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 Das Kleine Volk

Autoren: Steve Augarde
Übersetzer: Ursula Höfker
Verlag: Arena

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Midge soll zu ihrem Onkel Brian aufs Land gehen. Ihre Mutter muss nämlich mit dem Orchester auf Tournee und kann sie dabei nicht mitnehmen. Und um alleine zuhause zu bleiben, ist Midge noch nicht alt genug. In ihrer Vorstellung stehen ihr nun einige langweilige Wochen bevor. Zwar sollen auch George und Katie, die Kinder von Onkel Brian vorbeikommen und einige Zeit lang dort bleiben, da sie normalerweise bei ihrer Mutter leben, doch in der ersten Zeit wäre sie ganz alleine mit ihm. Doch zum Glück stellt sich ihr Onkel als ein einigermaßen netter Mann heraus, der ihr recht viele Freiheiten lässt. Der alte Bauernhof, auf dem sie geboren wurde, gefällt ihr auf Anhieb. Und es gibt dort eine Menge zu entdecken und Abenteuer zu erleben, während man im Wald, in der alten Scheune oder auf der Wiese spielt.

Doch alles verändert sich als Midge im alten Schweinestall ein kleines Pferd entdeckt. Es ist schneeweiß und wunderschön und besitzt zu ihrer großen Verwunderung kleine Flügel. Eben diese Flügel sind unter eine der dort gelagerten Landmaschinen geraten und wie es aussieht, ist es schwer verletzt und benötigt Hilfe. Nach dem ersten Schrecken und dem Impuls davonzulaufen, fasst sie sich ein Herz und kümmert sich um das seltsame Wesen. Wie es ihr erzählt, heißt es Peg und lebt im Reichsforst, der durch sein Brombeergestrüpp für die Menschen unbegehbar ist. Als es Peg etwas besser geht, begleitet Midge es nach Hause. Normalerweise dürfen keine Gorji, wie die Verschiedenartigen die Menschen nennen, den Wald betreten, doch durch die Tatsache, dass Midge von den Plänen ihres Onkels weiß, den Wald abholzen zu lassen, lässt Peg dieses Gesetz außer acht.

Die Verschiedenartigen sind entsetzt, als sie Midge erblicken und noch entsetzter, als sie erfahren, was mit ihrem Wald passieren soll. Dieser Wald ist ihre letzte Zuflucht, da er durch eine Fügung der Natur, nicht von den Menschen betreten werden kann, die keine Ahnung von den Gängen haben, die sich durch die Dornenhecken schlängeln. Früher waren die Verschiedenartigen überall, doch seit die Gorji sich immer mehr ausgebreitet haben, mussten sie immer weiter zurückweichen. Und nun sieht es so aus, als sei wirklich das Ende ihrer Völker gekommen. Doch damit wollen sich einige nicht zufrieden geben. Und als dann auch noch das Gerücht auftaucht, das Menschenmädchen hätte etwas aus dem Wald entwendet, das mit der richtigen Anwendung ein mächtiges Werkzeug in den Händen der Verschiedenartigen darstellen würde, beginnt die Jagd auf sie. Es ist nur ein kleiner Trupp Jäger, die sich zu diesem Schritt entschließen, doch sie können gut genug mit Pfeil und Bogen umgehen um Midge zu töten.

Wieder einmal ein Buch über Elfen, wird man sich denken, wenn man das erste Mal den Titel in die Hände bekommt. Doch schon auf den ersten Seiten macht sich bemerkbar, dass es sich hier nicht eine Geschichte vom literarischen Laufband handelt. Weder werden die Elfen oder die Verschiedenartigen mystifiziert noch verkitscht. Es sind keine zarten Fabelwesen, die glitzernd auftauchen, sondern verschiedenartige Stämme mit unterschiedlichen Gebräuchen und Kulturen. Genau wie in der Welt der Menschen, gibt es auch hier gute und schlechte Personen, einige, die auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind und andere, die die Bürde der Verantwortung für ihr Volk und dessen Fortbestand tragen.

Midge, die durch Zufall auf die Wesen gestoßen ist, ist ein schön ausgebauter Charakter, mit dem sich der Leser gut identifizieren kann. Die verschiedenen Konflikte, Freund- und Feindschaften werden realistisch dargestellt. Spannend und faszinierend entrollt sich der Erzählfaden, bis er den Leser in ein zufrieden stellendes Ende erlöst. Gerade Jugendliche finden sicher viel Gefallen an der städtischen Midge, ihrem Cousin George, der abenteuerliche Unternehmungen macht und dessen nerviger Schwester Katie, die sich ständig umzieht und ohnehin nur am rumnörgeln ist. Auch Marten junior, der Klopfspecht, Ba-betts, die Königin der Verschiedenartigen mit ihren Kaninchengummistiefeln, sowie Scurl, der Anführer der Ickri Bogenschützen, sind hervorragend beschrieben und charakterisiert.

Alles in allem ein schönes Jugendbuch, das sehr überzeugend darstellt, was passieren würde, wenn in unserer Zeit plötzlich Elfen auftauchen würden. So spannend und unterhaltsam geschrieben, dass es auch für jung gebliebene Erwachsene ein Lesevergnügen darstellt. Schon allein am Einband, mit seinen verspielten Details, spürt man, dass eine besondere Geschichte im Inneren wartet.

Daniela Hanisch



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2005 | ISBN: 978-3401057972 | Originaltitel: The Various | Preis: 16,90 Euro | 453 Seiten | Sprache: Deutsch

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