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 Igels 2: Waschtag (Erweiterung)


Cover
Gesamt +----
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Im Kartenspiel "Igels" kloppten sich vier Tierrassen im Wald um knappe Nahrungsvorräte und bedienten sich dabei allerhand rabiater Methoden wie Knüppeln, schwulen Bären oder der örtlichen Waldstraße, um ihre Gegner in die Knie zu zwingen. Nun geht der Riesenzoff weiter und wird sogar noch um zwei Rassen erweitert. Neben den Hasen, Mäusen, Igeln und Eichhörnchen nehmen jetzt auch Waschbären und Vögel an der Schlacht um die Nahrungsvorräte teil, wodurch "Igels" jetzt auch zu sechst gespielt werden kann. Außerdem gibt es natürlich viele neue Unterstützungs- und Ereigniskarten.

Am Spielverlauf hat sich dabei kaum etwas geändert. Jeder Spieler hat bis zu acht Vertreter seiner Tierrasse vor sich ausliegen, die er in einer Runde in den Kampf schickt. Die Charaktere haben eine bestimmte Kleintierstärke (KTS), welche auf jeder Seite für alle am Kampf teilnehmenden Viecher zusammenaddiert wird. Dann darf jeder Spieler geheim Unterstützungskarten spielen, die die KTS erhöhen. Das kann ein besonders starker Blitzschlag sein, eine hilfreiche Biberbande, Außerirdische, Öko-Freaks, die Moorleiche oder auch ein simpler Kothaufen - beim Kampf Tier gegen Tier ist alles erlaubt. Deswegen gibt es auch noch Ereigniskarten, die immer gespielt werden können - darunter Verstecke, in denen man Nahrung bunkern kann oder Karten wie das Ozonloch, das sofort einen gegnerischen Charakter killt, was teilweise ganze Runden umkrempeln kann. Irgendwann möchte in einer Runde jedenfalls keiner mehr eine Karte spielen, dann werden die Unterstützungskarten aufgedeckt und die Gesamt-KTS aller Spieler verglichen - derjenige mit der höchsten Zahl darf sich zwei zufällige Futterkarten aus der Mitte nehmen, die zum Schluss Siegpunkte geben. Und sobald die Futterkarten alle sind, ist das Spiel vorbei. Den Spaß hat es freilich schon viel früher erwischt, denn wirklich Laune macht "Igels" auch mit der Erweiterung nicht.

Das Spiel leidet, genauso wie die "Munchkin"- oder die "Chez Geek"-Serie, einfach darunter, dass die Spielidee und die Umsetzung in Form der vielen Karten zwar nett ist und man sich liebend gerne alle Karten mal durchguckt, was tatsächlich zum einen oder anderen Schmunzler führen kann. Aber wenn es ans eigentliche Spiel geht, taugt das nichts mehr. "Igels" ist ein merkwürdiges Stichspiel, bei dem sich die Spieler im Prinzip jede Runde durch das Einsetzen mehrerer Charaktere und das Spielen der verdeckten Unterstützungskarten hochreizen, bis irgendwann alles aufgedeckt wird und einer die höchste Punktzahl hat, was eh egal sein kann, weil Ereigniskarten noch alles umschmeißen können. "Igels" will dabei natürlich ein Spiel mit Spaß am Ärgern sein, doch selbst den sucht man hier vergeblich.
Das liegt zum einen an den immer gleich ablaufenden Runden, in denen man statisch seine verschiedenen Karten in den Kampf schickt, ohne zu wissen, um was man eigentlich spielt - schließlich könnten unter den Futterkarten, die man zufällig zieht, auch nur kümmerliche Grashalme sein. Und die Ereigniskarten, die eigentlich Würze, Ärgerfaktor und Humor in den Spielablauf bringen sollen, funktionieren auch nicht wirklich. Da liest man den Kartentext vor und führt ihn aus, aber stimmungsmäßig passiert am Tisch einfach nichts. "Munchkin" hat das wesentlich besser gelöst, da sich immer alle um die auf der Tischmitte liegende Karte scharen und nebenher rege mit Verhandlungen beteiligt sind. In "Igels" schiebt man nur für sich Karten hin und her und zählt ein paar Punkte zusammen. Und das ist einfach nur öde.

All diese Kritikpunkte treffen selbstverständlich auch auf die Erweiterung "Igels 2: Waschtag" zu, mit der man jetzt noch zwei Spieler mehr nerven kann. Oder sogar nur noch zu zweit spielen kann, was, man mag es kaum glauben, sogar noch weniger Spaß macht als eine Partie zu viert oder mit mehr Spielern. Theoretisch ist "Igels 2" damit auch ohne das Grundspiel zu verwenden, allerdings dienen die beigelegten Regeln höchstens der Auffrischung, den Neueinstieg in das Spiel zu zweit machen sie fast unmöglich.
Die neuen Karten sind zugegeben häufig recht amüsant und an aktuelle Ereignisse angeknüpft. Da gibt es das Eisbärenbaby Tunk, ha ha, den Problembären Bruno, die "Welt der Waldkraft" oder die Vogelgrippe - der Humor ist wie im Grundspiel wieder sehr derb und sehr schwarz, Kinder werden mit diesen putzigen Tierchen weiterhin nicht glücklich.
Völlig sinnloser Ballast sind dagegen Karten wie "Weihnachten" oder "Ostern", die nur zur entsprechenden Jahreszeit spielbar und ansonsten nur zum Abwerfen gut sind.
Wer das Grundspiel "Igels" besitzt und tatsächlich mag, dem sei "Igels 2: Waschtag" wärmstens empfohlen. Alle anderen sollten von diesen Spielen jedoch lieber die Finger lassen und sich anderswo umsehen, wenn sie humoristische Kartenspiele suchen und Spaß an den Spieltisch bringen wollen.

Julius Kündiger



Kartenspiel | Erschienen: 01. Oktober 2007 | FSK: 12 | ISBN: 9783937826714 | Preis: 13 Euro

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