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 Max Planck

Ein Leben für die Wissenschaft 1858-1947


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Max Planck gilt unbestritten als einer der größten Physiker des ausgehenden 19. und des 20. Jahrhunderts, und kaum ein Wissenschaftler hat sich so intensiv und allen politischen Widrigkeiten zum Trotz um das Gedeihen seiner Disziplin bemüht. Dennoch muss man Planck als historische Figur differenziert betrachten, denn seine Haltung dem Nationalsozialismus gegenüber - und auch im Ersten Weltkrieg - ist nicht über alle Kritik erhaben.
Die vorliegende Biografie befasst sich intensiv mit den verschiedenen Abschnitten in Plancks Leben, die auch immer mit verschiedenen Aufgaben und Schwerpunkten in seinem Schaffen und Handeln verknüpft sind. Hierzu gehören fachliche Herausforderungen wie die Entdeckung des Wirkungsquantums, dessen Konsequenzen für die Physik Planck zunächst nur widerstrebend akzeptierte, sowie die philosophische Kontroverse mit Ernst Mach und dessen Positivismus und Denkökonomie, nicht minder jedoch Plancks vielfältige Aufgaben im Bereich der Lehre und schließlich, wie es im Buch treffend heißt, als "Kapitän" der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Der Leser wird sowohl an Plancks physikalische Entdeckungen und seine Haltung gegenüber der nachfolgenden Physiker-Generation herangeführt als auch an die geistig-philosophische Haltung des großen Physikers, denn der Physik wohnte immer auch ein philosophisches Weltbild inne, das in Zeiten des Umbruchs an neue Entdeckungen angepasst werden musste. Weniger detailliert, doch angemessen geht der Autor auf die privaten Schicksalsschläge ein, die Planck hinnehmen musste: den frühen Tod seiner ersten Frau und nacheinander den Verlust der vier Kinder aus dieser Ehe - zuletzt wurde sein jüngerer Sohn Erwin als Beteiligter am Widerstand gegen Hitler hingerichtet. Und auch der Bombenkrieg ging nicht spurlos an dem zu dieser Zeit bereits alten Planck vorüber.
Im zweiten Teil des Buchs findet der Leser eine Reihe von Schriften aus Plancks Feder, die keine umfangreichen Physikkenntnisse voraussetzen und einen tiefen Einblick in Plancks Geisteshaltung und moralischen Hintergrund geben.

Die Auseinandersetzung mit Max Plancks Persönlichkeit ist nicht einfach, wenn sie nach Möglichkeit objektiv ausfallen soll. Plancks völlige Hingabe an die Physik, vor allem an die Physik in seinem Land, die ihm sogar über die grausamsten Schicksalsschläge hinwegzuhelfen vermochte, steht seiner äußerlichen Anpassung ans Hitler-Regime gegenüber, die in Hitler gegenüber vorgebrachten Äußerungen über "für die Menschheit wertvolle und wertlose" Juden kulminierte. Dass er im Sinne der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft versuchte, jüdische Wissenschaftler so lange wie möglich in Deutschland zu halten und sie dadurch intensiv gefährdete oder auch guter Chancen im Ausland beraubte, muss man ihm zweifellos ebenfalls vorwerfen.
Um diesen Planck, der ja kein Nazi war, ein Stück weit zu verstehen, muss man seinen nationalliberalen, konservativen Hintergrund kennen, und der Autor vermag die bürgerliche Welt aus Plancks jungen Jahren, den schmerzlich-katastrophalen Umbruch im und nach dem Ersten Weltkrieg und das allmähliche Abgleiten von Plancks Umwelt in den Nationalsozialismus sehr gut nachzuvollziehen - ohne Schönfärberei und Sentimentalität, die im Gegenteil völlig fehlen.
Das Dritte Reich steht gleichwohl nicht im Zentrum dieses Buchs über Max Planck, sondern Plancks Bemühungen, die neuen physikalischen Erkenntnisse in das bestehende Weltbild zu integrieren oder es, wo nötig, zu erweitern und zu verändern, womit er nicht nur mit Ernst Mach in Konflikt geriet.
Am besten erschließt sich Plancks geradliniges, klares Denken über die ausgewählten Schriften im zweiten Teil des Buchs. Sie vermitteln zudem einmalige Momentaufnahmen des Standes der Physik und der Philosophie in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und bieten in ihrer Gesamtheit einen Überblick über die gewaltigen Umwälzungen, die zu dieser Zeit stattfanden. Plancks trotz aller Schmucklosigkeit eleganter Stil und seine aufs Wesentliche reduzierte Argumentation, sein weitestgehender Verzicht auf Selbstbeweihräucherung und seine immense Kenntnis der Physik, der Philosophie und verwandter Wissensgebiete, die ihm zuweilen geradezu eine Projektion auf künftige Ereignisse (etwa die friedliche Nutzung der Kernenergie) ermöglichten, fesseln den Leser und verleihen seinen wissenschaftlichen Ausführungen Zeitlosigkeit und Wahrhaftigkeit.
Man wird nach der Lektüre Planck weiterhin kritisch sehen, doch kann es kaum ausbleiben, dass man ihn trotzdem sehr sympathisch findet und sich von dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit beeindrucken lässt.
Dieses mit zahlreichen teils bekannten, teils seltener veröffentlichten Fotos versehene Buch als Kombination einer exzellent verfassten Biografie mit ausgesuchten Schriften des Protagonisten ist aufgrund seiner differenzierten, ausgewogenen Darstellung und des in Biografien eher seltenen Schwerpunkts auf Plancks Bemühungen um eine philosophische Aufarbeitung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse besonders zu empfehlen.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2006 | ISBN: 9783777614380 | Preis: 38 Euro | 647 Seiten | Sprache: Deutsch

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