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 Meine total wahren und überhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Freitag. Simon sitzt ganz allein im Englischen Garten mitten in München und hat seine Stimme verloren. Nicht mal ein Krächzen kommt heraus. Und weinen muss er auch noch. Die dicke Beule an seinem Kopf leuchtet rot und einer seiner Turnschuhe schwimmt vermutlich schon einen Kilometer weiter weg. Er hat ihn beim Übersteigen des Zauns verloren. Das ist ihm noch nie passiert. Und das alles wegen Annalena.
Dienstag. Alles fängt im Schwimmbad an. Er ist mit Vitali im Hotelschwimmbad und plötzlich ist alles anders. Da steht ein Mädchen in Gelb, turmhohe, schwarze Haare und sieht ihn an. Und Simon starrt zurück, kann nichts anderes mehr tun als Annalena ansehen. Als sie mit ihrer Freundin weggeht, läuft Simon hinter ihr her und rennt gegen eine geschlossene Glastür. Und dann steht Annalena neben ihm und schaut ihn an. Und grinst. Und ist weg.
Was soll Simon nur machen. Sein Gehirn ist Matsch, sein Herz schlägt so sehr, dass es ihm fast aus der Brust springt, und seine Stimme scheint verschwunden zu sein. Er muss Annalena sehen. Ein Mädchen. Warum, weiß Simon nicht. Mit elfeinhalb ein Mädchen anstarren. Peinlich. Und nicht mehr reden können. Oberpeinlich. Und trotzdem geht er zu Zimmer 2109 und da steht sie plötzlich. Und Simon läuft weg, läuft in den Englischen Garten, verliert seinen Turnschuh und weint.

Friedrich Ani, Krimi- und Jugendbuchautor, wagt sich mit "Meine total wahren und überhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb" an ein neues Terrain. Ausdrücklich als Kinderbuch erschienen, kann man dieses Buch zwar Zehnjährigen empfehlen, aber auch Jugendliche und Erwachsene - so sie denn ein gehöriges Maß an Humor, Verständnis und Einfühlungsvermögen für Kinder mit elfeinhalb mitbringen - werden ihre helle Freude an dem Buch haben.
Zugegeben, grammatikalisch und stilistisch ist der Text eher schlicht, viele Halbsätze und Slangausdrücke entstammen der Sprache Elfjähriger und stören ein wenig das Empfinden Erwachsener. Doch der alles überstrahlende Humor der Geschichte, die einfach nur liebenswerten Ansichten dieses Jungen, der absolut treffsicher charakterisierte Zustand der ersten Liebe ist so spannend, so urkomisch, so lebendig beschrieben, dass man zwischen Schmunzeln, lachen, Kopf schütteln und Schenkel klopfen kaum noch weiter lesen kann.

Eine so bewegende, ehrliche, beeindruckend realistisch wirkende Beschreibung der Innenwelt eines frisch verliebten Jungen kann man von einem fast fünfzig Jahre alten Autoren eigentlich kaum erwarten. Doch Ani macht dies schlicht genial.
Jeder - ob zehn oder vierzig Jahre alt, wird sich dank der unglaublich plastischen Schilderungen des Autors einfühlen können in die existenziellen Nöte Simons, seine Verwirrung, sein verzweifeltes Bemühen, Hirn und Herz wieder in Einklang zu bringen.
Fast glaubt man sich mitten im Geschehen und zum Augenzeugen geworden, so sehr kann man sich ob der Gedanken, die Simon - oder besser gesagt sein Schöpfer Friedrich Ani - äußert, Annalena vorstellen.

Wer erleben will, wie man sich frisch verliebt fühlt, sollte sich "Meine total wahren und überhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb" zulegen. Einen besseren, lustigeren, ehrlicheren Einblick wird man kaum erhalten können. Friedrich Ani ist bei seinem Ausflug in den Sektor der Kinderliteratur ein fantastisches Buch gelungen, das hoffentlich auch von allen anderen Altersstufen gelesen werden wird.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Februar 2008 | ISBN: 9783446209824 | Preis: 12,90 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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