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 Das Ritual


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Der junge Schotte Duncan McCullum landet als Strafgefangener auf einem Schiff, das ihn in die Neue Welt, nach Amerika, bringen soll. Mit Fortschreiten der langen Überfahrt hat Duncan all seine Hoffnung verloren - erwarten ihn doch nur jahrelange Zwangsarbeit und letztendlich der Tod in seinem neuen Leben. Wer nicht nach kurzer Zeit durch die mörderischen Lebensbedingungen dahingerafft wird, der fällt schnell den in Amerika lebenden grausamen Wilden zum Opfer - so heißt es jedenfalls.
Duncans letzter Halt an Bord des Schiffes, sein Freund Adam Munroe, hat sich unter sehr mysteriösen Umständen erst kürzlich das Leben genommen. Doch bevor Duncan seinem Leben ebenfalls durch einen Sprung ins Meer ein Ende setzen kann, passieren an Bord seltsame Dinge: Professor Evering, ein Gelehrter, der als neuer Hauslehrer der Ramsey Company in der Neuen Welt tätig sein sollte, wird ermordet. In einer Schiffskabine wird ein Altar voller unheimlicher, scheinbar schwarzmagischer Gegenstände gefunden. Hat hier jemand ein seltsames Ritual durchgeführt?
Da Duncan der Einzige an Bord des Schiffes ist, der über medizinische Kenntnisse verfügt, wird er mit der Aufklärung des mysteriösen Todesfalls und des seltsamen Rituals betraut. Er erhält eine neue Chance - jedoch eine höchst zweifelhafte: Als neuer Hauslehrer des Familie Ramsey soll er Everings Rolle einnehmen und für die verhassten Engländer arbeiten. Gegenüber den anderen Schotten auf dem Schiff steht Duncan damit schnell als Überläufer und Hochverräter da. In Amerika angekommen, sieht sich Duncan mit weiteren Problemen konfrontiert - und jemand trachtet ganz offensichtlich nach seinem Leben...

Dunkle Geheimnisse, Intrigen, Verwicklungen und viele, viele Puzzleteile, all dies eingebettet in einen detaillierten historischen Hintergrund: Das ist die Spezialität von Autor Eliot Pattison, der durch seine Tibet-Krimis bekannt wurde. Mit "Das Ritual" bietet er dem Leser ein gänzlich neues Setting, nämlich die Eroberung der Neuen Welt Mitte des 18. Jahrhunderts und den französisch-indianischen Krieg aus der Sicht eines Schotten. Die Handlung beginnt zwei Jahre nach der Schlacht und dem darauffolgenden Massaker am Fort William Henry, das der Autor James Fenimore Cooper später in seinem Roman "Der letzte Mohikaner" verewigte. Folgerichtig hat Eliot Pattison seinen Roman unter anderem Cooper gewidmet.

Trotz dieses nun gänzlich anderen historischen Rahmens wirkt die Handlung dem treuen Pattison-Leser zumindest ansatzweise vertraut: Duncan ist ein Strafgefangener, sieht sich aber unversehens von der verfeindeten Seite eingebunden. Er muss in einer Sache ermitteln, die viele Interessen und Machtverhältnisse berührt und die ihn selbst in höchste Gefahr bringt. Diese Ausgangssituation ähnelt stark dem Roman "Der fremde Tibeter", in dem der ehemalige Inspektor Shan aus einem Gulag heraus im Interesse der chinesischen Regierung in einem Mordfall ermittelt und dabei zwischen die Fronten gerät. Und wieder widmet sich Pattison dem Zusammenprall verschiedener Kulturen, in diesem Fall der der Europäer, die Amerika besiedeln, und den nativen Ureinwohnern, den Indianern.

Ebenfalls nicht neu ist, dass Eliot Pattisons Romane keine Lektüre für nebenbei sind. "Das Ritual" will und kann nicht bloß konsumiert werden, sondern besteht aus so vielen Fragmenten, dass man mit äußerster Konzentration lesen muss. Dieses Fragmentarische, Sperrige ist teilweise entnervend und anstrengend, macht aber auch einen Teil von Pattisons typischem und durchaus auch fesselndem Stil aus. Es ist allerdings schon ein wenig ermüdend, wenn auf Seite 200 die Handlung immer noch mit äußerster Zähigkeit voranschreitet; wenn tausend kleinste Hinweise gegeben, aber nie weiterhin erläutert werden; wenn die forschenden Hauptfiguren raten und rätseln, ihre Gedanken dem Leser aber nicht wirklich zugänglich sind; wenn Dialoge vieles andeuten, aber nie wirklich auf den Punkt kommen, sondern immer nur neue Rätsel aufwerfen. Man könnte fast sagen, dass Pattison es hier ein wenig übertrieben hat, um bloß nichts in klarer Form preiszugeben.

"Das Ritual" ist nur der Auftakt einer neuen Romanserie aus der Feder von Eliot Pattison. Es ist ein cleveres, anspruchsvolles und historisch sehr interessantes Buch, das Geschichte aus einer wenig bekannten Sicht erläutert. Es ist aber auch ein sperriges Buch, das Konzentration und ständige Aufmerksamkeit fordert und damit streckenweise so langatmig und rätselhaft bleibt, dass der Leser verärgert wird.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. Februar 2008 | ISBN: 9783352007545 | Originaltitel: Bone Rattler | Preis: 19,95 Euro | 542 Seiten | Sprache: Deutsch

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