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Traumberuf Werbefotografie – ein Blick hinter die Kulissen

Besuch im Studio: "Im Prinzip brauchst du ein leeres Studio, um es vollzuräumen: mit Licht und allem, was du abbilden willst."

Zum ersten Mal besuche ich das Studio eines Werbefotografen und -filmers. Es liegt in einem geräumigen Hinterhaus im bei Künstlern und Kreativen beliebten Frankfurter Stadtteil Bornheim und besteht aus einem Vorbereitungsraum sowie dem eigentlichen Studio, in dem sich neben dem für die Aufnahmen genutzten, durch einen großen Regietisch abgegrenzten Bereich ein Besprechungstisch und eine blitzsaubere, moderne Küchenzeile befinden.
Überhaupt sieht alles sehr aufgeräumt und irgendwie "leer" aus; für mich als Außenstehende zunächst schwer vorstellbar, dass hier aussagestarke, zum Konsum verführende Fotos und Filme produziert werden. Sorgfältig werden an einer Wand zahllose Stative aller Art gelagert, und hinter einem Vorhang warten etliche verschiedenfarbige Hintergründe auf ihren Einsatz. Scheinwerfer und ein großer Ständer mit Halterung für ebendiese Hintergründe fallen ins Auge. Sonst nichts.

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"Praktisch alles, was für eine Aufnahme benötigt wird, wird ins Studio gebracht", erläutert Gerhard Hirsch. "Im Prinzip brauchst du ein leeres Studio, um es vollzuräumen: mit Licht und allem, was du abbilden willst." Der 1964 geborene Fotograf übt seinen Beruf seit 1984 aus; das Studio betreibt er mit einem Partner. Einige Requisiten lagern im Keller oder in einem Schuppen im Hinterhof, zum Beispiel diverse Untergründe aus Holz oder Glas. Diese wurden im Rahmen bestimmter Aufträge besorgt und anschließend zur Wiederverwendung eingelagert. Manches wird zudem ausgeliehen, anderes nach Gebrauch weggeworfen. Die technische Grundausrüstung wie Licht, Blitze und Diffusor-Aufsätze gehört natürlich zum Equipment.
Aber bis zum eigenen Studio ist es meist ein langer Weg.

Wie man Fotograf wird: "Bevor man sich selbstständig macht, sollte man auf jeden Fall frei assistieren, damit man mehrere Blickwinkel mitbekommt. Denn nur als Assistent beziehungsweise im Verlauf deines Werdegangs siehst du, wie andere an die Sachen herangehen."

Gerhard Hirsch begann als Fünfzehnjähriger mit dem Fotografieren. Zunächst wollte er Kunst studieren, doch wirkte dieses Fach zu "abgefahren" auf ihn, und es schien auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht sonderlich ratsam, darauf zu setzen. Nach dem Abitur bot sich ihm die Möglichkeit, ein Praktikum bei einem Werbefotografen zu machen. Dass dieser sehr angesehen war, wusste Gerhard Hirsch zunächst nicht; gute Werbefotografen sind schließlich nur innerhalb der Branche, nicht jedoch in der Öffentlichkeit bekannt.

Ursprünglich hatte Gerhard Hirsch dieses Praktikum deshalb vorgesehen, weil er es benötigte, um eine Ausbildung beim Münchner Lette-Verein zu machen. Doch er verstand sich mit seinem Fotografen so gut, dass er, als dieser ihm eine Stelle als Assistent anbot, zusagte und auf die Ausbildung verzichtete.

Wer heute Fotografie studieren will, benötigt Fachhochschulreife beziehungsweise Abitur und muss eine Aufnahmeprüfung bestehen oder ein Vorpraktikum absolvieren. Zudem sollte der Studienanwärter eine Mappe mit kreativen Bildern und Zeichnungen vorweisen können.
Fach-, Kunst- und Gesamthochschulen bieten Bachelor- und Masterstudiengänge an. Fotografie als eigenes Studienfach findet man selten; meistens ist sie als Fachbereich in Design-, Kunst-, Kommunikations- oder Medienstudiengänge integriert. Das Studium führt zu einem staatlich anerkannten Abschluss. Dem stehen private Fotoschulen und Workshops gegenüber, die keinen allgemein anerkannten Abschluss erbringen und auch extreme Qualitätsunterschiede aufweisen. Als Alternative bietet sich die dreijährige Ausbildung in einem Meisterbetrieb an. Allerdings gibt es deutschlandweit nur etwa 2.000 Ausbildungsplätze pro Jahr. (Diese Informationen wurden mit freundlicher Genehmigung durch den Fotografen, Dozenten und Buchautor Georg Banek der Website http://www.artepictura.de/ entnommen, die Banek zusammen mit seiner Frau Cora betreibt.)

