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 Zur Lage des Glaubens

Ein Gespräch mit Vittorio Messori


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Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Bei diesem Buch handelt es sich um die Neuauflage der 1985 erschienen Niederschrift eines Gesprächs, das der italienische Journalist Vittorio Messori über mehrere Tage mit Joseph Ratzinger, damals Kardinal und Präfekt der Glaubenskongregation, führte.
Der jetzige Papst Benedikt XVI. erläutert im Vorwort die Reaktionen auf das Buch, als es gerade herausgekommen war, und begründet die Neuauflage mit der nach wie vor bestehenden Aktualität der von Messori aufgeworfenen Fragen. Anschließend umreißt der Journalist Joseph Ratzingers Biografie und geht auf die dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation entgegengebrachten Vorwürfe und Vorurteile ein.
Im Gespräch selbst ist das Zweite Vatikanische Konzil zentrales Thema. Ratzinger erklärt, aus welchen Erwägungen die Reformen des Konzils resultierten, welche von ihnen als gelungen angesehen werden können und welche sich im Rückblick eher als schädlich für die Kirche - im Sinne des Glaubens - erwiesen haben. In diesem Rahmen stellt Messori Fragen zu nach wie vor sehr strittigen Themen, zum Beispiel zur Rolle der Frau in der Kirche, zur Sexualität, zur Theologie der Befreiung und zum Priestertum, jedoch ebenso zu spirituellen und liturgischen Aspekten und zur Ökumene.

Vittorio Messori gehört nicht zu den Journalisten, die ihren Interviewpartner vorführen möchten, insbesondere, wenn er einer unliebsamen Institution angehört. Trotzdem stellt er sehr kritische Fragen und lässt kein kontrovers diskutiertes Thema aus, wobei sich zeigt, dass er sich in der Materie gut auskennt. Reicht ihm eine Antwort nicht aus, so legt er eine präzis formulierte Frage nach.
Joseph Ratzinger, als Wissenschaftler sicher kein typischer Chef einer "klassischen" Institution, weicht, anders als der Leser es von Politikern gewohnt sein dürfte, den Fragen nicht aus und geht auch sehr direkt auf Kritik an der Kirche und ihren Organen ein. Seine Positionen zu den von den Massenmedien gern aufgegriffenen Themen sind auszugsweise bekannt, nicht jedoch die ausführlichen, logischen Begründungen, die Ratzinger dazu gibt - logisch im Sinne der an der Bibel und den Kirchenvätern orientierten Theologie. Sehr gut nachvollziehbar ist seine Argumentation bezüglich der Tatsache, dass sich die katholische Kirche nicht dem Zeitgeist gebeugt hat und auf der New-Age-Welle mitgeschwommen ist, um Mitglieder zu halten oder gar anzuwerben.
Das Buch wendet sich an Katholiken, die sich darüber informieren möchten, wie "die Kirche" und besonders ihr aktuelles Oberhaupt ihre Positionen begründen, wie diese zustande kamen, und warum die Kirche in einigen Fragen so starr und wenig zeitgemäß auftritt. Man braucht keine ausgesprochen tief gehenden Theologiekenntnisse, um Ratzingers Ausführungen zu folgen. Wer sich allerdings eher am Rande der katholischen Kirche sieht oder sich für sie interessiert, ohne sich jemals tiefer mit ihrer Lehre befasst zu haben, sollte sich eher an andere Bücher des derzeitigen Papstes halten, die vorzüglich Glaubensinhalte vermitteln und zum Teil auch Ratzingers Argumentation zu den hier aufgeworfenen Fragen enthalten - freilich sind dann ein paar hundert Seiten mehr zu studieren.
Außenstehende und Feinde des Katholizismus wird das Buch sicherlich nicht von der Richtigkeit dieser Positionen überzeugen, weil die Ausführungen, wie erwähnt, auf der Bibel und den Glaubenssätzen der Kirche beruhen. Katholiken bietet es die Möglichkeit, sich auf wenigen Buchseiten und in gut verständlicher Form mit umstrittenen Aspekten ihrer Lehre auseinanderzusetzen, die heute nicht minder aktuell sind als vor einem Vierteljahrhundert, und vielleicht ein paar Vorurteile abzubauen.

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783451058615 | Originaltitel: Rapporto sulla fede | Preis: 9,90 Euro | 207 Seiten | Sprache: Deutsch

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