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 Naruto, Band 1: Naruto 01

Serie: Naruto, Band 1
Autoren: Masashi Kishimoto
Übersetzer: Miyuki Tsuji
Verlag: Carlsen

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Die Ninja sind los!" wirbt Carlsen für Masashi Kishimotos Mangareihe, deren Bände seit 2003 in regelmäßigen Intervallen auf dem deutschsprachigen Buchmarkt erscheinen und deren Anime-Umsetzung seit September 2006 auch auf RTL 2 mitverfolgt werden kann. Doch was verbirgt sich genau hinter dem Titel "Naruto"? Ein neuer Stern am Manga-Firmament oder nur der hundertste Dragon-Ball-Abklatsch?

Die Mangareihe dreht sich um den Titelhelden Naruto, einen nudelsuppensüchtigen Ninja-Tollpatsch mit einer großen Klappe aus Konohagakure, dem Ninja-Dorf, "das versteckt hinter den Blättern liegt". Die Dorfbewohner weichen dem berüchtigten Tunichtgut jedoch nicht wegen seinen Streichen und seinem Sexy-Jutsu - eine Verwandlungskunst, die bei den Männern im Dorf starkes Nasenbluten verursacht - aus: Vor Jahren wurde Konohagakure von einem nahezu unbesiegbaren neunschwänzigen Fuchsdämon angegriffen, den Hokage der Vierte - der damalige Führer des Dorfes - zum Preis seines Lebens im Körper des damals neugeborenen Naruto versiegeln konnte. Aus Angst vor dem Ungeheuer meiden die Dorfbewohner den tollpatschigen Schüler der Ninja-Akademie, der als einziger nichts von dem Dämon in seinem Körper weiß. Ohne Eltern und ohne Freunde aufgewachsen, hat sich Naruto nun ein hohes Ziel gesetzt: Er möchte der nächste Hokage werden, so dass alle Dorfbewohner zu ihm aufblicken und ihn respektieren. Doch bis dahin ist es ein weiter und felsiger Weg, den es zu bewältigen gilt.

Der erste Band führt die wichtigsten Charaktere der Serie ein, an denen sich der rote Faden für den weiteren Verlauf der Geschichte orientiert. Da wäre einmal Sakura Haruno, eine überaus talentierte Schülerin der Ninja-Akademie, in welche sich Naruto verliebt. Doch diese meidet Naruto wegen seiner kindlichen Art und seinem Hang zu Streichen und hat ihrerseits nur Augen für Sasuke Uchia, den Begabtesten unter den Nachwuchsninjas. Seine Familie wurde vor Jahren ausgelöscht und nun trainiert der Letzte des Uchia-Clans, der seinerseits wiederum Sakura und alle anderen Mädchen eiskalt abblitzen lässt, wie ein Besessener, um sich an dem Verantwortlichen des Massakers rächen zu können. Nach erfolgreicher Absolvierung der Ninja-Akademie im ersten Kapitel werden die ehemaligen Schüler in Dreiergruppen eingeteilt und so genannten Jonins, also Elite-Ninjas, unterstellt, unter deren Aufsicht sie trainieren und Missionen erfüllen sollen. Naruto, Sasuke und Sakura bilden wie vom Leser erwartet ein Team, in dem einer den anderen nicht riechen kann und Teamwork ein Fremdwort zu sein scheint, und werden von Sensei Kakashi Hatake unter die Fittiche genommen. Nun gilt es für alle drei zu beweisen, dass sie das Zeug für ein Dasein als Ninjas haben ?

