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 Schule der Arbeitslosen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Schule der Arbeitslosen" ist ein gesellschaftskritischer Roman von Joachim Zelter, der sich mit dem Thema der Arbeitslosigkeit - und den seltsamen Blüten, die sie treibt - beschäftigt. Der Roman erschien 2006 bei Klöpfer und Meyer.

Deutschland in gar nicht allzu ferner Zukunft: Die Arbeitslosigkeit im Land hat gravierende Ausmaße angenommen. Millionen von Menschen sind ohne Arbeit, die Wirtschaft läuft nicht so gut, wie sie sollte.
Um etwas dagegen zu unternehmen, veranstaltet die Bundesagentur für Arbeit Trimester in Trainingslagern für Arbeitslose, die sich dort fortbilden sollen, um bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Nach einigen Monaten sollen aus den gesellschaftlich verlorenen Außenseitern vollwertige Mitglieder gemacht werden, die eine theoretische Möglichkeit haben, wieder in den Arbeitskreislauf zu kommen.
Für die Teilnehmer des Trimesters beginnt eine anstrengende Zeit. In dem internatsähnlichen Fortbildungszentrum namens "Sphericon" werden die Neuankömmlinge in Gruppen eingeteilt. Stockbetten, Klassenräume und Stundenpläne lassen Erinnerungen an die Jugendzeit wieder aufkommen. Statt geregelter Mahlzeiten gibt es Automaten für das Essen und andere "Luxusartikel" wie Zigaretten und Süßigkeiten, dazu ein sogenanntes Coin-System - nur wer unter der Woche zielorientiert und ehrgeizig arbeitet, bekommt viele Münzen, die er an den Automaten umsetzen kann.
Aber nicht jeder spielt nach den Regeln von "Sphericon" … und nicht jeder lässt sich zu einem erfolgsorientierten Arbeitsroboter ummodeln.

Arbeitslosigkeit ist in Deutschland seit Jahren ein heiß diskutiertes Thema und beschäftigt Politik wie Gesellschaft gleichermaßen. Millionen sind bereits heute ohne Arbeit, und "Schule der Arbeitslosen" knüpft genau dort an, wo unsere Gegenwart aufhört. Joachim Zelter verdoppelt die bereits jetzt erschreckenden Zahlen und spinnt eine düstere Utopie, die den Leser durch ihre scheinbar sinnvollen Einrichtungen wie "Sphericon" zunächst in Sicherheit wiegt.
Das Trainingslager, das Zelter beschreibt, erinnert sowohl an den gewöhnlichen Pauschalreiseurlaub wie an ein Schullandheim, was durch das Thema umso befremdlicher wirkt. Schlimmer aber sind die Ideen, die der Autor in seine Handlung streut. Da lässt ein Trainer seine Schützlinge in Todesanzeigen nach dem nächsten freien Job suchen, da werden Fernsehshows mit einem Arbeitsplatz als Hauptgewinn ausgestrahlt, da schreibt man Lebensläufe so zurecht, wie sie einem nutzen.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist der Stil des Romans. Er kommt im Grunde ohne Protagonisten aus. Lediglich zwei der Teilnehmer bekommen den Ansatz einer Persönlichkeit, letztlich jedoch nur, um die Verhältnisse bei "Sphericon" besser darzustellen, denn das Programm gegen die Arbeitslosigkeit ist der Mittelpunkt des Geschehens; Individualität geht unter in den Zahnrädern der Normierung durch den Staat. Manchmal vermisst man die letzte Prise Sarkasmus, das Tüpfelchen auf dem i, das Sahnehäubchen, das aus einem guten Roman mit interessantem Inhalt einen sehr guten macht, der wirklich lange im Gedächtnis bleibt. Zumindest thematisch wagt sich Zelter auf ein interessantes Gebiet, das er mit einigen klugen und bissigen Beobachtungen seziert. Aber vor allem gegen Ende gehen dann leider doch die Ideen aus, die dem Roman den letzten nötigen Schliff gegeben hätten.

"Schule der Arbeitslosen" ist ein interessanter Blick in die Zukunft und rechnet mit dem Thema Arbeitslosigkeit bisweilen zynisch und bloßstellend ab. Der letzte Kniff fehlt noch, der aus den guten Ideen das Maximum herausholt. Dennoch lohnt sich ein Blick; denn manches, was sich im Roman in einer utopischen Zukunft abspielt, könnte irgendwann wirklich so eintreten.

Tina Klinkner



Hardcover | Erschienen: 01. März 2006 | ISBN: 9783937667713 | Preis: 19,90 Euro | 206 Seiten | Sprache: Deutsch

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