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 Ich hab die Unschuld kotzen sehen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
"Guten Tag, die Welt liegt in Trümmern. Ich sammle sie auf. Errichte daraus neue Gebäude. Konstruiere neue Städte. Kann man wohnen drin. Oder weiträumig umfahren."

Mit diesen Worten beginnt "Ich hab die Unschuld kotzen sehen." Für viele Hörer wird sich die Frage aufdrängen, wie man auf solch einen banalen Titel kommen kann. Der Autor Dirk Bernemann versucht in seinem Buch, den Lesern die Augen für die Wirklichkeit zu öffnen. Er will zeigen, wie grausam und ungerechnet die Realität ist.

Bernemann erzählt in seinem Buch Geschichten, die mitten aus dem Leben gegriffen sind. Das Buch besteht aus mehreren kleinen Kapiteln, die sich zwar zusammenhängend lesen lassen, die aber doch alle separate Kurzgeschichten sind.
Los geht es mit einem durchgeknallten Drogenjunkie, der, außer sich vor Wut, solange auf seine Freundin einschlägt, bis diese schließlich tot auf dem Boden liegt. Mit diesem Fall wird im zweiten Kapitel schließlich ein Polizeikommissar beauftragt. Dieser beklagt sich über die tagtäglichen Verbrechen, die zu nichts führen und nur Leid und Trauer unter der Menschheit hervorrufen. Allerdings ist er auch nicht viel besser. Seine Korruptheit zeichnet sich dadurch aus, dass er extra einen Auftragskiller engagiert hat, um seinen Vater zu liquidieren. Dieser Auftragskiller hat seinerseits auch seine eigene Geschichte, die Bernemann dem Leser näher bringt, um die Gründe, warum gerade dieser Mensch zu einer lebenden Killermaschine mutiert ist.
Weiter geht es mit einer völlig verzweifelten Nutte, deren Leben eine einzige Katastrophe ist. Weit ausschweifend erzählt Bernemann über ihr Leben, mit alle ihren Hoch- sowie Tiefpunkten. Letztendlich nimmt sich diese Nutte auch noch das Leben, in dem sie vor einen fahrenden Zug springt.

Wie man an diesen Beispielen sehen kann, hängt die Geschichte unmittelbar aneinander, es ist sozusagen eine reine "Handlungskettengeschichte". Dirk Bernemann bedient sich eines einfachen Erzählstils, in der überwiegend die Wörter "f*****" und "kotzen" vorkommen, welches dem Buch etwas die Ästhetik nimmt. Die ersten paar Male kann man diese Fäkalsprache noch vertragen, aber Bernemann benutzt einfach zu viele der unanständigen Wörter, was den Hörer später nur noch den Kopf schütteln lässt. Zwar ist diese Sprache durch die tragischen Handlungen gerechtfertigt, unbedingt sein müsste sie allerdings nicht.
Ansonsten ist "Ich hab die Unschuld kotzen sehen" einfach eine andere Art von Hörspiel, als es die meisten kennen. Es gibt hier sozusagen keinen wirklichen Spannungshöhepunkt, vielmehr ist jede Geschichte eine Welt für sich, in der sich der Hörer immer wieder neu einfinden kann. Das Hörbuch muss nicht unbedingt in einem Fluss durchgehört werden, sondern kann immer und zu jeder Zeit unterbrochen werden. Die vielen Kapitel machen es einfach, immer dann einzusteigen, wenn man Lust hat. Man braucht keine Angst zu haben, den roten Faden verloren zu haben.
In Bernemanns Werk geht es allerdings überwiegend um Sex und Gewalt. Wenn nicht gerade jemand stirbt, denkt die Person an Geschlechtsverkehr oder sonstige anderen Sachen. Viel Fantasie ist nicht unbedingt in das Buch hineingesteckt worden.
Zu Gute muss man Bernemann allerdings halten, dass die beiden CDs durchaus schnell und kurzweilig zu hören sind, da sie doch immer etwas Interessantes bieten, was so noch nicht wirklich auf dem Markt erschienen ist.
Das Buch ist durchschnittlich gesehen in Ordnung, rechtfertigt den Preis zwar nicht unbedingt, aber ist durchaus für viele, die Tragik und Leid in Büchern mögen, entsprechend gut.

Der Vorleser Helmut Krauss passt wie die Faust aufs Auge zu diesem Hörbuch. Seine etwas ältere Stimme verleiht der Geschichte das richtige Flair.

Martin Hammerschmidt



CD | CD-Anzahl: 2 | Erschienen: 1. März 2007 | ISBN: 9783866080799 | Laufzeit: 135 Minuten | Preis: 19,95 Euro | Sprache: Deutsch

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