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 Wächter der Schatten

Autoren: M. F. W. Curran
Übersetzer: Michael Nagula
Verlag: Goldmann Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Waterloo, 1815
Die Veteranen William Saxon, jüngst zum Captain befördert, und sein bester Freund Kieran Harte haben gerade die Schrecken der Schlacht um Waterloo überstanden, als das Grauen mit ungeahnter Vehemenz über die beiden Soldaten der britischen Armee hereinbricht. Eine alte Frau entdeckt zwischen den Leichen der Gefallenen eine bronzene Pyramide. Ein dubioser Spanier will sie ihr entwenden, dabei benetzt ein wenig seines Blutes das Artefakt, welches daraufhin einen nach Blut dürstenden Dämon in die Freiheit entlässt, der das kleine, belgische Dorf ins Chaos stürzt. Kierans Geliebte fällt der Mordgier des Dämons ebenso zum Opfer wie viele Bewohner des Ortes und einige Soldaten, bevor es William und Kieran gelingt den Dämon zu vernichten und seinen Geist wieder in der Pyramide zu bannen. Die beiden Freunde reisen bald zurück nach England, die Pyramide nehmen sie mit sich. Zurück auf dem Familiensitz der Saxons bekommen sie eine Nachricht, sich im britischen Museum in London einzufinden. Dort würden sie Näheres zu diesem Artefakt erfahren und schlussendlich würde es dem Wohl von Williams Familie dienen. Im nächtlichen Museum angekommen werden die beiden Soldaten von dunkel gekleideten Kriegern und einer übermächtigen Kreatur - einem Vampyr - angegriffen.
Nur durch das Eingreifen eines gewandten, mysteriösen Kriegers kommen William und Kieran mit dem Leben davon. Ihr Retter stellt sich als Engrin vor und berichtet, dass er vom Vatikan geschickt wurde, und dass sie nun Teil eines geheimen Krieges seien, der seit Jahrtausenden zwischen Engeln und Dämonen geführt wird. Widerwillig stimmen William und Kieran ein, Engrin in den Vatikan zu begleiten, um die Pyramide dort endgültig zu vernichten.
Doch bereits auf der Überfahrt nach Italien kommt es zu einem weiteren Überfall durch den Vampyr und seine Krieger. Im Mittelmeer entbrennt eine mörderische Schlacht auf Leben und Tod - und das ist erst der Anfang ...

Fantasy trifft auf Historik. Ein Konzept, das zumindest im vorliegenden Fall aufzugehen scheint, denn Currans Roman ist ein temporeich und rasant geschriebener Action-Thriller, der Anfang des neunzehnten Jahrhunderts spielt, kurz nachdem Napoleons Truppen vernichtend geschlagen wurden. Die Idee mit dem im Verborgenen geführten Kampf zwischen Gut und Böse ist dabei nicht gerade neu, wird aber im vorliegenden Buch sehr originell aufgegriffen. Ähnlich verhält es sich mit dem Sekretariat, dem Geheimbund des Vatikans, der sich dem Kampf gegen das Böse verschrieben hat. Wer nun allerdings glaubt, einen weiteren Roman um Kirchenskandale und Verschwörungen vor sich zu haben, täuscht sich gewaltig. Zwar gibt es auch einen Verräter innerhalb des Ordens, doch dessen Entlarvung ist eher sekundär und bildet das Tüpfelchen auf dem i. Die Charaktere sind authentisch und die beiden Protagonisten William Saxon und Kieran Harte wirken schnell wie gute Bekannte auf den Leser. Dass es zwischen den beiden auch schon mal zu ernsten Reibereien kommt, verstärkt den Eindruck der Authentizität zusätzlich. Hierin liegt eine der Stärken des Romans. Liebhaber ausführlicher Beschreibungen von Schlachten und Scharmützeln kommen in diesem Buch ebenfalls gänzlich auf ihre Kosten, hier bildet das Highlight mit Sicherheit der Kampf an Bord der Iberer auf hoher See. Schnell stellt sich aber auch ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, den der Autor dadurch umgeht, dass er der Ankunft der beiden Freunde in Rom und ihrer Ausbildung innerhalb des Ordens viel Platz in seinem Werk einräumt. So lebendig und vielschichtig die Protagonisten und ihre Gefährten beschrieben wurden, so blass und farblos wirken die Feinde und ihre Helfer. Die Krieger des Vampyrs und des französischen Feldherrn Cuassard, einem Dämonendiener, müssen natürlich, ebenso wie die Mönche des Ordens und die Matrosen auf der Iberer, als Kanonenfutter herhalten. Doch auch der Dämon aus der Pyramide, sowie Cuassard oder der Vampyr, sind plakativ dargestellte Bösewichter ohne Profil. Hier offenbart der Schriftsteller ein ums andere Mal eine gewisse Abneigung gegen die Franzosen, die natürlich aus der damaligen Rivalität durch den Krieg gegen Napoleon resultiert, aber es darf bezweifelt werden, dass sich der Roman in Frankreich großer Beliebtheit erfreut.
Am Ende bleiben genügend Handlungsstränge offen, so dass man gespannt auf den zweiten Teil wartet, an dem Curran gerade arbeitet.

Der Roman weckt äußerlich sehr ambivalente Gefühle. Die Zeichnung der beiden Schiffe auf der aufgewühlten See des Mittelmeers ist sehr detailliert und kunstvoll ausgefallen. Der flammenumkränzte Dämon, rechts oben im Cover, bildet dazu nicht nur einen scharfen Kontrast, sondern mag auch überhaupt nicht ins Gesamtbild passen. Hier wird die Annahme geweckt, dass dieses Motiv nachträglich eingefügt wurde, um etwas Dämonisches und Mysteriöses auf dem Buchdeckel zu haben.

Fazit:
Rasant und flüssig zu lesender, historischer Fantasy-Roman mit glaubwürdigen Charakteren. Lediglich die Anhänger der dunklen Seite wirken blass und trivial. Das Buch bietet eindringliche Schlachtengemälde und der Krieg zwischen Gut und Böse wurde von Curran derart packend geschildert, dass man gespannt auf die Fortsetzung wartet.

Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 01. November 2007 | ISBN: 9783442465460 | Originaltitel: The secret War | Preis: 8,95 Euro | 541 Seiten | Sprache: Deutsch

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