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 Cash n Guns


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Wer schon immer mal so cool sein wollte wie Mr. White, Mr. Orange und Mr. Blonde aus Quentin Tarantinos "Reservoir Dogs", findet mit Ludovic Maublancs Partyspiel "Cash’n Guns" die perfekte Gelegenheit dazu. Der Hintergrund des Spiels ist dem des Films nämlich gar nicht mal unähnlich: Bis zu sechs Gangster treffen sich nach einem erfolgreichen Banküberfall in einem alten Lagerhaus und schicken sich an, die Beute untereinander zu verteilen. Nur ist man sich da leider gar nicht so einig, wie anfangs gedacht. Bald schon zielt jeder auf jeden und die Luft wird bald extrem bleihaltig. Und zu allem Überfluss könnte auch noch einer der Gangster ein Undercovercop sein ...

"Cash’n Guns" liegen sechs Pappaufsteller mit den entsprechenden Gangstern bei, ein paar Chips, jede Menge Karten und - natürlich das absolute Highlight - sechs Schaumstoffpistolen, mit denen man prima aufeinander zielen kann. Genau so funktioniert das Spiel nämlich auch. In jeder Runde werden fünf Geldscheine im Wert von 5.000 bis 20.000 Dollar zufällig aufgedeckt - das ist die Beute, um die es jetzt geht. Danach legt jeder Spieler eine seiner acht Patronenkarten verdeckt vor sich ab, worunter sich fünf Bluffkarten, die nur "Click" machen, befinden, und drei echte Patronen. Danach zählt ein Spieler bis drei und jeder zielt mit seiner Schaumstoffpistole auf irgendeinen Gegner, was in einem großen Mexican Standoff resultiert, bei dem sich alle irgendwie gegenseitig Knarren an den Kopf halten. Nun hat jeder die Möglichkeit, den Schwanz einzuziehen und sich für diese Runde zu verdrücken, wenn er in zu viele Pistolenläufe aus Schaumstoff schaut - das kostet jedoch am Ende des Spiels 5.000 Dollar. Alle Mutigen, die zurückbleiben, decken dann gleichzeitig ihre Patronenkarten auf - Pech, wer jetzt durch eine "BANG!"-Karte angeschossen wird, denn er darf diese Runde an der Verteilung der Beute nicht teilnehmen und bekommt eine Verwundung. Wer insgesamt dreimal verwundet wird, was auch in einer einzigen Runde passieren kann, ist tot und scheidet komplett aus. Wenn zwei Spieler aufeinander zielen, kann es auch passieren, dass einer von beiden seine "BANG! BANG! BANG!"-Karte, eine Art Schnellfeuervariante, gelegt hat und den anderen ausschaltet, bevor dieser selbst das Feuer eröffnen kann. Am häufigsten wird es freilich vorkommen, dass nur die "Click"-Karten aufgedeckt werden, in dem Fall passiert dem Spieler, auf den gezielt wurde, nichts. Am Ende einer Runde teilen alle Überlebenden die aktuell ausliegende Beute gerecht unter sich auf - was nicht geteilt werden kann, bleibt für die nächste Runde liegen. So werden acht Runden gespielt, wer zum Schluss das meiste Geld hat und noch lebt, gewinnt.

Nein, ein Partyspiel für die ganze Familie ist "Cash’n Guns" wohl eher nicht. Das liegt weniger daran, dass Kinder nicht so gut mit Schaumstoffpistolen umgehen können, als dass sie noch keine wirkliche Ahnung von den Gangsterfilmen haben, die durch "Cash’n Guns" liebevoll auf die Schippe genommen werden. Die sechs (spielerisch gleichwertigen) Charaktere verkörpern lustig überzeichnet die verschiedenen Stereotypen des Genres, von der leicht bekleideten Femme Fatale über den stämmigen Russen bis hin zum Mexikaner mit Sombrero und Maschinengewehrgitarrenkoffer. Da fällt es einem sehr leicht, sofort in eine bestimmte Gangsterrolle zu schlüpfen und die anderen Spieler beispielsweise mit russischem Akzent zu bedrohen. Die Schaumstoffkanonen kann man dabei für Spielerei halten, aber sobald man die Dinger anfasst, kommt das Rollenspiel fast von selber. Außerdem ist es unheimlich lustig, wenn alle urplötzlich mit Pistolen aufeinander zielen.

Das Spiel selbst ist dabei simpel genug für jede Party und mit einer halben Stunde auch alles andere als lang. Zwei Partien hintereinander müssen aber auch nicht unbedingt sein, denn viel Abwechslung bringt das Kartenlegen, Aufeinanderzielen und Sichwiederverkriechen dann ja doch nicht. Es sei denn, man spielt mit den Sonderregeln des Spiels. Das sind einerseits zehn Superkräfte wie die Möglichkeit, vier Wunden zu verkraften oder die Kanone eines Verstorbenen zu erhalten. Ganz nett, aber bei weitem nicht so lustig wie die Variante, einen verdeckten Ermittler unter den Gangstern einzuschleusen. Da wird zu Beginn der Partie einer der Spieler zufällig verdeckt zum Polizisten gemacht und muss im Laufe des Spiels versuchen, die Polizei anzurufen. Dies geschieht am Ende einer Runde verdeckt, indem eine Telefonkarte unter dem Tisch rumgereicht wird, die vom Polizisten geheim umgedreht werden kann. Dabei muss der Cop einerseits versuchen, die Polizei gleich dreimal anzurufen, andererseits darf er sich dabei nicht verraten. Denn sobald die Polizei anrückt, darf er nur noch ein einziges Mal kneifen. Eine äußerst spaßige Variante, bringt sie doch ein bisschen das Diskussionselement aus "Die Werwölfe von Düsterwald" ins Spiel, mit den ewigen Anschuldigungen, wer denn nun ein Cop ist und wer nicht.

"Cash’n Guns" ist simpel, schnell und damit ein tolles Partyspiel für kleine Gruppen. In der Spielerzahl sieht es sich von vier bis sechs Teilnehmern jedoch ziemlich eingeengt. Außerdem hängt der Spaß an einer Partie stark davon ab, wie sehr sich die verschiedenen Teilnehmer in ihre Rollen hineinversetzen und ebenfalls ein bisschen auf Gangster machen - wenn das Spiel am Tisch nur auf seine Mechanismen runtergebrochen wird, ist es bei weitem nicht so lustig. Wenn man also einen sehr kommunikativen Freundeskreis hat, viele Filmfans kennt oder seinen Bekannten schon immer mal die Pistole auf die Brust setzen wollte, wird man an "Cash’n Guns" viel Spaß haben. Das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis und der trotz Varianten eher geringe Wiederspielwert verhindern die vier Sterne Gesamtwertung, wenn auch nur knapp. Die Übersetzung und Lektorierung der Spielanleitung hat, nach etlichen Rechtschreib- und Kommafehlern zu schließen, anscheinend auch jemand angefertigt, dem gerade eine Knarre an den Kopf gehalten wurde.

Julius Kündiger



Kartenspiel | Erschienen: 01. März 2006 | FSK: 10 | Preis: 30 Euro

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