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 Als das Christkind auf die Erde kam


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Das Christkind ist sich nicht sicher, ob die Kinder auf der Erde immer noch Weihnachten lieben. Nicht die Geschenke und den Konsum, sondern den Kerzenduft, die Stimmung in der Vorweihnachtszeit und die vielen kleinen Begebenheiten, die für das Christkind einfach dazu gehören.
Es beschließt, der Erde einen Besuch abzustatten. Und da einer der kleinen Engel so lieb darum bittet die Menschenkinder einmal zu sehen, nimmt das Christkind es mit. Sie reisen durch die Winternacht, fragen im Wald den Fuchs nach dem Weg zur nächsten Stadt und wandern staunend durch die Gassen. Es ist ungeheuer viel los in der kleinen Stadt und alles scheint zu fiebern und vor lauter Vorfreude zu glühen. Der kleine Engel kann es gar nicht fassen, wie viele Menschen sich um ein "richtiges" Weihnachtsfest sorgen und wie sehr die Kinder sich schon lange vorher freuen. Das Christkind und der kleine Engel beschließen, in die einzelnen Stuben der kleinen, unscheinbaren Häuser zu gehen und den Kindern dabei zuzusehen, wie sie sich auf Weihnachten vorbereiten.

Nimmt man diesen wunderbar gemachten Band in die Hände, fällt zunächst der weiche Samt auf, der den dunkelroten Rand bildet. Es sieht prachtvoll aus, gefällt den Kindern, die es sehen und immer wieder betasten, sehr gut und lädt dazu ein, dieses Buch zu kaufen und mitzunehmen. Auch die gold glimmernde Überschrift verführt nachhaltig zum Betasten. Hinzu kommt die fast altertümliche Anmutung dieses Bilderbuches. Mit Erstaunen liest man den Namen des Illustrators: Bernhard Oberdieck. Der Zeichner so schöner Bilderbücher wie "Arche Noaoh" von Ars Edition oder "Was machst du, kleine Maus?" aus dem Loewe Verlag soll diese Bilder, die wie aus einem Märchenband von 1920 herauskopiert wirken, gezeichnet haben?

Doch dies wirkt nur solange seltsam, wie man den Inhalt nicht kennt. Denn der Illustrator hat nur exzellent in Bilder umgesetzt, was der Text vorgibt. Denn der ist ganz bewusst altmodisch und unmodern. Er ist nicht nur gereimt, sondern besticht durch seine sehr ruhige, warmherzige und liebenswerte Art. Der Eindruck, ein Bilderbuch in der Hand zu haben, dass mindestens fünfzig Jahre alt zu sein scheint, verstärkt sich.
Auch die zuhörenden Kinder sind zunächst verwundert. Die Geschichte ist so ganz anders wie die üblichen Bilderbücher oder Weihnachtsgeschichten. Sie ist betulich, langsam und unaufgeregt. Es geschieht kein Wunder, keine "Action" und ganz sicher nichts Spannendes. Im besten Sinne des Wortes wird hier eine sehr alte Geschichte erzählt.
Und sie verfehlt bei den kleinsten Zuhörern nicht ihre Wirkung. Die beabsichtigte Konzentration des Betrachters auf Kleinigkeiten - eine Kerze, ein selbstgemachtes Geschenk, ein Krippenspiel, ein leuchtender Weihnachtsbaum, ein glückliches Kinderlächeln - tritt fast unmittelbar ein. Wie versunken werden die - perfekt zum Gedicht von Christa Wißkirchen passenden - Bilder betrachtetet. Dabei wirken die Verse in ihrem einfachen und schlichten Rhythmus noch lange nach.

Layout, Text und Bild vereinen sich zu einem ausnehmend gelungenen Buch für die Kleinsten. Nur wer altertümlich erzählte Geschichten nicht mag und der modernen Erzählweise voller Abenteuer und überraschender Wendungen den Vorzug gibt, sollte diesen prachtvoll ausgestatteten Band aus dem Coppenrath-Verlag meiden. Alle anderen können mit diesem schönen Weihnachtsbuch nichts falsch machen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. September 2007 | ISBN: 9783815771594 | Preis: 12,95 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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