarten ziemlich offen und lässt Freedman die Möglichkeit, eine Fortsetzung zu schreiben, die sich hoffentlich von gängigen Hollywood-Klischees befreit.

Das Cover des einfach gestalteten Taschenbuchs, welches aber auf hochwertigem Papier gedruckt wurde, zeigt einen Killerrochen, wie ihn sich Freedman wohl vorstellen mag. Ein Wesen fast nur aus Maul bestehend, aus der lichtlosen Tiefsee erscheinend, weckt wahrlich Urängste im Menschen.

Fazit: Abwechslungsreicher Tierhorror-Roman mit sehr gut recherchierten Fakten. Charakterisierung und Handlungsablauf gleiten aber allzu häufig in gängige Klischees ab. Die Pressestimmen auf dem Klappentext versprechen dem Leser wieder einmal das Blaue vom Himmel und übertreiben dabei maßlos. Das Buch ist zweifellos sehr unterhaltsam und animiert zu eigenen Nachforschungen in Bezug auf bestimmte Theorien der Ozeanografie und der Meeresbiologie. Dennoch hätte der Plot auch in einem hundert Seiten dünneren Buch ausreichend Platz gefunden.

Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 1. April 2007 | ISBN: 9783548266923 | Preis: 8,95 Euro | 519 Seiten | Sprache: Deutsch

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