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 Männer sind einfach ... aber sie haben´s nicht leicht


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis


Die Rolle der Frau hat sich seit der Nachkriegszeit enorm gewandelt. Frauen sind erfolgreich in angestammte Männerdomänen eingedrungen und haben sich dort etabliert. Die drei K als Betätigungsfeld der Frau - Küche, Kinder, Kirche - haben offensichtlich größtenteils ausgedient.
Was aber ist aus den Männern geworden? Ihre neue Rolle hat man nicht definiert, vielmehr werden oft sehr widersprüchliche Ansprüche an sie gestellt. Sie sollen im Beruf erfolgreich sein, sich aber auch im Haushalt und in der Kindererziehung intensiv einbringen, einen Waschbrettbauch haben, der sich nur über aufwändiges Fitnesstraining erhalten lässt, jedoch auch viel Zeit für die Partnerin mitbringen; und so weiter. Dieser Spagat kann eigentlich nicht funktionieren.
In ihrem Männerbuch gehen der Theologe Andreas Malessa und der Psychologe Dr. Ulrich Giesekus dem Phänomen "Männlichkeit in der Postmoderne" auf den Grund. Sie beschreiben die noch gängigen Rollenklischees und klopfen sie auf ihre Gültigkeit hin ab, wobei sie auch auf genetische Dispositionen eingehen, verfolgen die Entwicklung der Familie im Laufe der Zeit und die Funktion des Mannes darin und befassen sich mit typisch männlichen Problemen: den Fallstricken der Sexualität, den Schwierigkeiten, über Gefühle zu kommunizieren, den schwierigen Beziehungen zu anderen Männern und zum eigenen Körper.
Zentrale Kapitel widmen sich dem Stress, dem Männer ausgesetzt sind, der Vaterrolle, der relativ jungenfeindlichen Schulerziehung von Jungen und dem zunehmenden Problem der Suchtwirkung von Pornografie, die, so die Autoren, aufgrund der raschen Gewöhnung an immer ausgefallenere Praktiken den "normalen" Sex mit einer realen Partnerin schließlich nicht mehr zulasse.
Der letzte Abschnitt schließlich fungiert als Ratgeber im eigentlichen Sinne, indem er dem Leser Hilfestellungen zur Findung beziehungsweise Entwicklung einer persönlichen Identität anbietet.

Die Autoren stellen offen und sehr gut nachvollziehbar das Dilemma des postmodernen Mannes vor, der durch allzu viele und vor allem widersprüchliche Erwartungen seitens Gesellschaft, Arbeitsumfeld und Familie unter Dauerstress steht. Zu Schuldzuweisungen an die Frauen oder Kritik an ihrer Emanzipation kommt es jedoch nicht, im Gegenteil, die Autoren gestehen der Frau ihren neuen Platz in Berufsleben, Gesellschaft und Familie ausdrücklich zu. Ganz klar arbeiten sie jedoch heraus, dass ein Mann mit einer 45-Stunden-Woche oder mehr in einem anspruchsvollen Job einfach überfordert ist, wenn er noch vier Stunden pro Tag die Vaterrolle spielen, sich um Teile des Haushalts kümmern und den Bedürfnissen seiner Partnerin genügen soll. Deutliche Kritik erntet unsere Gesellschaft, in der ein Mann nach wie vor einen Gesichtsverlust riskiert, wenn er sein Recht auf Elternzeit wahrnimmt, von Karriere- und somit auch finanziellen Einbußen ganz zu schweigen.
Obwohl das Buch grundsätzlich eine christliche Orientierung aufweist, ist es alles andere als altmodisch und "spießig", sondern zeigt sehr deutlich, woran die Gesellschaft krankt, und dass der Geburtenrückgang weder an den "karrieresüchtigen Frauen" noch an bindungsunfähigen Männern liegt, sondern im Gegenteil erheblich an der durch die wirtschaftliche Entwicklung geprägten Unsicherheit bezüglich finanzieller Absicherung.
Familien- und Partnerschaftsthemen stehen bei diesem Buch im Vordergrund, doch gehen die Autoren auch auf das typisch männliche Verhalten in ihren Freundschaften und Arbeitsbeziehungen ein. Gut nachvollziehbar arbeiten sie die diesbezüglichen Unterschiede zwischen Männern und den in dieser Hinsicht deutlich anders "gestrickten" Frauen heraus. Daher lohnt es sich auch für Frauen, das Buch zu lesen, wenn sie das "Rätsel Mann" verstehen möchten. Dass hier an der viel propagierten Gleichheit der Geschlechter gerüttelt wird, mag manchem ihrer Verfechter verwerflich erscheinen, doch es entspricht der alltäglich zu beobachtenden Wahrheit. An der Gleichwertigkeit von Mann und Frau zweifeln die Autoren selbstverständlich nicht.
Der Ratgeberteil freilich ist doch recht knapp und allgemein gehalten und mag bei der Persönlichkeitsfindung hilfreich sein, unterscheidet sich jedoch nicht sonderlich von anderen Publikationen zu diesem Thema, außer vielleicht durch die Kürze, die Männern sicher entgegenkommt. Wie man sich mit den oben geschilderten Dilemmata am besten arrangiert oder sie ganz ausschaltet, erfährt man nicht. Weniger stören vereinzelte sachliche Ungenauigkeiten: Ein XY-Chromosom oder gar ein XXY-Chromosom gibt es nicht.
Da der Ratgeberteil also wenig überzeugt, erhält das ansonsten vorzügliche Buch keine optimale Gesamtwertung. Trotzdem lohnt sich die Lektüre sowohl für Männer als auch für Frauen, die verstehen möchten, warum viele Männer sich so schwer tun, ihren "Platz im Leben" zu finden.

Regina Károlyi



Softcover | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783765513985 | Preis: 11,95 Euro | 152 Seiten | Sprache: Deutsch

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