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 Die Tore der Welt


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Mit "Die Tore der Welt" erschien im Februar 2008 die lang erwartete Fortsetzung zu "Die Säulen der Erde", einem der erfolgreichsten und bekanntesten historischen Romanen überhaupt. Und tatsächlich wird dieser Roman den hohen Erwartungen im Großen und Ganzen gerecht.
Zum zweiten Mal nun entwirft Ken Follett ein äußerst farbenprächtiges und detailreiches Bild des englischen Mittelalters und fügt darin Portraits von ganz unterschiedlichen Charakteren ein, die sich irgendwie durchs Leben kämpfen - jeder auf seine Art und Weise.

Da sind die entschlossene Kaufmannstochter Caris, der aufstrebende Baumeister Merthin, dessen gewalttätiger Bruder Ralph und die Diebestochter Gwenda, die nur der Liebe folgen will. Als Kinder beobachten die vier einen Überfall auf einen Ritter, der einen Brief von womöglich äußerst brisantem und gefährlichem Inhalt bei sich trägt. Der Inhalt dieses Briefes soll erst viele Jahre später offenbart werden und sich dann ganz unerwartet noch als wichtig für das Glück der vier herausstellen.
Doch zunächst einmal werden sie erwachsen und entwickeln sich jeder auf seine Art: Während Ralph als Junker am Hof des Grafen dient, mehr als alles andere darauf bedacht, die Ehre der Familie wiederherzustellen, ist sein älterer Bruder als Lehrling zu einem Baumeister geschickt worden. Kurz vor dem Ende seiner Lehrzeit überwirft sich Merthin jedoch mit seinem Meister und ist fortan auf sich allein gestellt, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, was ohne Werkzeug und Meistertitel gar nicht so einfach ist. Seine Geliebte Caris ist fest entschlossen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, anstatt sich einem Ehemann unterzuordnen. Dies steht jedoch nicht nur im Widerspruch mit den Lehren der heiligen Mutter Kirche, sondern auch mit ihrer Liebe zu Merthin. Die mittellose Gwenda währenddessen liebt den jungen Bauern Wulfric, der sich jedoch nicht für sie interessiert, und dass ihr skrupelloser Vater sie verkaufen will, um die Familie zu ernähren, macht ihr Leben auch nicht gerade einfacher.

Als beim alljährlichen Wollmarkt in Kingsbridge jedoch die Brücke einstürzt - ein riesiges Unglück, bei dem hunderte von Menschen das Leben verlieren - erhalten alle vier die Chance, sich zu profilieren: Merthin kann sein Geschick beweisen, indem er eine neue Brücke entwirft und sein Bruder, indem er den alten Grafen aus den Fluten rettet.
Auch der machthungrige junge Mönch Godwyn erhält seine Chance in der Hierarchie des Klosters endlich aufzusteigen, als der alte Prior bei dem Unglück ums Leben kommt. Skrupellos spinnt er seine Intrigen, um selbst Prior von Kingsbridge zu werden und damit zur mächtigsten Person in der Stadt. Doch später bricht die Pest über England herein und alle von ihnen müssen sich beweisen und hart um ihr Glück kämpfen.

Follett verflechtet in seinem Roman die Geschicke der Protagonisten über mehrere Jahrzehnte hinweg. Dabei wirken die Portraits dieser so ganz unterschiedlichen Personen lebensnah - wenn auch nicht unbedingt facettenreich - und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit ist glaubwürdig. Die Suche nach Glück von Merthin, Caris, Gwenda und Ralph ist meistens auch recht spannend und es gibt einige doch recht unerwartete Wendungen in der Geschichte der vier. Aber obwohl die Hauptcharaktere eigentlich in sich interessant sind, entwickeln sie nicht so ganz den Charme und das Eigenleben der Helden aus dem Vorgängerroman - die Handlung wirkt mehr wie ein Rahmen, um das England des 14. Jahrhunderts darin zum Leben erwecken zu können.
Diese detailgenaue und lebendige Darstellung des mittelalterlichen Lebens, der ganz sicher eine recht aufwendige Recherche zu Grunde liegt, ist auch wirklich faszinierend. Das Gefühl des Eintauchens in ein anderes Zeitalter und eine ganz andere Gesellschaft ist es gerade, was den Roman so spannend und fesselnd macht - und das über etwa 1200 Seiten hinweg. Follett gelingt es dabei, eigentlich unheimlich viel an historischen Feinheiten, Hintergrundinformationen und Details zu vermitteln, ohne dass die Lektüre an irgendeiner Stelle trocken oder langatmig werden würde.
Insgesamt stellt "Die Tore der Welt" einen wirklich angenehm zu lesenden, meist spannenden und anregenden Roman dar, eine Geschichte, in die man wunderbar eintauchen kann und die man eigentlich nur ungern aus den Händen legt. Ganz nebenbei lernt man noch eine Menge über das Mittelalter.
Die Aufmachung des Buches ist nicht nur passend, sondern auch wirklich kunstvoll gestaltet: wunderschöner Umschlag, Leineneinband und rotes Lesebändchen machen Appetit auf den Inhalt und tragen dazu bei, dass das Buch seinen stolzen Preis auch tatsächlich wert ist.

Kathi Wenz



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2008 | ISBN: 9783785723166 | Originaltitel: World Without End | Preis: 24,95 Euro | 1120 Seiten | Sprache: Deutsch

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