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Und abends? - Kleine Kolumne zur Leipziger Buchmesse 2014 - Teil 3

Was sonst so los war

[PIC]Im Rahmen der Leipziger Buchmesse findet auch das "Leipzig liest"-Festival statt. Im Zuge dessen laufen Veranstaltungen rund um das Thema Literatur und Bücher auch außerhalb des Messegeländes. Die meisten davon sind frei zugänglich und in vielen Fällen fallen auch keine Eintrittskosten an. Bei über 3200 Veranstaltungen an 410 Orten ist die Auswahl schwer und will gut vorbereitet werden. Circa einen Monat vorher geht daher die Vorfreude los. Auf der "Leipzig liest" Webseite wird das gesamte Programm online gestellt. Gedruckte Exemplare liegen dann direkt auf der Messe bereit, können aber auch vorbestellt oder in einigen Buchläden erworben werden.
Und diese kleine Investition lohnt sich. Mein Messebesuch geht jedes Jahr damit los, nach Veröffentlichung des Veranstaltungsverzeichnisses dasselbe zu durchforsten. Um dann während der Messe doch wieder festzustellen, dass ich gar nicht an allem teilhaben kann, das mich interessieren würde. Dafür ist es einfach zu viel. Und es ist oft einfach zu voll, um von Punkt A nach Punkt B zu kommen.

Best of

[PIC]Ein Muss am ersten Messetag ist immer der Besuch der ersten "Best of druckfrisch"-Session von Denis Scheck im ARD Forum in Halle 3. Achtung: Wer nicht ins Fernsehen möchte, sollte sich nicht unbedingt in die erste Reihe setzen. Das gilt für alle Termine im ARD Forum, denn hier wird fleißig aufgezeichnet.
Denis Scheck hat meine Erwartungen auch 2014 erfüllt und wieder eine Lanze für Comics gebrochen. Zwar hatte er dieses Mal keine Science Fiction-Romane unter seinen Auserwählten und auch Tolkien blieb dieses Mal unerwähnt, dafür vergaß er nicht, darauf hinzuweisen, dass Comics bzw. Graphic Novels (was im Grunde ja auch "nur" Comics sind) eine sehr ansprechende Spielart der Literatur sind. Sein Tipp "Beta" von Jens Harder erzählt die Geschichte unserer Zivilisation beginnend bei den Urmenschen.

On the road

[PIC]Ein Highlight sind die Abendveranstaltungen. Ich hatte mir einige rausgepickt, was sich bei der schieren Masse und hohen Qualität alles andere als leicht herausstellte. Da Denis Schecks Moderationen das gewisse Etwas haben und er zudem dieses Jahr eine Veranstaltung mit der britischen Autorin Zadie Smith zu ihrem neuen Roman "London NW" begleitete, war dies ein erstes Ziel. Die "naTo" im kulturellen südlichen Vorstadtbezirk Leipzigs angesiedelt, sollte die Veranstaltung beherbergen. Mit nur 90 Sitzplätzen (wie sich später herausstellte, nachdem aber die Anreise durch den Messe-Abfluss-Stau schon hinter mir war) war diese Location publikumsunfreundlich gewählt. Als der Saal schon längst voll war, zog sich die Warteschlange noch immer quer durch die vorgelagerte Raucher"kneipe" bis auf die Straße hinaus. Zugegeben, die Gegend und das Ambiente passten gut zum Roman, aber besser wäre ein Kompromiss gewesen – ab in eine andere Location mit wesentlich mehr Platz und Gelegenheit für alle, die Zadie und Denis gerne im Gespräch erlebt hätten. Schade. Ich musste draußen bleiben. Zur Nordischen Lesenacht in der naTo mit Gästen wie Håkan Nesser habe ich mich nicht mehr gewagt. Zehn Autoren und fünf Moderatoren – damit waren 15 Plätze dann vermutlich schon weg? Nein, danke.

Das erste Mal

[PIC]Am Freitagabend stellte sich dafür "Die große Piper Fantasy Nacht" als Trostschoki heraus. Das erste Mal fand dieser Abend im Theaterhaus Schille statt. Das erste Mal moderierte Christian Handel das Event. Das erste Mal … nein, Markus Heitz war schon einmal dabei und Dan Wells ebenfalls. Auch dieser Leseort strotzte nicht mit einer Unmenge an Sitzplätzen, jedoch ziehen – zwar sehr erfolgreiche – aber eben Autoren phantastischer Literatur, erfahrungsgemäß weniger Publikum an als Autoren wie Zadie Smith und Håkan Nesser. Was allerdings keineswegs etwas über deren Qualitäten aussagt. Sowohl denen als Autor noch denen als Entertainer.
Denn, das waren und sind die Drei. Geborene Entertainer. Sie haben das Publikum unterhalten, uns zum Lachen gebracht und mit skurrilen und interessanten Storys verwöhnt. Dazu kamen die Texte, die aus ihren Büchern vorgelesen und auch von ihnen selbst gelesen wurden. Sicher ist: Wem eine Veranstaltung mit Markus Heitz oder Dan Wells über den Weg läuft, sollte sich schnell um einen Platz kümmern. Völlig egal, ob einem ihr Stil oder ihre Bücher gefallen – es macht einfach Spaß mit ihnen. Wird dann noch von Christian Handel moderiert, ist dies das Sahnehäubchen auf den Abend.

Nächstes Jahr wieder den gleichen Stress?
Obwohl es aufgrund von hoffnungsloser Überfüllung immer wieder ein Gräuel ist, nach Messeschluss in Richtung Stadt das Messegelände zu verlassen. Sei es zusammengequetscht in einer alten S-Bahn oder auch im Auto oder Bus im zähen und oft stehenden Verkehr. Die abendlichen Veranstaltungen gehören zu den Highlights. Nirgends wird so viel rund um Literatur geboten wie in Leipzig. Dass ich mich jetzt schon wieder aufs nächste Mal freue, kann man schnell zwischen den Zeilen erkennen. Klar – nächstes Jahr auf's Neue. Wer weiß, wer dann in der naTo auftritt.

Zu Teil 1 der kleinen Messe-Kolumne
Zu Teil 2 der kleinen Messe-Kolumne
Fotos: (C) Sandra Wiegratz

Sandra Wiegratz, 30.03.2014