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 Am Anfang war die Täuschung

Autoren: Gay Longworth
Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Cat Torrant, angehende Radio-Journalistin, ist gerade auf dem Nachhauseweg, als sie einen kleinen Hund anfährt. Schweren Herzens macht sie sich zum Haus der Besitzer auf, um den Unfall zu beichten und das tote Tier abzuliefern. Doch in Cedar Hall, einem großzügigen Anwesen, herrscht Totenstille, niemand scheint zu Hause zu sein.

Als Cat die Garage betritt, findet sie darin zu ihrem Entsetzen ein Auto mit laufendem Motor und im Wagen ein totes Mädchen vor, das sich augenscheinlich das Leben genommen hat. Damit nimmt eine lange Kette von Ereignissen ihren Lauf, und Cats Neugier als angehende Journalistin ist geweckt. Wer war Jane, das tote Mädchen? Ihren getrennt lebenden Eltern zufolge war sie glücklich und hätte keinen Grund gehabt, sich das Leben zu nehmen. War es also ein Unfall - oder gar Mord? Der Verdacht fällt zum Teil auf Cat, die sich am Tatort befand, und dann auf die Stiefmutter der Toten, die US-amerikanische Schauspielerin Sandy. Die Presse stürzt sich auf den Fall, denn eine böse Stiefmutter gibt natürlich immer gute Story ab. Doch Jane, die Tote, scheint nicht das unschuldige Mädchen gewesen zu sein, das sie den anderen vorspielte ...

"Am Anfang war die Täuschung" liest sich wie ein typischer Thriller mit vielen Verwicklungen und dunklen Familiengeheimnissen. Hier hat jeder etwas zu verbergen: die Stiefmutter, der überfürsorgliche Vater, die Mutter und ihr neuer Freund, der ermittelnde Polizeikommissar, der Anwalt der Familie ... Die Liste ist lang, die Handlung wird durch die Fülle an Einzelschicksalen allerdings streckenweise etwas wirr, was auf Kosten der Spannung geht. Dabei ist die Ausgangssituation ja gar nicht schlecht: Eine junge Frau findet eine Tote und wird unversehens in einen Strudel von Ereignissen hineingezogen. Mit journalistischem Spürsinn versucht sie, die Wahrheit herauszufinden, gerät dabei selbst ins Visier der Ermittler und in Gefahr.

Leider hat Autorin Gay Longworth noch weitere Handlungsstränge eingeflochten, die das Ganze unübersichtlich machen. Ein wesentlicher Teil der Handlung dreht sich um Cats Mitbewohner Anna, der ein Star in der Londoner Travestieszene ist und der Opfer eines furchtbaren Verbrechens wird. Dieser Nebenstrang ist an und für sich spannend und hätte wohl für ein eigenes Buch gereicht, er gehört aber nicht zum eigentlichen Plot und lässt den Leser andauernd abschweifen. Der Showdown des Buches hat eigentlich gar nichts mit dem Hauptfall - dem toten Mädchen und ihrer Familie - zu tun, sondern mit Anna und Cat. Hier hat die Autorin sich eindeutig verzettelt, denn sie vernachlässigt die eigentliche Geschichte, was den Spannungsbogen angeht. Auch ansonsten geht es schleppend voran. Es werden einfach zu viele Themen auf den Tisch gebracht, aber keines davon richtig konsequent - sexuelle Perversionen, Korruption, Eifersucht, Drogenmissbrauch, am Rande irgendwie auch noch Essstörungen.
Die Irrungen und Verwirrungen, die vielschichtigen Beziehungen der Personen zueinander sind durchaus interessant, aber auch etwas ermüdend, denn mit über fünfhundert Seiten ist der Roman nicht gerade kurz. Eine Straffung hätte der Geschichte sehr gut getan und die Spannung wesentlich erhöht. So wird der Leser zwar irgendwie bei der Stange gehalten, denn man möchte ja doch wissen, wer nun was getan hat und warum, doch befriedigend ist das Ende nicht. Man hätte eigentlich viel lieber mehr von Cat, ihrem Mitbewohner Anna, ihrem Freund Dan und ihrer etwas verrückten Großmutter Amelia gelesen.
So bleibt "Am Anfang war die Täuschung" ein Thriller, der zwar okay ist, aber nicht herausragend oder gar mitreißend.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. September 2007 | ISBN: 9783426662847 | Originaltitel: Wicked Peace | Preis: 19,90 Euro | 544 Seiten | Sprache: Deutsch

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