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 Orangen für Opa


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die andalusische Sonne brennt unbarmherzig auf die kleine Stadt nieder. Schon am frühen Morgen scheint die Helligkeit durch den Vorhang und Petra möchte eigentlich nicht aufstehen. Doch ihr Opa Juanito kommt wie immer in ihr Zimmer, schält eine wunderschöne Orange und gibt ihr Stück für Stück in den geöffneten Mund. So fühlt sich die Sonne richtig an. Jetzt steht Petra freudig auf, macht sich fertig und eilt in die Schule. Auf dem langen Weg durch die Gassen und Häuserreihen begleitet sie Opa Juanito wie jeden Morgen. Und er erwartet sie wie an jedem Tag auf dem kleinen Platz auf seiner Bank.
Petra ist sehr glücklich und niemals soll sich etwas daran ändern. Doch eines Mittags sitzt Juanito nicht auf der Bank, um sie abzuholen. Petra muss allein durch die Gassen nach Hause laufen. Auch im Haus findet sie ihrem Opa nicht. Petras Mutter erklärt ihr, dass Opa krank ist und sich hingelegt hat. Nur ganz kurz darf ihn Petra stören.
Von diesem Tag an steht Petra alleine auf und geht alleine zur Schule. Doch anstatt wieder gesund zu werden, weigert sich Opa Juanito wenig später, zu essen. Nichts mehr will er zu sich nehmen und Petras Mutter ist ganz verzweifelt. Da hat Petra eine Idee, geht in den Garten und pflückt eine Orange. Am nächsten Morgen will sie damit zu Opa Juanito gehen.

Die französische Kinderbuchautorin Françoise Legendre hat mit "Orangen für Opa" eine einfühlsame Geschichte über das Sterben geschrieben. Ihr Ton ist heiter, locker und ungezwungen und klar. Sie beschönigt nicht, wie traurig es für die Familie, vor allem aber für die Kinder ist, wenn der Großvater stirbt. Ganz im Gegenteil, sie versucht, die tröstliche Erinnerung an gute Zeiten und das Andenken an den Verstorbenen als einzige Möglichkeit in den Mittelpunkt zu rücken, damit fertig zu werden.

Dies gelingt ihr durch die wundervoll einfache Idee, die Fürsorge, die der Opa für seine Enkelin zeigt, umzukehren und zur Fürsorge der Enkelin für den Opa zu machen, wenn es erforderlich ist. So steht man nicht hoffnungslos und hilflos vor dem nahenden Ende, sondern kann etwas zurückgeben und sich selbst stärken bei dem Gedanken, dass es bald vorbei sein wird. So gelingt es ihr, bei aller Trauer, die positiven Gedanken in den Mittelpunkt zu stellen, die ein Kind hat, wenn es an die Zeiten der Gemeinsamkeit zurückdenkt.

Verstärkt wird diese einfache, klare Botschaft durch die bunten, ausdrucksstarken Bilder von Natali Fortier. Sie setzt sowohl die Sonne Andalusiens in Bilder um, als auch die Gefühle, die Opa und Enkelin füreinander empfinden. Auch das Sterben und den Tod versinnbildlicht sie auf einfache, deutliche Art und Weise. Ihre Illustrationen verdichten die Aussage des Textes zu einem kleinen Meisterwerk, dass für Kinder ab vier Jahren einen leichten Zugang zu diesem ernsten Thema ermöglicht.

Zwar stellen die Kinder einige Fragen ob der teils irritierenden Größenverhältnisse, die in den Bildern zu sehen sind - so wandert der Opa auf einem Bild am Rand eines riesigen Tellers auf dem Orangenscheiben liegen - doch tut das der Wirkung der meisten Bilder keinen Abbruch. Sie sind im besten Wortsinne Illustrationen einer schönen, liebenswerten und unernsten Geschichte - trotz des Themas "Tod".

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2008 | ISBN: 9783794151325 | Originaltitel: Quartiers d´orange | Preis: 13,90 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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