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 Tor der Tausend Sonnen


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Es ist Sharda Morghadens letzte Chance, aus seiner Lethargie herauszukommen und wieder seinen Platz in der Raumfahrer-Zivilisation der Menschheit in der Mitte des vierten Jahrtausends einzunehmen: Er muss seinen Freund und ehemaligen Partner Gardoon Hawkcarn aufspüren, mit dem er als Pionier schon so manchen Planeten für die Kolonisation vorbereitet hatte. Hawkcarn hat die Daten entwendet, die sie über den Planeten Amarooga gesammelt hatten. Auf diesem Planeten waren sie erstmals auf hominide Einwohner gestoßen, Menschen auf Bronzezeit-Niveau, die aber nicht von der Erde stammen. Sie hatten von einem Ort namens Sirr Kerpalomi berichtet, vor dem sie sich fürchten, und dorthin ist Hawkcarn, allem Anschein nach geistig verwirrt, nun unterwegs. Nach diesem Zwischenfall war Sharda in ein tiefes psychisches Loch gefallen und hatte sich mit Erissar, der Tochter des Häuptlings eines Eingeborenen-Stammes, in ein Leben voller Gleichgültigkeit zurückgezogen.
Aber man hat ihn nicht vergessen und jetzt hat er zwei Aufgaben: Erstens soll er Hawkcarn aufstöbern, zweitens dreißig jungen Kadetten während dieser Aufgabe auf das Leben in der Wildnis auf fremden Planeten vorbereiten. Er klammert sich an diese letzte Chance und kann Hawkcarn nach einer harten und entbehrungsreichen Reise quer durch den wilden Kontinent, während der sie auf einige Überraschungen stoßen, endlich aufspüren. Jedoch hat dieser derweil Sirr Kerpalomi erreicht und so muss Sharda ihm in diesen Ort hinein folgen, ohne zu wissen, was ihn erwartet ...

Auf der Buchrückseite wird eine "rasante Jagd durch die Urwälder eines exotischen Planeten" versprochen und sowohl Urwald als auch Exotik gibt es in der Tat. Allerdings ist die Jagd nicht sonderlich rasant und leider sehr spannungsarm. Zwischen ein paar wunderlichen Ereignissen, einem eingeborenen Amazonen-Stamm und viel Landschaftsbeschreibung hat Hanns Kneifel eine Menge Tipps für Weltraum-Pfadfinder untergebracht. Seine Hauptfigur Sharda Morghaden macht eine charakterliche Entwicklung vom lustlosen Psycho-Wrack zum mehr oder weniger strahlenden kurierten Entdecker und bewunderten Ausbilder. Zweihundert Seiten lang dümpelt das Geschehen ein wenig vor sich hin, nach Charaktereinführung und Rückblende wird eine Reise von A nach B geschildert, dann geschieht kurzzeitig etwas, ein Showdown mitten im Buch.
Und mit Shardas Ankunft in Sirr Kerpalomi beginnt ein ganz neuer Erzählabschnitt. Genauso gut hätte hier das Buch enden und die Fortsetzung beginnen können. Neue Welten werden erkundet, die Geheimnisse von Sirr Kerpalomi ergründet und die richtigen Entscheidungen getroffen. Die Vernunft regiert, Spannung gibt es im zweiten Teil des Romans nicht mehr, hier ist aus dem Weltraum-Thriller ein Weltraum-Märchen geworden.
Der Stil bleibt aber gleich: Hart und nüchtern und bisweilen wenig elegant schreibt Kneifel, der unter anderem bereits Perry-Rhodan-Romane geschrieben hat. Da trifft man zum Beispiel immer wieder auf zwei oder drei aufeinanderfolgende Sätze, die immer mit "Er" oder "Sie" beginnen. Manche seiner Beschreibungen gelingen nicht: Man muss schon sehr erfahrener Sci-Fi-Leser sein, um die Darstellung von Sirr Kerpalomi, die irgendwann gegeben wird, zu verstehen, und manche Landschaftsbeschreibungen fallen ein wenig lieblos und hektisch aus.
Die Welt, die Kneifel langsam aber sicher entwickelt, ist jedoch gut durchdacht, die wenigen Actionszenen und die vielen Dialoge lassen sich gut lesen und besonders das letzte Drittel ist auch ohne Spannung interessant genug, um es in einem Rutsch zu lesen.

"Tor der tausend Sonnen" entwickelt sich langsam, kommt auch nie so wirklich in Fahrt, ist aber dennoch nicht schlecht oder langweilig. Kneifel lässt sich aber besonders in der ersten Hälfte zu viel Zeit: Eine straffere Erzählweise hätte dem Ganzen gut getan. Löblich: Der Autor nimmt sich Zeit für seine Charaktere. Wer den Showdown bei einem Science-Fiction-Roman nicht am Ende braucht, kann bei diesem ideenreichen Roman schon zugreifen.

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de

Stefan Knopp



Taschenbuch | Erschienen: 1. April 2008 | ISBN: 9783890646022 | Preis: 9 Euro | 349 Seiten | Sprache: Deutsch

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