Gerhard Hirschs Werdegang als Autodidakt und Assistent war und ist nicht ungewöhnlich. Während ein Studium theorielastig ist und viel Zeit erfordert, lernt man als Assistent unmittelbar interessante Kunden und Agenturen kennen und kann sich künstlerisch anhand konkreter Vorbilder weiterentwickeln. Hierzu Gerhard Hirsch: "Nur als Assistent beziehungsweise im Verlauf deines Werdegangs siehst du, wie andere an die Sachen herangehen. Wenn du viele verschiedene Fotografentypen kennengelernt und gesehen hast, wie die sich mit den Aufgaben auseinandersetzen, wenn du zum Beispiel merkst, die guten Fotografen kochen auch nur mit Wasser, und es kommen gute Fotos raus, erst dann kannst du lernen, was gute Fotos und was ein gutes Handling von Fotos ausmacht. Das kann man nicht, wenn man nur bei einem Fotografen gewesen ist oder auch nur einen Professor gehabt hat. Die Theorie ist mir sowieso immer ein bisschen suspekt, die beinhaltet ja nicht die Auseinandersetzung mit Agenturen, das muss man in der Praxis kennenlernen, und viele Fotografen assistieren während ihrer Studienzeit oder fangen sogar erst nach dem Studium damit an. Das ist natürlich irgendwo verschenkte Zeit. Andererseits will ich niemandem die Studienzeit absprechen, dieses Sichentwickeln und Reifen."

Anja Thiemé, angehende Kommunikationsdesignerin und Redaktionskollegin bei Media-Mania.de, ergänzt: "Viele der Fotografen, die ich kenne, machen super Bilder, ohne jemals eine klassische Ausbildung dafür gemacht zu haben. Einfach draufloslegen, üben, und durch Mundpropaganda kommen dann langsam die Aufträge. Ich weiß allerdings nicht, ob überhaupt jemand von denen von dem, was sie als Fotografen verdienen, leben könnte. Da macht jeder noch was nebenher."

Von Agenturen und Agenten: "Die Art, wie Jobs zustande kommen, hat sich stark verändert."

Der Kontakt zu einer Agentur kann durch ein Praktikum oder eine Assistenz bei einem Fotografen aufgebaut werden, mittels einer attraktiven Mappe oder wenn man Preise gewonnen hat. Wichtig ist es, eigene Fotos öffentlich zugänglich zu machen, ob über eine Ausstellung oder in einer Community. Besondere Bedeutung kommt der eigenen Website zu, auf der jeder unverbindlich vorbeischauen kann.
Heute bringt man nicht mehr wie früher einfach pünktlich seine Mappe bei einer Agentur vorbei oder schickt sie per Kurier hin, sondern Kunde oder Agentur können sich schon vorher online über die Bilder eines Bewerbers informieren. Natürlich ergibt sich durch diese leichte Zugänglichkeit auch ein enormer Konkurrenzdruck.

Im Allgemeinen wird ein Neuling von der Agentur für Layout-Arbeiten herangezogen – in einem Bereich, den er, wie er durch Vorlage seiner Bilder bewiesen hat, beherrscht. Diese Layout-Arbeiten dienen dazu, dem Kunden eine Idee zu präsentieren. Zudem zeigt sich für die Agentur, ob der Neue mit dem Team kompatibel ist.
Hat man den Job als Layoutfotograf erhalten und wurde die Kampagne von der Agentur gewonnen, sollte man nicht erwarten, dass man dann auch für den eigentlichen Fotojob herangezogen wird: Layout ist Layout, aber in der endgültigen Anzeige muss das Foto ganz anders aussehen. Also wird die Agentur höchstwahrscheinlich jemand anderen einkaufen.

