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 Zhou Jun

Ein chinesischer Tuschmaler der Gegenwart

Autoren: Adele Schlombs
Illustratoren: Zhou Jun
Verlag: Kehrer Verlag Heidelberg

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Tuschmalerei, das verbinden wir mit dem alten Asien. Damit verbinden viele Leute im Westen alleine alte Landschaften, die im Schwarz-Weiß von Tusche und Papier gehalten sind.
Dass chinesische Tuschmalerei aber auch sehr modern und zeitgenössisch sein kann, bewies das Museum für Ostasiatische Kunst Köln mit einer Ausstellung vom 10. November 2007 bis zum 20. April 2008, die dem Maler Zhou Jun gewidmet ist.
Im Katalog zur Ausstellung, der im Kehrer Verlag erschienen ist, will Adele Schlombs dem Kunstfreund nun diese Kunstrichtung aus dem Reich der Mitte näher bringen.

Da das Thema trotzdem noch nicht allzu bekannt sein dürfte, erfährt man zunächst etwas über die chinesische Tuschmalerei zwischen Tradition und Moderne und bekommt einen Essay über den Maler Zhou Jun und seine Entwicklung sowie eine Zeittafel mit wichtigen Daten der modernen chinesischen Geschichte von 1839 bis 1999 geliefert, bevor es zum Katalog und den ausgestellten Werken geht.
Die Texte in diesem ersten Bereich sind in zwei Spalten abgedruckt, eine Spalte für deutsche Texte und eine für englische. Die Bildunterschriften im Katalog sind ebenfalls zweisprachig verfasst.

Im Text über die chinesische Tuschmalerei erklärt die Autorin, warum diese Kunstform völlig zu Unrecht als veraltete Bildsprache gilt. Zudem erfährt der Leser hier etwas über die Geschichte von "guohua", der "nationalen Malerei" oder auch "traditionellen chinesischen Malerei". Diese wurde Anfang des 20. Jahrhunderts eingeführt, um die chinesische Kunst gegen die westliche Ölmalerei abzugrenzen. Hier wird auch die Verbindung zwischen Nationalismus und dieser Kunstform deutlich. Am Ende bildet dieser erste Text einen Übergang zum Maler Zhou Jun.
Im Essay über die künstlerische Entwicklung des Malers erfährt man zunächst etwas über den Werdegang Zhou Juns während der Zeit der Kulturrevolution. Durch Portraits von Mao Zedong machte sich der junge Maler zunächst einen Namen. Doch es wird auch von seiner Familie erzählt, die im Laufe der Kulturrevolution zerrissen wurde und durch ihre Kontakte trotzdem eine Hilfe bei der Berufswahl ihres Sohnes darstellte. Aber natürlich wird auch über den Stil des Malers berichtet, der anhand einiger Bilder in den Texten verdeutlich wird.

Den Hauptteil des Kataloges nehmen allerdings die ausgestellten Bilder ein. Von seinen jüngsten Werken, die in der Kulturrevolution entstanden sind, über Portraits, klassisch anmutende Darstellungen von Menschen und Landschaften bis hin zu abstrakt wirkenden Kalligraphien kann man den Stil Zhou Juns verfolgen.
Dabei überrascht es wirklich, wie vielseitig der Stil des Malers und vor allem auch die Tuschmalerei ist. Zudem herrscht hier nicht nur das bekannte Schwarz-Weiß vor, auch Farben finden sich in den Bildern.
Wirklich gelungen scheinen besonders die Bilder nach traditioneller Gestaltung, die auf dem ersten Blick an das alte China denken lassen und beim zweiten Hinsehen sehr modern wirken.

Die Qualität der Bilder ist gut, bei der Größe der Abbildungen scheint man sich an der Originalgröße der Bilder orientiert zu haben. Die Bilder werden nicht von Text gestört, lediglich die Angaben zu den Werken ducken sich an den unteren Rand der Seite.
Die Essays des Buches sind prägnant geschrieben und vermitteln recht gut die Informationen über Maler und Kunstrichtung. Allerdings vermögen sie nicht wirklich zu fesseln. Zugegeben ist dies in einem Ausstellungskatalog verzeihbar, den man vor allem wegen der Bilder kauft und nur bei Bedarf für weitergehende Informationen heranzieht.

Wer etwas über die moderne Tuschmalerei in China erfahren möchte - und dies scheint wirklich lohnenswert zu sein - und nicht direkt nach Köln zur Ausstellung kann, sollte zumindest den Katalog kaufen. Die Bilder des Künstlers sind es wert.

Susanne Fischer



Softcover | Erschienen: 1. November 2007 | ISBN: 9783939583745 | Preis: 24,80 Euro | 143 Seiten | Sprache: Deutsch, Englisch

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