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 Der Zauber vom See

Autoren: Jana Zacharias
Illustratoren: Meike Schultchen
Verlag: Seeliger

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Drei Wochen bei Oma und Opa. Das wird langweilig. Kein Computer, keine Spielsachen, aber auch keine Mutter, denn die ist mit ihrem neuen Freund allein verreist.
Und bei Oma kann man kaum etwas anderes machen als angeln und spazieren gehen. Doch schon sein erster Angeltrip endet anders als Florian das geplant hat. Er fischt eine alte Flasche aus dem See und findet darin einen geheimnisvollen Brief. Eine Prinzessin bittet um Hilfe. Er soll um Mitternacht zum See kommen und auf ein Licht warten.
Und obwohl es stockdunkel ist und kalt dazu, steht Florian doch auf und geht zum Bootsanleger. Und tatsächlich sieht er am anderen Seeufer ein Licht. Kurzentschlossen besteigt Florian das Boot seines Opas und rudert hinüber. In dem kleinen Haus liegt ein Mädchen auf einer Couch und jubelt, als er eintritt. Sie sei eine Prinzessin und ein Seeungeheuer habe sie verletzt und nur Florian könne sie retten, wenn er drei Aufgaben erfüllt - so empfängt sie ihn. Doch auf seine Fragen gibt sie keine Antwort, löscht das Licht und wendet sich von ihm ab.
Florian bleibt nichts anderes übrig als wieder nach Hause zu rudern. Und ob er die erste Aufgabe lösen kann und wirklich einen Wundervogel findet und auch noch eine Feder von ihm bekommen kann, das bezweifelt er doch sehr.

Die Geschichte von Jana Zacharias beginnt etwas langatmig und wenig überraschend. Doch mit einem Mal wird aus der Feriengeschichte ein spannendes Abenteuer voller Seeungeheuer, Feen, einer Prinzessin und einem Zauberer. Fast magisch verzaubern die Sätze die kleinen und größeren Zuhörer, wie ein schöner Traum folgt man dem zunehmend fantastischem Geschehen. Dabei bemerkt der Erwachsene zwar bald, dass die Kinder viel Fantasie haben und aus einfachsten Dingen und Geschehnissen eine märchenhafte Geschichte zusammenträumen, doch wird dies so wunderbar erzählt, so amüsant geschildert, dass man gemeinsam mit den kleinen Zuhörern, die alles für bare Münze nehmen, was dort passiert, mitfiebert und sich mitfreut über die bestandenen Abenteuer.

Dem gegenüber erzählen die Bilder von Meike Schultchen eine andere Geschichte. Sie verlassen die Ebene der Fantasie, die der Text so federleicht aufbaut und stellen dar, was doch nur in den Augen von Florian und seiner Ferienbekanntschaft geschieht. Sie zeigen das erdachte Seeungeheuer, die Fee, den Zauberer, den Sturm und den Kampf um die Macht am See.

Zwar sind die Bilder allerliebst, wunderschön und außergewöhnlich gelungen und gefallen den Kindern auf Anhieb, aber sie zeigen eben viel zuviel, lassen nichts im Nebelhaften, Traumhaften. Beim erwachsenen Betrachter und Vorleser macht sich leise Enttäuschung breit, denn die schönste Ebene der Geschichte geht scheinbar verloren. Die kleinen Zuhörer nehmen nicht wahr, dass hier nur die Fantasie der Kinder aus Alltäglichkeiten Wundervolles, Zauberhaftes macht. Für sie wird hier ein Märchen über Ungeheuer und Prinzessinnen erzählt. Man fragt sich immer wieder während des Vorlesens, ob hier nicht ein Widerspruch zwischen Text und Bild besteht und die Aussage des Buches geschmälert wird.

Und doch kommt man zum Ende hin zu einem ganz anderen Schluss: Dieses Buch ist perfekt. Auf ungewöhnliche Art und Weise erzählt es eine Geschichte für die vorlesenden Erwachsenen und eine völlig andere für die zuhörenden Kinder - und eine dritte durch das gemeinsame Erleben. Hier haben sich eine begnadete Texterin und eine ausgezeichnete Illustratorin zusammengefunden und ein faszinierendes Buch geschaffen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783936281217 | Preis: 14,90 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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