Ist der Agenturkontakt aufgebaut, hat man trotzdem nicht automatisch eine Garantie für lukrative Jobs. Zwischen Fotograf und Kunde ist die Agentur geschaltet, innerhalb derer nur ein paar Mitarbeiter für die Fotografen zuständig sind. Es gibt weitere Hierarchieebenen, darunter auch den Kontakter, der mit dem Kunden das Projekt abgleicht. Oft werden Mappen und Erfahrungen der diversen für die Agentur tätigen Fotografen intensiv verglichen, und angesichts der großen Konkurrenz nützen gute Kontakte zur Agentur nicht immer.
Wenn man einen guten Preis macht, stehen die Chancen besser. Man sollte immer verhandlungsbereit sein, es sei denn, man gehört zu jenen Fotografen, die berühmt genug sind, um jeden Preis fordern zu können, und eingeflogen werden.

Als Fotograf kann man zudem die Dienste von Repräsentanten oder Agenten in Anspruch nehmen. Während die Agentur Ideen entwickelt, mit dem Kunden abgleicht und dann einen ihrer freien Mitarbeiter mit der Ausführung beauftragt, vertritt ein Agent die Interessen des Fotografen – oder auch Kameramannes beziehungsweise Regisseurs beim Film – und übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit; dies freilich für einen erklecklichen Prozentsatz der über ihn vermittelten Honorare. Hier muss man abwägen: Nicht jeder, der gut fotografieren kann, ist ein guter PR-Mann, ein guter Selbstdarsteller. Und mancher hat für diese essentiellen Belange gar keine Zeit. Zudem können direkte Honorarverhandlungen das Verhältnis zwischen Fotograf und Agentur schon einmal stark belasten. Ein Agent, der weiß, mit welchem Maß an Härte er verhandeln kann beziehungsweise muss, erweist sich in der Funktion eines abpuffernden Zwischengliedes als wertvoll.

"Die Art, wie Jobs zustande kommen, hat sich stark verändert", meint Gerhard Hirsch. "Früher wurdest du angerufen, wenn es den Job als solchen wirklich gab; heute rufen sie dich an, wenn der Job als Projekt vorliegt. Unter Umständen passiert damit dann gar nichts mehr, aber du wirst trotzdem gefragt, ob du zu einem bestimmten Termin Zeit hast, sollst etwas rüberschicken, etwas kalkulieren. Du bist also in der Vorphase, in der es noch überhaupt kein Geld gibt, so stark eingebunden, dass es gut ist, jemanden zu haben, der sich in der Materie auskennt und eine Art Puffer bildet zwischen dir und der Agentur. Der Puffer ist manchmal lästig, ganz oft aber sehr hilfreich. Lästig ist es, wenn schnell zu klärende Sachen anstehen, aber dann wissen die Agenturen in der Regel auch, dass sie dich direkt anrufen können."

Nicht verändert haben sich die einzelnen Gebiete in der Werbefotografie.

Genres und Spezialisierung: "Wenn man drei Jahre lang in einem Bereich top war, auch top verdient hat, ist es total schwierig, aus diesem Topsein heraus wieder in eine andere Richtung zu gehen."

"Wie sieht es denn mit den verschiedenen Genres aus?", möchte ich wissen. "Beherrscht man die als Werbefotograf alle, oder spezialisiert man sich mit der Zeit?"
Gerhard Hirsch weiß, dass er schon deshalb in der Branche ein wenig als Exot gilt, weil er nicht nur fotografiert, sondern auch filmt. Und die Startseite seiner Website kamerahirsch.de zeigt auf, dass er als Werbefotograf ebenfalls gewissermaßen auf allen Hochzeiten tanzt. Auch das vermag Insider zu verwirren, denn im Grunde wird von den Fotografen eine Spezialisierung erwartet.

Infrage kommen Modefotografie, People und Stillife, wobei in Bezug auf Stillife häufig zwischen Food und Non-Food unterschieden wird. Meistens unterscheiden sich Fotografen, die einen dieser Bereiche bevorzugen, charakterlich von denen, die sich zu einem anderen Genre hingezogen fühlen – selbstverständlich ist aber auch einiges an Imagemaking dabei. Insgesamt gelten People-Fotografen eher als die Kommunikativen, während die "Stillifer" oft richtige "Frickler" sind, so Gerhard Hirsch.

Eine Spezialisierung eröffnet natürlich die Chance, sich zu perfektionieren und somit gefragt zu sein. Hat man sich aber beispielsweise über längere Zeit ausschließlich mit Food-Fotografie befasst, so wird es problematisch, andere Aufträge zu erhalten, weil man anhand früherer Arbeiten beurteilt wird.
"Wenn man drei Jahre lang in einem Bereich top war, auch top verdient hat, ist es schwierig, aus diesem Topsein heraus wieder in eine andere Richtung zu gehen", berichtet Gerhard Hirsch, "in einer speziellen Richtung zu angesagt zu sein, ist eventuell sogar schädlich. Denn wenn man nach einigen Jahren die Richtung wechselt, wird erwartet, dass man im neuen Bereich auch wieder top ist – wie bei einem Regisseur, der für einen Film einen Oscar erhalten hat. Von dem wird erwartet, dass auch der nächste Film wieder außergewöhnlich gut ist."

