Nur mit knapper Not sind Adam Salton und Nathaniel de Salis 1886 der unbarmherzigen Arabella March nach Indien entkommen. Kurz danach treffen sie in Bombay auf eine alte Bekannte Nathaniels - Helena Blavatsky, die Begründerin der Theosophischen Gesellschaft. Die geheimnisvolle Frau und Nathaniel scheint ein Geheimnis zu einen - das Wissen um den Heiligen Speer. Adam und Nathaniel brechen in das Hochgebirge auf, dort passieren in den geheimen Tunneln der Parsen schreckliche Dinge, bei denen Nathaniel schwer verletzt wird. Nun ist es an Adam, die Führung zu übernehmen, was jedoch leider erst in Teil Vier der Hörspielreihe beschrieben werden wird.

In der "Jetztzeit" bekommt ein junger BND-Spezial-Agent den Befehl, nach Indien zu reisen. Sein Auftrag hat mit den Überbleibsel des Projekts Nordwind zu tun, ein SS-Unternehmen in Tibet, das nach dem Krieg vom BND übernommen wurde. Auf einer dritten Erzählebene erleben wir die Ereignisse in Nazi-Deutschland mit, hier tritt neben Himmler auch dessen Berater in okkulten Dingen, Karl Maria Wiligut, Weisthor genannt, auf.

Adam leidet immer noch unter den Erlebnissen aus den ersten beiden Teilen und ist innerlich sehr aufgefühlt, was zu diversen Rückblenden führt. Dazu kommt das Misstrauen gegenüber Nathaniel, der ihm nur das Nötigste verrät. Der Anfang ist eine kurze Wiederholung der bisherigen Ereignisse, wobei es etwas verwundert, dass Adam erst nach drei Wochen auf dem Boot mit Nathaniel diskutiert. Er misstraut dem alten Mann und überlegt eigene Wege zu gehen, fährt aber erst einmal mit ihm nach Bombay?

"Weißes Gold" ist der dritte Teil der Hörspiel-Serie "Die schwarze Sonne" aus dem Lausch Verlag. Dieses Mal spielt die Handlung nicht mehr nur Ende des neunzehnten Jahrhunderts, sondern während drei Zeitebenen. Der Übergang zwischen diesen erschließt sich dem Hörer leider nicht immer sofort. Theoretisch ist das zwar an den Namen beziehungsweise den Dienstgraden leicht möglich, in der Praxis erweist es sich aber als nicht ganz einfach, es werden leider keinerlei direkte Hinweise gegeben. Ungewöhnlich sind die verschiedenen Erzählstile, da diese nicht nur den jeweiligen Zeiten angepasst sind, sondern Adam immer sehr prosaisch seinen Gedanken nachhängt. Nicht jede Metapher ist wirklich gelungen, aber für den Fan von Gothic Novels gibt es teilweise wirklich stimmungsvolle Texte zu hören.

Wie schon bei den ersten beiden Teilen ist auch der dritte ordentlich produziert und weiß durch gute Sprecher und ein künstlerisch aufgemachtes Booklet zu überzeugen. Das Cover wirkt wieder gelungener als beim zweiten Teil, es ist einfach, aber passend. Der Plot geht nun tiefer in die selbst gestrickte Hintergrundhandlung, wobei aber auch die Geschehnisse aus dem ersten Teil gut integriert werden. Auch Jules Verne ist wieder per Briefpost mit von der Partie. Die Handlung mag nicht jedermanns Sache sein; da Teile der NS-Führerriege sich wirklich mit okkulten Dingen beschäftigt haben, ist es aber völlig akzeptabel, dies in einen solchen Rahmen zu behandeln. Die Einbindung der historischen Person Helena Blavatsky ist zwar eine gute Idee, aber etwas lieblos umgesetzt, abgesehen davon, dass sie schon 1985 Indien verlassen hat. Die Kontroverse um ihre Person, die zu ihrer Abreise führte, wird zwar im Hörspiel thematisiert, mit dem Zeitpunkt scheint man es aber nicht allzu genau zu nehmen.

Die Kritik an den Teilen Eins und Zwei kann auch hier wiederholt werden: Die Handlung geht nur langsam weiter beziehungsweise ist es wirklich ärgerlich, nur eine CD vor sich zu haben. Gerade ist man in der Handlung drin und diese kommt voran, da ist die CD schon wieder vorbei. Glücklicherweise erscheint Teil Vier zeitgleich, was aber auch notwendig ist, könnte man Teil Drei und Vier mit gutem Recht als Doppelfolge bezeichnen. Natürlich ist es auch ein generelles Problem bei Reihen, dass man auf die Fortsetzung warten muss, aber mit den arg unbefriedigend offenen Enden ist "Die schwarze Sonne" ein besonders schwerer Fall.

"Die schwarze Sonne - Weißes Gold" lebt von der Mischung Gothic Novel, okkulte Nazis und der heutige BND als Nachfolger eines SS-Projektes. Die einzelnen Bestandteile sind alte Hüte, aber die Verwebung scheint gelungen, wobei auch cthuloide Ansätze weiterhin nicht zu verleugnen sind, Stichwort Tentakel … Am Ende wird es übrigens ziemlich brutal, derart drastische Beschreibungen sind selten, die Altersempfehlung von 16 Jahren ist also vollkommen gerechtfertigt. Wer sich für die Thematik interessiert beziehungsweise für einen gut gestrickten mystischen Plot, der kommt an "Die schwarze Sonne" nicht vorbei. Wer Teil Drei kauft muss aber auch Teil Vier kaufen! Kenntnis der ersten beiden Teile ist sinnvoll, aber nicht zwingend, da die Nazi-/Tibet-Thematik erst in "Weißes Gold" beginnt.