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 UEFA Euro 2008


Cover
Gesamt ++++-
Action
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton


Die EM 2008 ist vorbei, Deutschland hatte mal wieder das Nachsehen - das muss nicht sein, denkt da der Fan, und wer möchte, kann nun den Controller in die Hand nehmen und die favorisierte Mannschaft auf eigene Faust zum Sieg führen.


Wer in den letzten Jahren selbst Fußballspiele auf der Konsole gezockt oder zumindest im Internet darüber gelesen hat, weiß, dass die FIFA-Reihe den Konami-Konkurrenzprodukten bisher wenig entgegen zu setzen hatte. Das sollte sich mit UEFA Euro 2008 ändern - was auch in vielen Punkten gelungen ist.


Altbewährte Kost mit ein paar netten Gimmicks

Der Titel bietet knapp fünfzig Originalmannschaften mit teils großem Repertoire an Ersatzspielern, so dass insgesamt um die tausend Fußballer zur Auswahl stehen. Das sind zwar nicht so viele, wie sich mancher Fan vielleicht gewünscht hätte, dem Spielspaß tut das aber wenig Abbruch. Schade nur, dass viele Figuren mit ihren Originalen nur entfernte Ähnlichkeit aufweisen; auch wenn einige gut getroffen und viele Trainer auch von Gestik und Haltung her an ihr Vorbild angepasst wurden, ist es doch schade, wie lieblos die Gestaltung einiger Spieler daherkommt.

Der Umfang des Spiels umfasst einige altbekannte, aber auch innovative neue Modi: So ist natürlich ein schnelles Spielchen gegen Freunde oder den Computer genauso drin wie eine ausführliche Endrunde der EM, und auch online lässt sich?s vorzüglich gegeneinander kicken. Wer die EM gern genauso nachspielen möchte, wie sie in Wirklichkeit stattfand, kann eben dies machen, auf der anderen Seite lassen sich alle Begegnungen aber auch zufällig generieren.

Der interessanteste - und am längsten ans Spiel fesselnde - Modus ist wohl "Mannschaftskapitän": Hier darf man eine komplette EM samt Freundschaftsspielen, Qualifikationen und Gruppenphase bestreiten und startet erstmal ganz klein in der B-Mannschaft. Statt ständig selbst am Ball zu sein und immerzu den Spieler zu wechseln, legt man sich hier auf nur einen Fußballer fest, dessen Schicksal (und logischerweise auch das seiner Mannschaft) man in die Hand nimmt. Es darf natürlich ein Profi gewählt werden, mehr Spaß macht es aber, sich seinen eigenen Spieler zu erstellen und optisch anzupassen: Das klappt auch wunderbar, und da die Bearbeitung von so ziemlich jedem Gesichtsdetail von der Engine abgedeckt wird, kann man mit ein wenig Zeitaufwand sogar sich selbst nachbauen.

Ist der Spieler fertig, geht?s ab auf den Rasen, und je nachdem, wie gut man spielt, desto mehr Erfahrungspunkte lassen sich einheimsen. Die darf man nach dem Spiel dann in die Fähigkeiten des Fußballers investieren und sich so ganz langsam einen echten Profi zusammenschustern. Der Erfahrungsaufbau geht zwar recht mühselig voran, was aber die Langzeitbegeisterung aufrecht erhält: So spielt man schon mal eine EM durch, um die Karriere sofort fortzusetzen und die Figur erneut ins Rennen zu schicken.

Wer besser werden will, der sollte nicht nur an einer Fähigkeit schrauben, denn nur das Zusammenspiel mehrerer Komponenten ermöglicht später auch astreinen Fußball. Es bringt zum Beispiel wenig, den Spieler in Punkto Tempo komplett hochzuleveln, wenn man nicht auch Ballkontrolle, Dribbling, Beschleunigung und Bewegung aufwertet. Auf die Weise ist man ständig am Verbessern und möchte am liebsten gleich noch eine Partie zocken, um die nötige Erfahrung zusammenzubekommen.

Der Mannschaftskapitänsmodus lässt sich zudem mit bis zu drei weiteren menschlichen Kumpanen spielen, alle im selben Team und jeder darauf bedacht, Erfahrungspunkte zu ergattern, was enorm Stimmung aufkommen lässt.


Steuerung und Feeling

Klasse umgesetzt wurden Ballkontrolle und Spielgefühl. Pässe funktionieren einwandfrei (wenn nicht der Gegner etwas dagegen hat), Flanken sind oft sehr schön anzusehen, und mit ein wenig Übung gewinnt man auch schnell die Mehrzahl der Kopfballduelle. Die Knöpfe sind gut und einfach belegt, und wer zunächst auf Amateur ein wenig übt, bringt schon bald erstklassige Kombinationen aufs Feld.