Unmittelbar für den Job benötigen allerdings auch People-Fotografen nicht unbedingt außergewöhnliche kommunikative Fähigkeiten. Das Layout ist streng vorgegeben, die Positionen der Modelle inbegriffen, die unter anderem auf die spätere Anzeige mit Headline und Texten zugeschnitten sind. Und wenn ein Gesichtsausdruck nicht stimmt, wird mittels Photoshop schon mal ein Kopf ausgetauscht.

Da stellt sich natürlich die Frage, was ein Fotograf in der Praxis überhaupt macht: Wie kreativ ist er eigentlich?

Praxis in der Werbefotografie: "Es ist ein bisschen mehr Handwerk geworden. Vor dem Einzug der Digitalisierung war es ein bisschen mehr Kunst. Aber wenn es läuft, ist es halt immer noch ein sehr gut bezahltes Handwerk."

Wir betrachten ein Bild, das Gerhard Hirsch demnächst für eine Versicherungsgesellschaft umsetzen wird. Es handelt sich um ein Stockfoto, also ein Bild, das ein Fotograf sozusagen auf Vorrat angefertigt hat und eine Bildagentur zum Verkauf bereithält. Das geplante Foto muss aus praktischen Gründen aus mehreren voneinander unabhängigen Einzelbildern zusammengesetzt werden, darunter ein am Computer angefertigtes 3D-Bild.
Die einzelnen Motive sind trotz oder gerade wegen der nachfolgenden Bearbeitung exakt zu fotografieren, weil sonst, auch wenn Photoshop ein sehr leistungsfähiges Programm ist, das Zusammenfügen nicht funktioniert. Und wenn man dem Bildbearbeiter eine zu aufwändige oder schlechte Vorlage liefert und dieser sich beschwert oder für die benötigte Zeit zu hohe Kosten entstehen, ist man unter Umständen als Fotograf schnell "draußen".
Der Preis für das Anzeigenfoto, dessen Layout mit einigen eher marginalen Änderungen der Vorlage entspricht, darf den des Stockfotos nicht wesentlich übersteigen. Da das 3D-Bauen eines Elements Geld kostet, ebenso die Arbeitszeit und Ausstattung des Modells sowie die Buyout-Prämie (ein Entgelt dafür, dass das Modell im Rahmen einer Regelung von seinen Rechten am Foto zurücktritt) und nicht zuletzt mehrere Tage Arbeitszeit für die Anfertigung der Fotos, ist das eine knappe Kalkulation.

Selbstverständlich gibt es auch weniger komplexe Aufträge. So wird im Studio demnächst eine Aufnahme entstehen, in deren Zentrum ein extrem hochwertiges Fahrrad steht. Dies erfordert lediglich das Fahrrad selbst, einen Hintergrund und passendes, schönes Licht. Dazu werden Blickwinkel gewählt, die Symbolkraft haben hinsichtlich der zu treffenden Aussage.

Selbst einbringen kann man sich als Fotograf nur eingeschränkt, und wenn man eigene Vorstellungen äußern möchte, sollte man sich gut überlegen, wie man sie anbringt, und vorfühlen, wie weit die Sache bereits gediehen ist. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass Agentur und Kunde bereits ein halbes Jahr lang an dem Projekt gearbeitet und jedes kleine Detail besprochen und ausgefeilt haben. Sie sind dann natürlich von ihrer Idee überzeugt und nicht mehr so leicht umzustimmen. Es gehört also viel Diplomatie dazu oder aber Charisma. Oder man fotografiert wie gewünscht exakt nach dem Layout und setzt auf eigene Kosten auch die eigene Variante um. Wird sie genommen, so erhält man freilich trotzdem lediglich das ausgehandelte Honorar.
Das Handwerkliche muss auch im Zeitalter der schier unbegrenzten Möglichkeiten von Photoshop sitzen. Denn wer nicht von Vornherein sorgfältig und präzise arbeitet, muss mehr Zeit für die Nachbearbeitung einkalkulieren. Und Zeit ist gerade in dieser Branche Geld.

