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Super 8 - Eine Hommage an die Kinomagie

[PIC]Filme können Reisen in die Vergangenheit sein, aber so konsequent, wie Regisseur J.J. Abrams das im Fall von "Super 8" getan hat, sieht man es eher selten. 1979 spielt der Film, er verbeugt sich immer wieder vor den Filmen, die Produzent Steven Spielberg in dieser Zeit drehte, und ist dennoch auch ganz schlicht ein gut erzählter und inszenierter Film.

Eine Bande von Jungen will einen Film drehen - der mollige Charles ist hier der Chef, er hat die Ideen und schreibt das Drehbuch, führt Regie, während seine Freunde für Kamera, Schauspiel und Special Effects zuständig sind. Für einen besonderen Nachtdreh an der Bahnstrecke verabreden sie sich mit Alice – weil Charles eine Frau im Film braucht. Joe, der für die Maske in dem Zombiefilm zuständig ist und der vor wenigen Monaten seine Mutter in einem Unfall verloren hat, findet Alice ein bisschen mehr als nur gut, und mit diesen Vorinformationen geht es in die eigentliche Handlung.
Während die Jugendlichen drehen - wie der Titel schon sagt, auf Super 8 -, passiert etwas Unglaubliches. Jemand fährt mit seinem Pick-Up einem Güterzug entgegen und bringt ihn zum Entgleisen. Die Jugendlichen überleben wie durch ein Wunder und sie haben etwas aufgenommen, was sie in Schwierigkeiten bringen kann: Etwas ist aus einem der Waggons geflohen. Und damit fangen die seltsamen Geschehnisse erst an.

Eigentlich dürfte dieser Film nicht funktionieren, weil er die Genres sprengt - und wahrscheinlich funktioniert er gerade dadurch so gut. Da werden Erinnerungen an E.T. und die unheimlichen Begegnungen dritter Art wach, aber auch an die Goonies und - mal nicht Spielberg - an das Geheimnis eines Sommer (Stand by me). Das ist Jungenfreundschaft, das ist Vater-Sohn-Konflikt, das ist erste Liebe, aber das ist auch ein ziemlich gruseliges Alienmärchen, das mit viel Suspense daher kommt. Und daneben gibt es viel zu lachen, viele witzige Anspielungen, und gern auch sehr kraftvolle Momente, in denen die Auswirkungen des Aliens viel mehr zu sehen sind als das Vieh selbst – da fliegen Herde, Motoren und ganz Autos durch die Luft, als ob sie aus Pappe wären. Ein wahres Freudenfest für Destruktionsfans ist auch der Zugunfall, der gefühlte Minuten anhält und so viel Zerstörung anrichtet, wie man es sonst nur von Katastrophenfilmen kennt. Und obwohl so viel passiert, hat man eigentlich nie dieses Gefühl von Effektgewitter, das ja in den letzten Jahren so häufig geworden ist.

Vom ganzen Look wirkt der Film über fast seine gesamte Länge, als ob er auch vor dreißig Jahren gedreht sei, warm sind die Farben, Lensflares und Verfärbungen sind beabsichtigt – aber nicht nur wegen der scheinbaren Materialfehler und der Musik des Jahres 1979 wirkt der Film auf fast schon wunderbare Weise unmodern: Es wird auch eine funktionierende Geschichte erzählt, gerade die Jugendlichen werden so liebevoll beobachtet, sind Menschen aus Fleisch und Blut – und die Darsteller spielen auch mit so viel Hingabe, dass man voll in der Illusion aufgehen kann. Sonderlob an Elle Fanning und Joel Courtney – die haben sich offenbar sauwohl gefühlt und danken es ihrem Regisseur mit vielen wunderschönen Details. Dass J.J. Abrams dann auch hier und da ein bisschen zu viel Zuckerguss einsetzt, ist letztlich ebenfalls eine Hommage an Spielberg, denn der neigt ja auch bis heute zu Herzergreifung und Happy Endings.

Sehenswert, unbedingt sehenswert – und wer 1979 Kind oder Jugendlicher war, wird noch dreimal extra Spaß haben!

Offizielle Website zum Film: www.super8-movie.com

Kinoplakat: © Paramount Pictures

Holger Hennig, 15.08.2011