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 Vom Kolonialismus zur Globalisierung

Europa und die Welt seit 1500


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Dass die Globalisierung kein Ereignis ist, das plötzlich vom Himmel fiel, sondern vielmehr am Ende eines langen Prozesses steht, sollte Historikern klar sein. Auch sollten sie über die Zeit der Kolonien, die damit eng verbunden ist und der heute die Leiden sehr vieler Länder und ganzer Kontinente angerechnet wird, gut informiert sein. Denn im Endeffekt hängen alle diese Prozesse zusammen. So will Reinhard Wendt Studenten ein Überblickswerk von der Zeit des Kolonialismus bis zur Globalisierung an die Hand geben.
Dem Autor geht es dabei nach eigener Aussage nicht um eine Darstellung der europäischen Kolonialherrschaft. Vielmehr sollte eine Geschichte der Interaktionen, Kontakte und Austauschprozesse zwischen Europa und dem Rest der Welt, also eine "europäische Weltgeschichte" erzählt werden. Dabei veränderte nicht nur Europa die kolonisierten Länder, sondern wurde auf der anderen Seite auch von den fremden Einflüssen verändert.
Dabei werden auch die Schattenseiten der Kolonialzeit nicht verdrängt, sondern finden hier ebenso ihren Platz wie große Entdeckungen.
Die einzelnen Teile sind dabei chronologisch geordnet, während sich ihre jeweiligen drei Kapitel einem geographischen Muster (Süd-Nord, Süd und Nord-Süd) unterordnen.

In der Einführung erklärt der Autor dass den Beziehungen, die zwischen den einzelnen Ländern, Kontinenten und Kulturen in diesem Zeitalter auftraten, das besondere Interesse seines Buches gilt. Methodisch mag es sich zwar um eine "Geschichte der europäischen Expansion" handeln, jedoch sollen nicht nur Europas Einfluss in der Welt, sondern auch die Veränderungen in Europa durch diese Epoche gezeigt werden.
Der zweite Teil handelt von "mittelalterlichen Kontinuitäten". Schließlich gab es auch schon vor der Phase der europäischen Expansion Kontakte zu anderen Kontinenten und einen Austausch von Waren.
Im dritten Teil geht es um die "iberische Phase oder das Zeitalter des Kronmonopols (1492-1820)". In den Kapiteln werden unter anderem die Kolonialreiche Spaniens und Portugal, der japanische Sonderweg oder die Importe aus den Kolonien behandelt.
Von der "nordwesteuropäischen Phase oder der Zeit der ‚Chartered Companies’ (1600-1857)" handelt der vierte Teil. Hier widmen sich die Kapitel dem Kampf gegen die iberische Vormacht, der Mission in den fernen Ländern, Siedlungskolonien und den Bildern von der Welt der damaligen Zeit, neben weiteren Themen.
Der fünfte Teil widmet sich der "Phase der europäischen Dominanz (1857-1930)". Die Themen decken hier unter anderem den Imperialismus, die Kolonialreiche, das Ende der Sklaverei und die Akklimatisierung überseeischer Pflanzen ab.
Der sechste Teil kommt mit den Themen "Dekolonisation, Neokolonialismus, Globlisierung" schließlich in der Gegenwart an. Hier geht es unter anderem um das formelle Ende westlicher Dominanz, die kulturelle Verwestlichung, die Immigration und die Rolle von Ressourcen.
Den Abschluss bildet der siebte Teil mit "Europa und die Welt: Versuch einer Schlussbetrachtung".
Im Anschluss folgt die obligatorische Bibliographie - eingeteilt in die einzelnen Teile des Buches, ein Abbildungsnachweis sowie Register für geographische Namen, Personen und Sachbegriffe.

Zunächst fällt an diesem Buch auf, dass Überschriften und Seitenzahlen - alle in grau gehalten - sehr groß sind. Auf den ersten Blick mag dies überraschen, aber es erleichtert dem Leser, der ernsthaft mit dem Buch arbeiten will, den Umgang mit diesem Werk.
Ansonsten lockern Abbildungen und Fotos - alle in schwarz/weiß gehalten - die Texte etwas auf. Karten erleichtern das Verständnis der beschrieben Reiche oder Seewege, Infokästen beleuchten bestimmte Themengebiete etwas genauer.
Die Texte an sich sind sehr sachlich, dabei aber nicht unverständlich geschrieben. Studenten, die mit dem Buch arbeiten, dürften schnell einen fundierten Überblick über die behandelten Epochen gewinnen und ein besseres Verständnis für Schnittstellen und langfristige Prozesse bekommen.

Dass bei einer Zeitspanne von gut fünfhundert Jahren und mehreren Kontinenten nicht zu tief ins Detail gegangen werden kann, ist verständlich. Allerdings sollte man den Wert von guten Überblickswerken nicht unterschätzen. Hier bekommen Studenten eine gelungene Einführung in eine wichtige Phase europäischer Geschichte, sachlich im Tonfall, aber interessant und mit passenden Abbildungen angereichert.


Susanne Fischer



Softcover | Erschienen: 01. Oktober 2007 | ISBN: 9783825228897 | Preis: 22, 90 Euro | 440 Seiten | Sprache: Deutsch

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