Üblicherweise liegt also ein exakt ausgearbeitetes Storyboard mit dem gewünschten Layout vor, und der Fotograf setzt dies exakt und unter den Augen des Kunden um. Das war nicht immer so, der Beruf des Fotografen hat sich verändert. Gerhard Hirsch bringt es auf den Punkt: "Vor dem Einzug der Digitalisierung war das Fotografieren noch eine Art Geheimnis. Du hattest einen schwarzen Kasten, da konnte keiner reingucken; du hattest mit den Leuten, die mitmachen, Kontakt, konntest mit den Modellen reden und sie locker machen. Aber das ist ja alles transparent geworden: Deine Fotos, die entstehen, sind sofort sichtbar. Die Kamera ist an einen Bildschirm angeschlossen, die Kunden möchten das so. Vom Film her bin ich das gewohnt, da gibt es immer eine Videoausspiegelung, die dem Kunden und der Agentur zeigt, was man da gerade dreht, aber die halten sich zurück, denn beim Film gibt es ja noch den Schnitt; das Bild ist verfremdet, sieht nicht so aus wie in Wirklichkeit. Das Foto allerdings ist zwar noch nicht retuschiert, aber alle denken, sie könnten das Bild sofort beurteilen. Es ist einfach nicht mehr so geheimnisvoll. Es ist ein bisschen mehr Handwerk geworden. Früher war es ein bisschen mehr Kunst. Aber wenn es läuft, ist es halt immer noch ein sehr gut bezahltes Handwerk." Die Künstler sitzen somit in der Agentur, und der Fotograf ist das ausführende Organ - aus Agentursicht.

Jedes Werbungsprojekt bedeutet Teamwork, bei der Fotografie wie beim Film. Steht ausnahmsweise reichlich Zeit zur Verfügung, so besteht die Gefahr des Sichverzettelns, weil viel ausprobiert wird. Dann muss der Ausführende auf seinem Standpunkt beharren, was freilich meistens nicht gut ankommt, oder das Team durch Diplomatie auf seine Seite holen. Sonst wird er vermutlich beim nächsten Projekt nicht mehr angerufen.
Trotzdem kommt es durchaus vor, dass ein Fotograf oder Filmer einen ausgezeichneten Job macht und Agentur und Kunde dies auch anerkennen – und beim nächsten Mal dennoch jemand anders genommen wird, weil der "Look" verändert werden soll.

Der Fotograf kann die Nachbearbeitung seiner Bilder abgeben. Das heißt, er liefert die Dateien im RAW-Format (das wesentlich mehr Informationen und Bearbeitungsmöglichkeiten als JPG, TIFF und andere Formate bietet) ab. Das Resultat kann dann freilich erheblich von seinen Vorstellungen abweichen. Oder er bearbeitet die Bilder selbst, wofür er sich bezahlen lässt, und erhält ein Ergebnis nach seinen Vorstellungen. Je nachdem, wo und wie das Foto erscheint, ist der Fotograf eventuell trotzdem enttäuscht, denn eine Umpositionierung von Texten, die Papier- und Druckqualität oder ganz einfach der Umstand, ob die Anzeige auf einer linken oder rechten Magazinseite erscheint, können einen völlig anderen als den erwarteten Eindruck ergeben.
Im Übrigen ist es üblich, dass Fotografen ihre Bilder bearbeiten und für eigene Zwecke, etwa zur Präsentation auf ihrer Website, verwenden dürfen. Denn der Kunde weiß, dass die Agenturen Fotografen auf diesem Weg finden.

Geregelte Arbeitszeiten und ein reguläres Privatleben? Für Gerhard Hirsch sind das Fremdwörter. Aber für einen Traumjob gehört sich das wohl so.



Über Gerhard Hirsch und seine Projekte können Sie hier mehr erfahren: http://www.kamerahirsch.de/

Wer professioneller Fotograf werden möchte und sich im Detail über Chancen, Abläufe und weitere Aspekte informieren möchte, findet auf der folgenden Unterseite von Cora und Georg Baneks Webpräsenz wertvolle und aktuelle Hinweise, unter anderem einen subjektiven Selbsttest.
http://www.artepictura.de/neuigkeiten/detailansicht/article/berufsfindungstag-am-wiedtal-gymnasium.html?tx_ttnews[backPid]=6&cHash=f4d906351e

Regina Károlyi, 28.02.2010