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 Shoppen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Muss man wirklich gut reden können, um die große Liebe zu finden? Der Film "Shoppen", der erste richtige Spielfilm von Ralf Westhoff, gibt auf diese Frage nicht wirklich eine Antwort, bietet aber eine Reihe Theorien.

Menschen haben die verschiedensten Gründe, an einem Speed-Dating teilzunehmen, das Ziel verbindet sie alle: eine wie auch immer geartete Beziehung zum anderen Geschlecht. Achtzehn paarungswillige Großstädter finden sich also in München in einem Raum zusammen, Frauen und Männer sitzen einander gegenüber und versuchen, sich in kürzester Zeit kennen zu lernen. Nach fünf Minuten ertönt ein Signal und die Männer rutschen einen Stuhl weiter - das Kennenlernen beginnt von Neuem. Die Teilnehmer sind von unterschiedlichster Natur, Draufgänger neben verklemmten Knaben und Öko-Freaks, die Promiskuitive neben der Verstockten und der Ernsthaften mit dem tragischen Hintergrund. Sie bieten sich an, wühlen im Grabbeltisch der Charakterzüge des Gegenübers und lassen in ihren wühlen. Und nach dem Speed-Dating wird anprobiert - vielleicht passt ja das gute Stück, das man sich ausgesucht hat ...

Einen meist fröhlichen, manchmal nachdenklichen und sehr offenen Film hat Westhoff da produziert. Die weitgehend unbekannten Schauspieler machen ihre Sache sehr gut und sind eine Wohltat für den Film, denn dadurch sticht keine der Figuren stärker hervor - ein Film ohne echte Hauptfigur.
Die Charaktere sind so verschieden, dass sich beinahe jeder Zuschauer in einem davon wiederfinden kann. Achtzehn Charaktere, achtzehn Auffassungen von Liebe und Beziehung, interessante und amüsante Dialoge und eine lockerleichte Inszenierung, die beim Speed-Dating bisweilen Dokumentationscharakter annimmt, machen diesen Film sehenswert. Den größten Teil nimmt der Speed-Dating-Part ein und das ist auch der interessanteste. Irritierend ist hier, dass gelegentlich jegliche Geräuschkulisse um ein Gespräch herum ausgeblendet wird, als säßen die Gesprächspartner alleine im Raum. Im letzten Teil des Films, in dem die Treffen einiger Pärchen gezeigt werden, gibt es lose Enden - wie es etwa im Wohnwagen weitergeht, muss sich der Zuschauer selbst überlegen. Andere Szenen, etwa der Dialog an der Käsetheke, wirken doch ein wenig gekünstelt.
Das macht den Film aber nicht schlechter. In der Menge durchschnittlicher deutscher Filmproduktionen sticht "Shoppen" hervor, und darum hat er seine Filmpreise auch verdient.

Die DVD hat außer dem Film und den Biographien der Schauspieler und des Regisseurs nur noch einen Trailer und drei entfernte Szenen zu bieten. Ein Making-of hätte hier sehr gut reingepasst, eine Sammlung verpatzter Szenen wäre hier ebenfalls gut angekommen.

Lockere Dialoge, gute Pointen, interessante und unterschiedliche Charaktere, gute Schnitte und Bildregie ergeben einen gelungenen deutschen Ensemblefilm, nette anderthalb Stunden für einen gemütlichen Abend, weitgehend kitschfrei und smart, ein interessantes und ehrliches Beziehungspuzzle. Diesen Film kann man guten Gewissens mitnehmen, wenn man mal wieder im DVD-Geschäft shoppen geht. Ein vergnüglicher Film auch für solche, die deutschen Filmen in der Regel weniger abgewinnen können.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. November 2007 | FSK: 14 | Laufzeit: 91 Minuten | Preis: 18,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch für Hörgeschädigte | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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