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 Der verlorene Troll


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der amerikanische Autor Charles Coleman Finlay veröffentlicht bereits seit 2001 Erzählungen und Kurzgeschichten. "Der verlorene Troll" ist nun sein erster Fantasyroman. Auf 443 Seiten schildert er das Leben eines menschlichen Jungen, der bei den Trollen aufwächst und sich aufmacht, um nach seiner Herkunft zu forschen.

Claye - diesen Namen kennt der junge Made nicht, obwohl er bei seiner Geburt so genannt wurde. Seit er denken kann, lebt er mit seiner Mutter Windy zusammen in den Wäldern. Dass er ein Menschenjunge und sie eine Trollfrau ist, hat ihn nie gestört, sehr wohl aber die vielen Hänseleien und Beleidigungen der anderen Trolle.
Made - diesen Namen gab ihm einer der Trolle, als er noch klein und weiß und weich war. Jetzt trägt er ihn mit Stolz, ohne sich vor den anderen Trollen zu schämen. Denn was er nicht an Körpergröße und Kraft hat, macht er durch Wendigkeit und Klugheit wett.
Und obwohl Made ein hartes, aber gutes Leben bei seiner Trollmutter führt, zieht es ihn fort. Er weiß, dass er anders ist als die anderen Trolle. Er will seine wahren Wurzeln entdecken, und als er alt genug ist, verlässt er seine Sippe, um sich den Menschen anzuschließen. Er will sie kennen lernen und werden wie sie, denn er hat das Ziel, eine Frau für sich zu finden.
Doch als er zu einer Menschensippe stößt, muss er feststellen, dass das Leben dort nicht einfach ist. Die Menschen führen Krieg gegeneinander, zerstören gegenseitig ihre Siedlungen, töten Frauen und Kinder. Made erkennt langsam, dass nicht dort sein Schicksal liegt …

Das in sanften, abgedunkelten Pastellfarben gehaltene Cover täuscht - der Roman, der auf den ersten Blick Verspieltheit verspricht, entpuppt sich als stellenweise sehr ernsthaft und nachdenklich und ist für Jugendliche wie auch Erwachsene geeignet, nicht jedoch für Kinder.
Die Geschichte des Mannes Claye, der bei Trollen aufwächst, erinnert natürlich an Klassiker wie "Das Dschungelbuch", ist aber doch sehr eigenständig. Lediglich die häufigen Anleihen aus dem indianischen Leben stören; hier hätten originelle oder kreative Ideen dem Roman besser getan. So wird "Der verlorene Troll" im Verlauf schwächer, seine starken Momente erlebt er in der ersten Hälfte.
Das allerdings schmälert den positiven Gesamteindruck nicht, denn gerade das Ende überzeugt; nicht unbedingt in seinem Inhalt, sondern vielmehr in seiner Konsequenz. Natürlich kann ein Nachfolgeroman nicht ausgeschlossen werden, jedoch wurde hier ein stimmiger Abschluss geschaffen, der hoffentlich ohne zweiten Teil auskommt.
Wo die Ausarbeitung der Charaktere rings um Claye etwas leidet, wird der Protagonist selbst faszinierend dargestellt, vor allem durch verschiedene Perspektiven; der junge, unangepasste Wilde muss sich in einer ihm fremden Welt zurechtfinden, nicht selten muss er Niederlagen in Kauf nehmen, provoziert durch seine Herkunft. In schnörkellosem, klaren Stil lässt Finlay den Leser an Clayes Abenteuern teilhaben und einen interessanten, sympathischen Charakter entstehen.

Ein toller Debütroman, tolle Fantasy und ein tolles Ende: Finlay gelingt gleich mit seinem Erstlingswerk ein sehr lesenswerter Roman. Kleine Schwächen in der Konzeption täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass es sich lohnt, den Autor weiter im Auge zu behalten. Ohne viel Schnickschnack, jedoch mit ein paar Anleihen aus der Historie zu viel kreiert er eine martialische, essentielle Welt mit einem interessanten Protagonisten. Hier lohnt der Kauf allemal.

Tina Klinkner



Softcover | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783608937862 | Originaltitel: The Prodigal Troll | Preis: 16,90 Euro | 443 Seiten | Sprache: Deutsch

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