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"Feld Hommes": Ein Männermagazin für Frauen oder ein Frauenmagazin für Männer?

Seit Dezember 2005 tummelt sich mit "Feld Hommes" wieder ein neues Männermagazin auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt. Für fünf Euro erhalten "Männer und andere Menschen" am Kiosk auf 244 Seiten Artikel und Bilder über Mode und Gesellschaft, Kunst und Kultur sowie Sport und Technik. Dieses Lifestyle-Magazin scheint sich zwar inhaltlich nicht besonders von den bereits etablierten Männerzeitschriften "GQ", "Maxim" oder "FHM" abzuheben, soll aber nach Angaben des Chefredakteurs Jan Weiler etwas "wirklich neues" sein. So etwas habe es noch nie zuvor gegeben, beteuert Weiler, ehemaliger Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung und Buch-Autor, in seinem Editorial.

Auf dieser Willkommensseite findet der Leser dann auch nach 13 Werbeseiten von Boss & Co. endlich die Zielsetzung der Zeitschrift, und die ist tatsächlich innovativ: "Feld Hommes" bezeichnet sich als die erste Zeitschrift für Männer, die ohne Bauchmuskeltraining, Sexwitzchen und müde Spindtürenerotik auskommt und sich männliche Leser verspricht, die sich für Kunst, Mode, Interviews und Reportagen interessieren. Diese Idee stammt von einer Frau: Mieke Haase, früher Kreativdirektorin des Magazins "Sleek".

Das Hochglanzmagazin "Feld Hommes" widmet sich in jeder Ausgabe durchgängig einem speziellen Begriff. In der Startausgabe mit einer Auflage von 20.000 Exemplaren dreht sich alles um das Thema "Dreck": so zum Beispiel in einem Textauszug über Schmutz von Christian Enzensberger, in kurzen Artikeln über Politikintrigen, in einem Interview mit einem deutschen Pornostar oder in einer Reportage über den dreckigsten Fluss Deutschlands. Von den Redakteuren beabsichtigt ist dabei ein Blick "aus männlicher Perspektive", wie der auch immer genau aussehen mag. Denn ist diese männliche Betrachtungsweise in "Feld Hommes" so anders als eine weibliche?

Das Heft mit dem vermeintlich originellen Konzept ist tatsächlich ein männliches Abbild von Elle, Vogue oder Amica: Die Schablone besteht wie ihre Vorbilder aus seitenlanger Werbung für Mode und Accessoires, erotischen, aber nicht pornographischen Fotos von Männern und Frauen sowie wenig Text. Der Inhalt ist dann doch wieder mäßig von den männlichen Klischeethemen Technik, Mädels, Autos, Abenteuer und harte Arbeit abgemalt: Eine Reportage über das Unternehmen Kärcher, das "Waffen gegen den härtesten Dreck herstellt", eine Vorstellung verschiedener Geländewagen und Fotostrecken von Stuntmen, von Männern mit schmutzigen Jobs wie Metzgern oder Mechanikern, und Fotos von einer Frau, die sich recht unspektakulär auf einem Bett herumräkelt und dabei selbst fotografiert. Einen interessanten Blick wirft "Feld Hommes" aber auf den Alltag von Prostituierten und räumt mit der gängigen Vorstellung auf, dass diese Frauen in ihrem Privatleben nur Schundliteratur lesen.

Durch das ganze Magazin zieht sich der Schwerpunkt Mode und Konsum, künstlerisch und ästhetisch aufbereitet. "Feld Hommes" erscheint daher als ein Magazin, das männliche Themen von einer weiblichen Seite betrachtet. Wenn sich dieses Magazin des extra dafür gegründeten Feld-Verlags auf dem harten deutschen Zeitschriftenmarkt halten kann, wäre das sicher keine Sensation, aber eine freudige Überraschung: "Feld Hommes" stellt eine gute Alternative zu den sich so gleichenden Frauenzeitschriften auf der einen und Männerzeitschriften auf der anderen Seite dar. Das Magazin wird dann aber bestimmt nicht nur vornehmlich von Männern gelesen, sondern genauso von den "anderen Menschen".

Nikola Poitzmann