Gleich mit dem ersten Band von "Naruto" beweist Masashi Kishimoto, dass er ein Händchen bei der Zeichnung seiner Charaktere hat - und das im doppelten Sinn: Einerseits fällt es dem Leser nicht schwer, sich mit dem Zeichenstil des Mangaka anzufreunden, während andererseits die Ausarbeitung der Stärken und Schwächen jedes einzelnen Protagonisten als durchaus gelungen gesehen werden kann. Während Naruto mit seinem hetzköpfigen Temperament, seinem Dickkopf und seinem losen Mundwerk dem Manga-Liebhaber sofort sympathisch ist und mancher sich vielleicht auch mit dem nudelsuppensüchtigen Streichekönig identifizieren kann, hält Kishimoto in der Person Sakura Haruno einerseits die Männerverrücktheit pubertierender Mädchen fest, gleichzeitig aber auch das bekannte Bild, Mädchen seien in der Schule aufmerksamer als Burschen. Sasuka Uchia gibt den coolen Mädchenschwarm, für den Sakura und ihre Rivalinnen sogar über Leichen gehen würden, gleichzeitig aber auch den verschlossenen Kämpfer, der von Hass vorangetrieben wird und der stärkste aller Ninja werden will, um gegen den Mörder seines Clans antreten zu können. Hokage der Dritte, das Oberhaupt des Dorfes, verkörpert den alten weisen Mann, zwischen dessen Lippen rund um die Uhr eine Pfeife klemmt, während Narutos Lehrer Iruka Umino für Konohagakures größten Hitzkopf wie ein Vater ist. Mit der Figur von Kakashi Hatake ist Kishimoto jedoch die Krönung - zumindest im ersten Band - gelungen: Ein lässig, fast schon gelangweilt anmutender Elite-Ninja mit einer schrägen Frisur, dessen Gesicht bis auf Nase und rechtes Auge hinter einer schlichten Maske versteckt ist und der in seiner Freizeit gerne Bücher mit dem anschaulichen Titel "Flirt-Paradies" liest.

Doch Masashi Kishimoto beweist nicht nur sein Talent als Zeichner ansprechender Protagonisten und Umgebungen sowie als Schöpfer eines bis ins Detail ausgearbeiteten Persönlichkeitsfundus. Die von ihm geschaffene Welt, die sich aufgrund der Vorstellungsfunktion des ersten Bandes noch auf das Dorf Konohagakure allein beschränkt, ist voller Leben. Das System der Kampfkünste wirkt äußerst durchdacht - was es auch ist, wie spätere Bände beweisen. Ein Ninja zaubert keine Energiebälle aus den Ärmeln, feuert keinen Todesstrahl aus dem Zeigefinger ab und dehnt seinen Körper nicht bis zur Unendlichkeit, sondern versteckt sich, wird mit seiner Umgebung eins, stellt Illusionen her, um den Gegner zu verwirren, und trägt die Kämpfe auch mal mit Kunais, Wurfsternen und diversen Kampfkünsten aus. Zu Beginn mag der Leser vielleicht noch wenig mit Begriffen wie "Genjutsu", "Chakra" oder "Feuerversteck" anfangen können, doch solche relevanten Sachen bleiben im weiteren Verlauf der Serie nicht unerklärt. Die Balance zwischen Action und Witz, gut durchdachten Kampfszenen und amüsanten Gags wird erstaunlich gut gehalten. Weder nehmen Gewalt und Blut Überhand, noch blamiert sich der Manga mit witzlosen Sprüchen und nervenden Protagonisten.

Layout und Lektorat sei an dieser Stelle Dank ausgesprochen, denn sie haben vorzügliche Arbeit geleistet. Die Übersetzung von Miyuki Tsuji ist größtenteils wirklich gelungen und kann den Charme der verschiedenen Personen ohne Probleme ins Deutsche übertragen. Zwischen den einzelnen Kapiteln findet der Leser unter anderem frühe Entwürfe zu Naruto & Co, schmunzelnd mitgeteilte Informationen über die Entstehungsgeschichte der Manga-Reihe und Karikaturen von Kishimoto und seinen Mitarbeitern. Der Preis von fünf Euro ist angesichts der Leistung durchaus moderat.

Mit dem ersten Band von "Naruto" hat Masashi Kishimoto einen wahrlich ansprechenden Auftakt voller Action, flotten Sprüchen und Liebe zum Detail geschaffen, der Lust auf mehr macht und gleichzeitig hohe Erwartungen setzt. Der Manga ist jedem Fan der japanischen Comicliteratur ebenso zu empfehlen wie Liebhabern der Anime-Serie, welche die von RTL 2 getragene Degradierung von "Naruto" zu einer reinen Kinderserie nicht mehr ertragen können oder möchten und den Kulthit aus Japan ungeschnitten und in all seinen Facetten genießen wollen.

Michael Höfel



Taschenbuch | Erschienen: 1. März 2003 | ISBN: 9783551762511 | Preis: 5,00 Euro | 192 Seiten | Sprache: Deutsch

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