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 Das Gitter der Macht

Autoren: Peer Onneken
Verlag: Sieben-Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nachdem Frank Schweizer in "Grendl" dem Sinn des Lebens auf philosophisch-humoristische Weise auf den Grund zu gehen versuchte, bemüht Peer Onneken den abenteuerlich-esoterischen Weg in "Das Gitter der Macht".

Es ist Gegenwart und Erde. Hier wurde vor langer Zeit eine goldene Gitterkonstruktion mit großen magischen Fähigkeiten entworfen, aber wo sie steht, das gilt es noch herauszufinden.
Jonathan Hain sucht ein Lebensziel und eine Partnerin. In Indien hat er erfahren, wann er sterben wird, aber was er bis dahin machen soll, überlässt er ganz dem Schicksal. Dieses führt ihn nach Spanien, wo er erst den "wahren Menschen" Einfried und dann die hübsche Rosalie kennen und sehr schnell lieben lernt. Die beiden sind füreinander geschaffen und merken das sofort. Darüber hinaus hat Rosalie ein Buch über die Heilkraft des Goldes geschrieben und darin auch das Gitter der Macht erwähnt. Nun hat Jonathan sowohl Partnerin als auch ein Ziel und zusammen mit Einfried machen sie sich auf die Suche, damit das Gitter nicht in falsche Hände gerät.
Diese falschen Hände gehören Alexander Yoon, reich, mächtig, machtversessen, skrupellos und in seinen Augen das Zentrum der Welt. Er weiß ebenfalls um die Heilkraft des Goldes und hat gleich zwei Tonnen davon unter seinem Bett. Darüber hinaus hat er die wohl umfassendste magische Bibliothek und setzt die daraus gewonnenen Zauberkräfte auch ein. Auf der Suche nach dem goldenen Gitter, das für ihn das Ziel seiner Träume darstellt, geht er zusammen mit seinem Gehilfen Mohsen Quon über Leichen. Ein altes Buch soll Aufschluss über den Verbleib des Gitters geben, ist aber in normannischer Schrift verfasst. Und der Übersetzer Jean Marie Chevrié denkt nicht im Traum daran, sich nach der Übersetzung umbringen zu lassen - geschweige denn diesen brisanten Stoff einem Wahnsinnigen wie Alexander Yoon zu überlassen ...

Die Geschichte, die in "Das Gitter der Macht" erzählt wird, beginnt gemächlich, in aller Ruhe werden die Hauptfiguren vorgestellt, oft auch mit Rückblenden, und zusammengeführt, so dass diverse Seiten umgeblättert sind, bevor es richtig losgeht. Langatmig ist das aber nicht, denn Onnekens Schreibstil ist unterhaltsam, manchmal witzig oder auch ironisch, aber immer irgendwie locker und leicht zu konsumieren. Der Autor hat eine Menge in den 180 Seiten des Buches untergebracht, aber nur selten hat man das Gefühl, dass Szenen zu kurz und abgehackt seien oder man durch die Story gehetzt würde. Nur an wenigen Stellen kommt Spannung auf, dieser bedarf es aber auch nicht unbedingt, man liest auch so weiter. Vielmehr wirkt die Geschichte oftmals skurril, etwa bei der übermäßigen Ausreizung der Liebe auf den ersten Blick, der absurd wirkenden Romantik zwischen Jonathan und Rosalie oder der kindisch-euphorischen Schatzsucher-Stimmung, in der die beiden zusammen mit Einfried wie Hippies wirken. Indes macht das überhaupt nichts, denn eine ernsthafte Abenteuer-Romanze hatte Onneken sicherlich nicht im Sinn. Es macht Spaß, das zu lesen.
Alexander Yoon ist ein interessanter Bösewicht, allerdings auch ein bemitleidenswerter, denn einiges misslingt ihm oder entgleitet seiner Kontrolle. Dadurch wirken die Auftritte des als mächtigen und skrupellosen Magier vorgestellten Gegenspielers zunehmend amüsant, wiederum auf Kosten der Spannung. Diese ist am dichtesten in den Szenen mit Mohsen Quon und Jean Marie Chevrié.
Neben der Schatzsuche erzählt das Buch auch Jonathans Suche nach dem Sinn seines Lebens. Dieser ist verpackt in die Ideen von Wiedergeburt und Kollektivbewusstsein, die geschickt mit der Geschichte verknüpft werden, darüber hinaus entsteht aber nicht der Eindruck, Onneken, der sich unter anderem längere Zeit in Indien aufgehalten hat, wolle seinen Lesern diese Weltanschauung aufdrängen.
Ein wenig betrüblich ist, dass alle Figuren einen ähnlichen Sprachhabitus aufweisen. Wenn Jonathan und Rosalie die Redewendung "das wäre ja der Hammer" in den Mund nehmen, dann ist das irgendwie nachvollziehbar, bei dem viel älteren Inder, der zudem noch eigentlich Englisch spricht, klingt der Satz "Worauf du einen lassen kannst" sehr unpassend, bei den wahren Menschen wundert man sich über banale Kosenamen wie "Knuddelhase". Nur Einfried fällt mit seiner meist gepflegten Redeweise heraus.

Gewöhnliche Fantasy ist das sicher nicht, allerdings fehlt noch der letzte Schliff zum Besonderen. Onneken bietet nette Unterhaltung für mal zwischendurch und hat eine gute Gesamtidee, aber insgesamt ist das alles noch ausbaufähig. Jedenfalls sollte man Peer Onneken im Auge behalten.

Stefan Knopp



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juli 2007 | ISBN: 9783940235091 | Preis: 14,90 Euro | 180 Seiten | Sprache: Deutsch

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