Auf 144 Seiten enthält dieses broschierte Quellenbuch, das von Robert Boyle entwickelt und von Andre Wiesler übersetzt wurde, wirklich alles, was man zum Lebensgefühl und zu alltäglichen Dingen des Shadowrun-Universums schon immer wissen wollte.
Das Cover dieses Buches stammt im Übrigen von Jim Nelson.

Zunächst einmal kommt das LiveWire-Magazin, im Grunde eine Stimme der Konzerne, zu Wort, wenn es heißt: Leben in den 60ern.
In diesem Kapitel geht es zunächst um das häusliche Leben, über die Haushaltsführung in den neuen Häusern aus Plastbeton, in denen Reinigungsdrohnen die meiste Arbeit übernehmen, Haussensoren sogar Wetterinformationen organisieren und der voll automatisierte Haushalt dank photovoltaischen Farben und Rutheniumpolymeren auf Wetter, Tageszeit und anderes mit entsprechenden Farbwechseln der Wände oder Fenster reagiert. Das Haus der Zeit ist völlig vernetzt, was sich auch durch automatische Einkäufe, Sicherheit oder Heimarbeitsmöglichkeiten niederschlägt.
Trotzdem verlassen auch die Leute der Zukunft ihre Wohnstätten noch, und zu diesem Thema gibt es dann Informationen zu anderen Unterkünften von einfachen Motels bis hin zu Sarghotels, öffentlichen Verkehrsmitteln, Luftreisen und Taxidienste der Moderne.
Weiter geht es mit den Möglichkeiten des Matrix-Shoppings, automatisierten Geschäften, Einkaufszentren und dem Reiz von Zauberläden.
Doch auch Freizeit will gestaltet sein, und dem kommt dieses Kapitel mit Berichten zu Körpermodifikationen, Nachtleben im allgemeinen, Nischenbetrieben, Matrix-Clubs, Musik, Trideo mitsamt Beispielprogrammen, SimSinn und seinen Genres, Konzernunterhaltung, Werbeinformationen, Sport von Autorennen bis Urban Brawl gerne nach.
Irgendwie muss all das jedoch auch finanziell abgesichert werden, und das bringt den Leser sogleich zur SIN und zu Credsticks.
Auch sonst hat sich vieles geändert bis hin zu den sechziger Jahren. Das Rechtssystem, der neue Rassismus, der sich gegen Metamenschen statt gegen Hautfarben richtet, techno-soziale Netzwerke, neue Spiritualität, verändertes Schulsystem und sogar private und gesetzliche Versicherungen sind ebenfalls Themen dieses hoch informativen Kapitels.

Das nächste Kapitel, Die Welt ist klein betrachtet einige Dinge aus ganz anderer Warte, denn hier geht es vor allem darum, als Runner seinen aktuellen Ort zu wechseln. Mit Informationen zu benötigten Papieren, heimlichem Reisen, unterschiedlichen Optionen von der Vergnügungsreise bis zur Flucht mitsamt illegalen Möglichkeiten werden Spielern wie Spielleitern in diesem Kapitel alle möglichen Informationen an die Hand gegeben, um auch solche Situationen nicht nur am Rande zu berühren, sondern mehr ausspielen zu können.
Abschließend sind einige Reiseziele für Runner mit kurzer Beschreibung aus eben dieser Sicht benannt, die von Kairo über Kalkutta bis hin zu Las Vegas und Auckland reichen.

Leben in den Schatten ist der Bericht einer Journalistin, die bei einem Interview sozusagen Blut leckte und sich in den Kopf setzte, einen Run einmal am eigenen Leib zu erfahren. So berichtet sie an dieser Stelle, wie es zu diesem Wunsch kam, wie sie ihn umsetzte und was ihr alles auffiel. Natürlich sind gerade zu Anfang viele Dinge belächelnswert für einen Runner, denn die Frau ist deutlich unbedarft, doch diese Ansicht ändert sich womöglich nach einer Weile.
Die Dame äußert sich zu Unterkunft, Nahrung, Kleidung, Hygiene und medizinischer Versorgung eines Runners, erläutert dann ihre Erkenntnisse zur Wichtigkeit von Connections, Einhaltung einer gewissen "Etikette", verschiedenen typischen Figuren wie Schiebern oder Johnsons und schließlich zum Ruf eines Runners und dessen möglichen Aufstiegen in der Szene.
Als nächstes erläutert sie den Ablauf eines typischen Runs, beginnt bei dem erteilten Auftrag und berichtet schrittweise bis zur Ablieferung der Ware.
Zu guter letzt aber vergisst sie auch zwischenmenschliche Beziehungen, das Gesetz der Schatten, die Gefahr, erwischt zu werden und andere Details nicht, die für so manchen Runner schon allein den Kick bedeuten.
Anfangs geht es dem Leser vermutlich so wie einem der Runner im Shadowtalk und er denkt, so eine Journalistin habe nichts Neues zu berichten, doch das ist nicht richtig. Gerade im Hinblick auf den Ablauf eines Runs benennt die Journalistin sehr viele Details, die wichtig sind, von Spielern aber oftmals gar nicht bedacht werden. Dieses Kapitel motiviert dazu, es auch mal gründlicher und vielleicht sogar geordneter anzugehen.

Der letzte Teil des Buches widmet sich den Spielleiter-Informationen. Hier wird eine Vielzahl neuer Ausrüstungsgegenstände beschrieben, die wirklich innovativ oder im mindesten nützlich sind, darunter neben genauen Beschreibungen von Heim-Telekom-Terminals auch Datenterminals auf der Straße, elektronisches Papier, bereits erwähnte Haushaltsdrohnen, neue Gaben und Handicaps in Bezug auf ID.
Ebenfalls finden sich in diesem Kapitel optionale Regeln, beispielsweise zum Knacken von ID, zum Fälschen, ein neues System zu einer detaillierteren Lebensstilangabe mitsamt Gaben und Handicaps, Hotel-Einstufungen und mehr.

Wer dieses Buch nicht hat, hat wirklich was verpasst - und sollte das nachholen!
In diesem Werk ist kein Wort überflüssig und der ganze Band ist derart packend geschrieben, dass man ihn nicht nur einmal liest, sondern sicherlich sogar mehrfach - und gemeint ist damit das Lesen von der ersten bis zur letzten Seite, nicht das Nachschlagen.
Die Informationen dieses Buches machen einfach Spaß, bringen viel Pep in die Sache und kommen vor allem deshalb gut an, weil verschiedene Aspekte und Sichtweisen aller möglichen Punkte aufgegriffen und gezeigt werden.
Ein absolutes "Must have"!

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH,
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