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 Die verbotenen Evangelien

Apokryphe Schriften


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Nicht erst seit Dan Brown das Thema aufgegriffen hat, interessieren sich Menschen für die Apokryphen. Denn diese verbotenen Schriften haben schon immer die Neugier geweckt - was steht in ihnen? Warum wurden sie verboten? Auf diese Fragen gehen Katharina Ceming und Jürgen Werlitz in ihrem Buch "Die verbotenen Evangelien" ein. Es liegt nun in einer erweiterten und bebilderten Ausgabe vor: Gegenüber den früheren Ausgaben wurde der Text nun um das Judas- und das Mariaevangelium erweitert. Zudem finden sich sechzehn Bildtafeln, die zum Teil die alten Papyri und Codices zeigen, denen die Evangelien entnommen wurden, und zum Teil Gemälde, die sich mit Jesus befassen.

Das Buch ist in zwei Teile geteilt: Teil A besteht aus fünf Kapiteln, die sich mit der Geschichte der apokryphen Schriften befassen. Nach der Einleitung folgt ein Kapitel über die kanonischen Evangelien, das heißt, die Evangelien der drei Synoptiker, Markus, Matthäus und Lukas, sowie das Evangelium nach Johannes.
Im folgenden Kapitel wird dann erklärt, wie die Kanonisierung, also die Aufnahme von Schriften in die Heilige Schrift, vonstatten ging und welche Gründe es gab, jene Schriften aufzunehmen und diese abzulehnen. Hier bekommt der Leser auch einen kurzen Überblick über die unterschiedlichen Richtungen des frühen Christentums, denn neben der Großkirche gab es noch andere Richtungen wie die Gnosis, die sich versuchten, durchzusetzen.
Danach geht es um die Apokryphen selbst - denn auch hier gibt es verschiedene Arten, und auch die Motivation für die Entstehung dieser Schriften wird geschildert.
Das letzte, sehr kurze Kapitel befasst sich dann noch mit dem Einfluss der Apokryphen. So lässt sich zum Beispiel das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens auf ein apokryphes Evangelium zurückführen. Und damals war es auch wie heute - nur weil ein bestimmtes Buch verboten ist, bedeutet das keineswegs, dass niemand es liest.

In Teil B findet man nun die eigentlichen Evangelien in einer Neuübersetzung von Jürgen Werlitz. Jedem Evangelium steht eine kurze Einführung über die Entstehung- und Wirkungsgeschichte voran; der Text selbst ist mit Anmerkungen und Verweisen zu Textstellen in den kanonischen oder andere apokryphen Evangelien versehen.
Hier finden sich die folgenden Evangelien: das Protevangelium des Jakobus, das Kindheitsevangelium des Thomas, das Ebjoniterevangelium, der Papyrus Egerton 2, das Geheime Markusevangelium, das Thomasevangelium, das Judasevangelium, das Petrusevangelium, das Nikodemusevangelium und das Evangelium nach Maria.

Abgeschlossen wird das Buch durch Literaturhinweise, sowohl allgemein zum Thema als auch zu den individuellen Evangelien, und dem Bildverzeichnis.

Wer sich für die Apokryphen interessiert, der wird mit diesem Buch glücklich werden. Obwohl das Buch in einer sehr wissenschaftlichen Art und Weise geschrieben ist, ist es allgemeinverständlich geblieben. Ceming beschreibt die Geschichte der Evangelien sehr interessant und anschaulich. Die Neuübersetzungen sind gut gelungen, sehr verständlich und man staunt oft, wie ähnlich sich doch die Texte in einigen Passagen sind.
Man muss nicht unbedingt ein gläubiger Christ sein, um an diesem Buch Gefallen zu finden. Durch die Apokryphen wird deutlich, wie unstet das frühe Christentum war, und sie machen Lust darauf, mehr über die Kirchengeschichte zu erfahren.
Einziger Wermutstropfen sind die recht häufigen Kommafehler, die den Lesefluss entschieden verlangsamen. Vom Inhalt her ist dieses Buch nicht zu schlagen. Hier bleibt nur die Wehklage, dass man gerne noch mehr Apokryphen lesen und noch mehr Geschichtliches erfahren würde. Aber dafür hat man dann die Literaturverweise.

Alles in allem ein sehr gut gelungenes Buch.

Sabine Hunsicker



Hardcover | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783865391469 | Preis: 12,95 Euro | 264 Seiten | Sprache: Deutsch

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