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 Homemade Hillbilly Jam

Regisseure: Rick Minnich
Verlag: Epix

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Wenn man als Europäer dazu aufgefordert ist, sich ein Bild der USA und ihrer Einwohner zu machen, dann wird man einerseits an große Städte denken, an Wolkenkratzer, dicke Autos, Ghettos und Glamour und auf der anderen Seite vielleicht an Texas, weite Landschaften, knurrige Cowboys und Rancher. Selten hält man sich vor Augen, wie groß die Fläche der Vereinigten Staaten eigentlich ist und wie wenige Großstädte zwischen Ost- und Westküste tatsächlich existieren. Dazwischen ist weites Land und Provinz. Und während die intellektuelle und prominente Elite Amerikas - über das Internet heutzutage die eigentliche Identifikations- und Bezugsgruppe für Europäer - in jenen Großstädten angesiedelt ist, lebt der Großteil der Bevölkerung ein einfaches Leben auf dem Land - irgendjemand muss den Herrn Bush ja wiedergewählt haben. Man hat kaum eine Vorstellung davon, wie diese amerikanische Bevölkerungsschicht wirklich aussieht. Aber man hat vielleicht schon mal den Begriff "Hillbilly" gehört.

Hillbilly ist mittlerweile zur stereotypen Bezeichnung des amerikanischen Hinterwäldlers geworden, des ungebildeten Farmers, der mit seiner Sippe nach alter Tradition auf dem Land lebt und spricht, wie ihm der Mund gewachsen ist - nicht besonders schmeichelhaft. Und dennoch gibt es anscheinend immer noch Menschen, die sich mit Stolz selbst als Hillbillys bezeichnen. Diese Dokumentation begleitet eine solche Gruppe Menschen in Form der Band Big Smith und ihrer Familien, die sich ganz dem Hillbilly-Lebensstil verschrieben haben. Da gibt es einige interessante Einblicke in das Leben einfacher Amerikaner, wie man es so direkt wahrscheinlich noch nicht beobachten konnte. Jagen und Angeln in der freien Natur wechseln sich mit passionierten Gottesdiensten, dem gemeinsamen Musizieren zu Hause und dem Vorspielen in der ansässigen Cowboy-Kneipe ab - schließlich geht es in "Homemade Hillbilly Jam" weniger um die Hillbillys selbst als um ihre Musik, die sich mittlerweile als Hillbilly Folk versteht und im Film zur Genüge zu hören ist. Wenn man etwas für diese Art Musik - klassicher Country-Musik nicht unähnlich - übrig hat, ist der Film tatsächlich ein echter kleiner Leckerbissen, gibt es doch viele Kostproben von Big Smith zu hören, die teilweise wirklich nicht übel sind.

So probiert der Film, ein Bild dieser Menschen zu zeichnen und stellt ihnen selbst die Frage, was für sie eigentlich Hillbilly bedeutet. Merkwürdig nur, dass keiner von ihnen eine klare Antwort geben kann. Anscheinend hat selbst in ihrer Vorstellung das Klischee die Wirklichkeit bereits überholt - einige Koryphäen im Film erfüllen den Hillbilly-Stereotyp tatsächlich erschreckend genau. Und auch sonst scheint diese Dokumentation leider durch keinen roten Faden zusammengehalten zu sein. Konzerte, Songs, Interviews und Szenerien werden einfach irgendwie hintereinander abgespielt. Dabei bekommt man zwar tatsächlich einen Einblick in das abgeschottete Leben der Ottonormalamerikaner, aber leider weder einen strukturierten noch einen besonders aufregenden. Und Country-Musik beziehungsweise Hillbilly Folk kann man leider auch nur so lange hören ...

Auch wenn der Preis viel zu hoch gegriffen ist, so hat die DVD dennoch bei den Extras eine gute Ausstattung bekommen. Während der Ton des Hauptfilms noch ganz okay ist, verhängt man über dessen Bildqualität besser den Vorhang des Schweigens. Dafür gibt es bei den Extras einige geschnittene Szenen, kleine Dokumentationen, ein deutsches Interview mit dem Regisseur und, sehr nett, ein Feature, mit dem man die einzelnen Songs innerhalb des Films anspringen kann. Für eine Dokumentation durchaus okay.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. November 2007 | Laufzeit: 80 Minuten | Preis: 22 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Englisch

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