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 Das Schwarze Auge - Hörbücher: Das zerbrochene Rad - Nacht


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Ton


Wir schreiben das Jahr 1020 nach Bosparans Fall beziehungsweise das Jahr 27 nach Hal. Der finstere Dämonenmeister Borbarad zieht mit seinen Horden in den Krieg gegen die Mächte des Guten. Einer seiner Verbündeten ist Graf Uriel von Notmark, der einen "nordbornischen Trutzbund" vorgeschoben hatte, um Truppen zu sammeln und dann zusammen mit Goblins gegen die göttergefälligen Truppen zu ziehen.
Thesia von Illmenstein zieht mit ihrer eilig geschmiedete Allianz sowie den kaiserlichen und weiteren mysteriösen Mächten in die entscheidende Schlacht gegen die Kräfte des Bösen. Auch die verschollen geglaubte "Königin der Amazonen" spielt eine wichtige Rolle, welche ist aber lange unklar. Mit "Das zerbrochene Rad - Nacht" endet der Zyklus um Arvid, Algunde, Gerion und Selissa und gewissermaßen auch ein Kapitel Aventurien.

Der Horchposten-Verlag hat sich dem epischen Werk von Ulrich Kiesow, dem geistigen Vater vom Rollenspiel Das Schwarze Auge, angenommen und den ersten Teil liebevoll gekürzt als Hörbuch veröffentlicht. Der zweite Teil erschien bisher nur online in einer ungekürzten Fassung mit einer Spieldauer von 1.260 Minuten, die CD-Veröffentlichung ist aber für 2008 geplant.

Die Sprecherleistung überzeugt wie schon beim ersten Teil völlig. Axel Ludwig, der den Sprecher und alle männlichen Stimmen zum Besten gibt, ist in Hochform und auch die weiblichen Stimmen werden von Carolin Schmitten sehr gut vorgetragen. Der einzige kleine Kritikpunkt bleiben die etwas zu spärlich vorhandenen musikalischen Zwischentöne, die zudem auch noch steigerbar wären.

"Das zerbrochene Rad" wurde von Ulrich Kiesow kurz vor seinem plötzlichen Tod noch vollendet und stellt sein Endwerk da, literarisch wie inhaltlich. Schließlich geht es um nichts anderes als das Erscheinen des Dämonenmeisters Borbarad und dessen schrecklichen Horden beziehungsweise den Kampf gegen diese Schrecken. Diese Geschehnisse läuteten damals eine weit reichende Veränderung von Aventurien ein, die hier ihre volle Tragweite zeigen. Die Handlung entwickelte sich im ersten Teil nur langsam, eine epische Epoche wollte eben mit genug Muße begonnen werden und auch im zweiten Teil nimmt sich der Autor den nötigen Platz; auch die Schlacht, die einen großen Anteil am Hörbuch hat, ist ausführlich beschrieben.

Einige Figuren aus "Der Scharlatan" tauchen auch im Zerbrochenen Rad wieder auf, sodass man von einem indirekten Nachfolger sprechen kann. Dem Leser beziehungsweise Hörer, der diese Figuren, namentlich Gerion, Selissa, Arvid und Algunde, schon kennen und lieben gelernt hat, wird dies freuen. Interessant, weil eher selten, ist das slawische Setting. Die Handlung wird oft aus der Sicht der kleinen Leute erzählt, was das Mitfühlen enorm erleichtert. Ein weiterer wichtiger Teil ist die Geschichte um die "Königin der Amazonen", die sehr gelungen erzählt wird.

Das wichtigste Ereignis ist aber die große Schlacht in den Vallusianischen Weiden und die Mobilisierung dafür. Hier zeigt Kiesow sein ganzes Können. Gekonnt zeigt er die Möglichkeiten der Beeinflussung der Massen und das Wirken des fanatisierten Mobs, wenn er losgelassen, denn anfänglich glaubt das Fußvolk des "nordbornischen Trutzbundes" ja an eine normale Schlacht gegen die verweichlichten Sewerier. Die Krönung seiner Erzählkunst fährt der Autor aber in der Schlacht selbst auf. Ohne jeden Anflug einer Verherrlichung von Krieg erzählt er sie dennoch sehr spannend und anschaulich, wobei gerade letzteres für jüngere Hörer nur bedingt geeignet ist. Auch wenn Gut und Böse klar definiert sind und der Hörer klar mit einer Seite mitfiebert, zeigt der Autor doch auch all die Schrecken des Krieges und dass es letztlich immer Verluste auf beiden Seiten gibt, und diese Verluste oft mehr als "nur" Menschenleben sind. Sicherlich sind Schlachten nicht jedermanns Geschmack, aber dieser sollte man eine Chance geben, alleine schon, um diesen wichtigen Wendepunkt der aventurischen Geschichte miterleben zu können.

"Das zerbrochene Rad - Nacht" kann schwerlich einzeln betrachtet werden, es bildet ganz klar das Ende des Gesamtwerkes, das ohne Anfang kaum genossen werden kann; die Trennung der Publikationen folgt übrigens der der Taschenbuchausgabe. Wem der erste Teil gefallen hat, der wird eh wissen wollen, wie es weitergeht. Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich umgehend beide Teile zulegen, sich Zeit nehmen und diesen aventurischen Meilenstein genießen. Es gibt zwar auch kleinere Durststrecken, aber gerade der epische Charakter der Erzählung hat seinen Reiz.

Bernd Wachsmann



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