Besonders erwähnenswert ist das Wetter in UEFA 2008. Manchmal ist der Rasen halb in düstere Schatten getaucht, während die Sonne nur an manchen Stellen durchkommt, manchmal nieselt es, manchmal gießt es aus Kübeln. Ganz wunderbar das Ballverhalten bei Regen: Nichts geht mehr so, wie man es bei gutem Wetter gewohnt war. Pässe verenden nach kurzer Distanz, weil der Ball im nassen Rasen an Geschwindigkeit verliert, oder man grätscht viel weiter als geplant.

Mangelhaft ist hingegen die Anwesenheit des Schiedsrichters auf dem Grün: Er wurde komplett wegrationalisiert und taucht nur in Zwischensequenzen auf, wenn ein Spieler zusammengepfiffen wird oder eine Karte kassiert. Nicht sehr schön, aber man kann damit leben.

Gab es bei früheren Fußballspielen noch bestimmte Tricks, um so gut wie immer ein Tor zu erzielen, klappt das vielleicht noch auf den untersten zwei Schwierigkeitsgraden. Danach spielt die gegnerische KI durchaus so gut, dass man sich schon mal Gedanken über seine Strategie machen muss, gegebenenfalls die Aufstellung verändern sollte oder auch komplett umbauen muss, um überhaupt noch eine Chance zu haben.

Um im Profimodus gegen den Gegner bestehen zu können, sollte man denn auch irgendwann das ganze Repertoire der Steuerung beherrschen, was teilweise langwierig und auch schwer ist. Kommt man anfangs mit den Standard-Tasten noch gut zurecht, wird es ab einer gewissen Spielstufe unerlässlich, viele Tricks am Ball zu beherrschen. Da sind auch einige vorhanden, aber die Ausführung ist alles andere als einfach und erfordert gutes Timing.


Grafik und Präsentation

Grafisch hat UEFA Euro 2008 so einiges zu bieten. Wenn man von den Mängeln der Spielfiguren absieht, kann der komplette Rest überzeugen: Alle Stadien, in denen auch in Wirklichkeit gespielt wurde, stehen zur Verfügung, die kleinen Figuren hetzen schön flüssig übers Spielfeld, und wenn die Kamera in der Zwischensequenz ein Tor aus allen möglichen Perspektiven zeigt, dann ist das schon schick anzusehen.

Wie gut die Grafik teilweise ist, wird klar, wenn man zwischen Fußballspiel im TV und Fußball auf der Playstation hin und her wechselt, einen Blick auf den Fernseher wirft und denkt, man habe das TV-Spiel vor Augen - um sich dann im nächsten Moment bewusst zu werden, dass man einem Irrtum aufsitzt und der PS3-Kanal läuft.


Geräuschkulisse und Atmosphäre

Was wäre ein Fußballspiel ohne Fans und Kommentatoren? Langweilig, richtig. Zum Glück wurde auch in diesen Aspekten viel Wert auf Authentizität gelegt, und so schwillt der Fan-Chor beispielsweise ohrenbetäubend an, wenn ein Stürmer auf das Tor zu rennt oder sogar einen Treffer landet. Wer eine gute Dolby-Surround-Anlage besitzt und beim Spielen richtig laut aufdreht, hat die Fankurve bei sich auf dem Sofa sitzen.

Die Kommentatoren Tom Bayer und Sebastian Hellmann legen sich gut ins Zeug, was das Loben oder Bemängeln von spielerischen Aktionen angeht, auch wenn sie manchmal derbe daneben liegen oder sich in einem Satz direkt widersprechen: "Was für eine tolle Flanke! - Oh, das war aber eine bescheidene Reingabe." Doch damit lässt sich leben, denn wichtig ist vor allem, dass überhaupt so schön und ausdrucksstark kommentiert wird. Der Inhalt verkommt sowieso zur Nebensächlichkeit, wenn man gerade versucht, den Ball vom eigenen Kasten fernzuhalten.


Technische Mängel

Je besser die Spiele werden, desto mehr seltsame Macken scheinen sie sich einzufangen. Es kommt nicht selten vor, dass ein (vom Computer gesteuerter) Spieler einfach unsichtbar ist, was frustrierend sein kann, wenn einem kurz vor dem Tor der Ball weggeschnappt wird - von bloßer Luft, wie es den Anschein hat. Manchmal hängt sich das Spiel auch auf, was zwar nicht in einem eingefrorenem Bildschirm resultiert, aber einem ein endloses Spiel beschert, das über die 90. Minute hinaus einfach weiterläuft, ohne jemals wieder unterbrochen zu werden. Ärgerlich, da man in dem Falle nicht mal ins Hauptmenü wechseln kann, sondern nur der Aus-Knopf an der Konsole bleibt.


Fazit

Ein nahezu rundum gelungenes Fußballspiel, das mit einigen guten Modi glänzt und vor allem mit mehreren Freunden zusammen Riesenspaß macht. EA mischt mit dem Titel ganz vorn in der Liga mit und findet endlich den Anschluss an Konami wieder. Für Fans auf jeden Fall eine lohnende Anschaffung.

Dirk Wonhöfer



DVD | Erschienen: 1. April 2008 | PS3 | Preis: 48,95 Euro

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