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 Das Obsidianherz

Autoren: Ju Honisch
Verlag: Feder & Schwert

Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
"Das Obsidianherz", eine Mischung aus Fantasy und historischem Liebesroman, ist der Erstlingsroman von Ju Honisch, erschienen im Feder&Schwert-Verlag.

Die Handlung spielt in München im Jahre 1865. Im Nymphenburger Hotel wurde ein Gast ermordet, der etwas sehr Wertvolles und Mächtiges bei sich trug - ein Manuskript, das es dem Besitzer erlaubt, die Welt zu beherrschen. Doch seit dem Mord ist es verschwunden und wird nun von den verschiedensten Parteien gesucht. Da sind zum einen der britische Colonel Delacroix, der undurchdringlich und geheimnisvoll ist, sowie seine Begleiter, zwei bairische Offiziere, ein Meister des Arkanen nebst der Opernsängerin und Gelegenheitsdetektivin Cérise Denglot. Daneben gibt es eine Gruppe von Ungarn, die die Unabhängigkeit ihres Landes von Österreich wollen, und eine Gruppe katholischer Geistlicher.
Allerdings sind das nicht die einzigen Akteure in diesem Stück - ein seltsames Wesen geht um, das man nur aus Sagen und Ammenmärchen kennt. Ein Bann wurde über das Hotel gelegt, um diesem Wesen die Flucht zu erschweren - doch auch alle anderen magischen Wesen, wie die Fey (von manchen auch als Vampire bezeichnet) können nicht entkommen. So finden sich neben den Jägern des Manuskriptes auch eine junge Dame samt Tante und Zofe sowie ein Arzt im Hotel gefangen. Und jeder versucht so gut wie möglich sein Ziel zu erreichen: das Manuskript zu finden - oder das Hotel zu verlassen, koste es, was es wolle ...

Der Roman ist von den Grundlagen her ein ordentliches Stück des Schriftstellerhandwerks, aber das gewisse Etwas fehlt. Besonders der Anfang zieht sich. Zwar schafft ein Dramatis Personae, das dem Buch voransteht, Abhilfe bei der Einführung der Figuren (34 Namen werden genannt), allerdings dauert es trotzdem lange, sie alle einzuführen.
Auch die Handlung wirkt jedoch zu Beginn sehr verschwommen und durcheinander. Daher verkommen viele Dialoge zu einem "exposition dump", das heißt, Fast-Monologen, in denen eine Figur den anderen die Welt erklärt. Das gilt ebenso die inneren Monologe der Figuren, wenn sie etwa über ihre Vergangenheit sinnieren - über die sie in den meisten Fällen jedoch gar nicht nachdenken wollen, dies dann aber trotzdem tun. Zudem scheinen die Charaktere oft sinnlos in der Gegend herumzustolpern, sie können (oder wollen) ihre Gefühle nicht analysieren und scheinen im Großen und Ganzen sehr ratlos sein. Da kommt keine Spannung auf und oft liest sich das nur öde und langweilig.
Auch krankt der Roman daran, dass allzu viele Geheimnisse durch die Räume des Hotels wabern. Teilweise fragt man sich als Leser, ob man denn überhaupt diese Geheimnisse wissen will, denn die Figuren wirken platt und selten sympathisch. Manchmal erfolgt die Auflösung eigentlich trivialer Geheimnisse so spät in der Handlung, dass man sich wundert, warum dies der Autorin gerade an diesem Punkt angemessen schien.
Hinzu kommt dann auch noch der Sprachstil der Dialoge - der Autorin sei Tribut gezollt, da sie sich offensichtlich an die damalige Sprache halten wollte, aber oft wirkt das Gesagte plump und in die Länge gezogen, besonders wenn Gedanken der Charaktere dann in einem Dialog auf der nächsten Seite wiedergekäut werden. Zusätzlich ist der Roman eine Mischung aus Fantasy und Liebesroman, und allzu häufig gleiten die Gespräche ins Unglaubwürdige, Zurechtstilisierte ab und langweilen dann nur noch.
Die Kampfszenen sind zwar meist sehr gut geschrieben, aber sie reichen nicht aus, um Spannung in die Handlung hineinzubringen. Man fiebert selten mit den Figuren mit, wenn sie verletzt oder in Gefahr sind. Das hängt auch mit den Kapiteln zusammen, derer es insgesamt 96 gibt. Der Erzähler wechselt mit jedem neuen Kapitel, doch oft hat man sich gerade erst in den betreffenden Erzähler "hineingelesen" und beginnt, mit ihm zu sympathisieren, da kommt schon der nächste Wechsel und man wird aus dem Lesefluss unsanft hinauskatapultiert.

Doch der Roman ist nicht wirklich schlecht. Er ist einfach auch nur nicht wirklich gut. Von der Substanz ist er solide verfasst, und die hier genannten Kritikpunkte mögen den einen oder anderen Leser weniger stören.
Der ausgemachte Fantasy-Fan sollte vielleicht vorher mal reinlesen, ob ihm der Stil zusagt; wer allerdings auch gerne historische Liebesromane liest, dem sollte dieser Roman viel eher liegen.

Insgesamt kein Meisterwerk schriftstellerischen Tuns, sondern Mittelmaß eben. Für einen verregneten Sonntagnachmittag reicht?s auf alle Fälle.

Sabine Hunsicker



Taschenbuch | Erschienen: 1. Februar 2008 | ISBN: 9783867620284 | Preis: 16,95 Euro | 809 Seiten | Sprache: Deutsch

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