In den letzten Jahren wurde das Radfernwegenetz in Deutschland nicht nur stark erweitert, sondern auch qualitativ verbessert. Hierzu gehören komfortable Beläge, die man mittlerweile auf einem Großteil der ausgezeichneten Strecken findet, eine sorgfältige Unterhaltung und eine eindeutige Beschilderung.
Die letzte Auflage des Radfernwege-Führers aus dem Bielefelder Verlag stammt aus dem Jahr 2001, und so ist die Herausgabe eines aktualisierten und überarbeiteten Führers sehr zu begrüßen. Diese Ausgabe besteht aus einem Buch im Taschenbuchformat und einer Übersichtskarte, auf der die im Führer aufgeführten Radfernwege eingezeichnet sind.
In der Einleitung findet man unter anderem Informationen darüber, was unter einem Radfernweg zu verstehen ist, und welche Art von Radweg oder -route sich für welchen Radlertyp eignet. Auch erfährt der Leser, wie er optimal mit dem Buch arbeiten kann.
In alphabetischer Auflistung ihrer Namen folgen 210 überregionale und vor allem empfehlenswerte Radfernwege; die meisten von ihnen werden auf mindestens einer Doppelseite ausführlich vorgestellt. Zu allen Radfernwegen erhält man eine Übersicht über die Güte der Beschilderung, die Länge, die Charakteristik, wobei besonders auf das Höhenprofil, An- oder Abwesenheit von Kfz-Verkehr und Belagsqualität eingegangen wird, Stellen, die Informationen anbieten, sowie Literatur- und Kartenempfehlungen.
Weiterhin kann man sich bezüglich der meisten Radfernwege anhand eines Textes über eine Vielzahl von Aspekten informieren, etwa die Anbindung an den Schienenverkehr und benachbarte Radfernwege, besondere Angebote für Radfahrer, Sehenswertes in Natur und Ortschaften und so fort. Eine kleine Karte zeigt den Streckenverlauf an. Selbstverständlich wird auch das für die Beschilderung verwendete Logo der jeweiligen Route vorgestellt.
Am Ende des Buchs gehen die Autoren auf Entwicklungen des Radfernwegenetzes in Deutschland und Europa ein; eine Karte zeigt die internationalen Radwege Europas, von denen sich einer vom Nordkap bis zum Süden Spaniens erstreckt. Auch die Radfernwegnetze der einzelnen Bundesländer werden kurz vorgestellt, Adressen zum Informieren inklusive. Und die Autoren bieten Tipps zur Planung und Durchführung von Radreisen, wobei sie ganz moderne Entwicklungen wie GPS für Radfahrer einbeziehen.

Insbesondere wenn man sich grundsätzlich für eine Radreise oder zumindest längere Tour interessiert, aber noch nicht weiß, welche Route infrage kommt und wie das Angebot innerhalb Deutschlands überhaupt aussieht, eignet sich dieser Führer vorzüglich für die Auswahl und Vorabplanung. Dank der detaillierten Schilderung kann jeder Typ Radler herausfinden, welche Tour seinen Ansprüchen genügt, ob er nun vorzugsweise mit dem Renn- oder Tourenrad, vielleicht auch mit Kindern unterwegs ist, ob er eine gute Kondition hat oder eher kleinere Etappen bevorzugt. Auch spielt es natürlich eine Rolle, wofür man sich beim Reisen eher interessiert, für Natur oder Kulturgeschichte - freilich bietet so manche Tour beides in Fülle.
Aufgeführt sind natürlich die ganz großen, weithin bekannten Routen, so der Rhein-Radweg, der Main-Radweg, die Radfernwege an Donau, Altmühl und Tauber. Man findet aber auch viele tolle, aber weniger intensiv genutzte und beworbene Touren, zum Beispiel die neun weitestgehend gut gepflegten hessischen Radfernwege und eine große Zahl von Thementouren im nördlichen und östlichen Deutschland.
Alle Informationen sind übersichtlich aufgeführt. Man wünscht sich gelegentlich, dass unter den Fotos nicht nur das Copyright, sondern auch eine Benennung des Motivs abgedruckt wäre, sie geben aber zumindest immer einen stimmungsvollen Eindruck eines charakteristischen Tourabschnitts. Praxisnähe gehört zu den großen Pluspunkten dieser Radfernwege-Übersicht, und es bleibt unübersehbar, dass die Routen zur Erstellung der Informationen wirklich sorgfältig abgefahren wurden. Die Informationen sind, so weit die Rezensentin das beurteilen kann, ganz aktuell.
Praktisch für die Planung ist auch die große Übersichtskarte mit den deutschen Radfernwegen. Selbstverständlich kommt man während einer Tour selbst nicht ohne detaillierte Karten oder spezielle Tourenführer aus, weshalb in diesem Buch ja entsprechende Empfehlungen, zumeist natürlich aus dem eigenen Verlag, gegeben werden. Nützlich sind auch die vielen aufgeführten Adressen, darunter zahlreiche Websites.
Ein sehr empfehlenswertes Buch also, insbesondere für das Vorfeld einer Tour, das für jeden die richtige Route enthält. Nur die Wahl könnte letztlich dank des gewaltigen Angebots schwerfallen.