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Interview mit Nele Neuhaus über ihren neuen Roman "Tiefe Wunden"
Interview mit Nele Neuhaus
Media-Mania.de: Nele, du hast bereits zwei Taunus-Krimis verfasst, in denen Hauptkommissar Oliver von Bodenstein und seine Kollegin Pia Kirchhoff mit den Ermittlungen betraut sind. In "Tiefe Wunden" gibt es auch überregionale Elemente, nämlich den Ostpreußenbezug, und es werden Ereignisse aufgearbeitet, die mehr als sechzig Jahre alt sind. Was hat dich zu diesem ungewöhnlichen Krimi veranlasst? Woher kam die Idee?

Nele Neuhaus: Die Ideen zum Hintergrund von "Tiefe Wunden" liegen eigentlich weit in meiner Kindheit zurück. Meine Mutter ist gebürtig aus Bochum, wurde aber im Krieg mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder nach Ostpreußen evakuiert. Als die Front näher kam, hat meine Oma die beiden Kinder "geschnappt" und ist mit ihnen in den Westen, in die Heimat zurückgekehrt. Aber dadurch hatte meine Mutter immer einen starken Bezug zu Ostpreußen.
Zudem hat sie Geschichte studiert, und so wurden wir als Kinder mit diesem Thema geradezu indoktriniert, sodass ich es über Jahre hinweg gar nicht mehr hören konnte. Aber jetzt brauchte ich einen schönen geschichtlichen Hintergrund für den Plot, den ich mir ausgedacht hatte, und da kam mir das Thema Flucht und Vertreibung wieder in den Sinn.
Zunächst dachte ich: "Du weißt schon alles, du hast schon alles darüber gehört." Aber dann beschäftigte ich mich tiefer damit, gerade mit dem Gebiet Masuren, mit Askania – die Bevölkerung ahnte damals ja tatsächlich überhaupt nicht, was sich dort abgespielt hat. Die Recherchearbeit war natürlich ein großer Teil meiner Arbeit an diesem Buch, und sie hat mich enorm fasziniert und mir Spaß gemacht.
Dann kam eine Fernsehdokumentation über das Massaker von Nemmersdorf, wovon ich schon gehört hatte, aber nichts Genaues wusste. Und zwar war bereits 1944 die Rote Armee auf deutsches Gebiet vorgestoßen und hatte in einem Ort namens Nemmersdorf ein Massaker unter der Bevölkerung angerichtet. Sie wurde zurückgeschlagen, und die Nazis schlachteten das in der Wochenschau noch groß als Propaganda aus. Aber eine junge Frau überlebte das Massaker trotz Kopfschuss – die Kugel war durch den Mund ausgetreten – und konnte später alles historisch geraderücken: Es handelte sich natürlich um ein Massaker, aber es war lange nicht so, wie die Nazis es dargestellt hatten. Und das war für mich die Initialzündung, die Geschichte auf richtige Füße zu stellen und dort beginnen zu lassen, wo das Massaker endete. Ich habe das durchgezogen und unwahrscheinlich viel recherchiert. Dank Internet kann man das ja heute bequem von zu Hause aus erledigen. Es gibt Seiten wie weltkriegsopfer.de oder ostpreussen.de, auf denen man sich tatsächlich die Bilder von früher anschauen kann, die polnischen und die deutschen Ortsnamen nebeneinander. Das hat mich sehr fasziniert, und ich hätte noch viel länger daran arbeiten können, aber irgendwann musste ich natürlich "zu Potte kommen".

Media-Mania.de: Warst du auch drüben in Ostpreußen und hast dir den Nebenschauplatz vor Ort angesehen?

Nele Neuhaus: Leider nicht. Dazu muss ich sagen, dass ich privat und geschäftlich sehr eingespannt bin, und obwohl ich fest vorhatte, hinzureisen und meine Mutter auch schon als Reisebegleiterin auserkoren hatte, musste ich mich dann doch auf die Erinnerungen meiner Mutter verlassen beziehungsweise auf das, was ich zusammenrecherchiert hatte, aber es steht auf meiner Prioritätenliste für Reisen ganz oben.

Media-Mania.de: Regionalkrimis wirken auf den Leser ganz anders als zum Beispiel Thriller-Übersetzungen aus den USA, selbst wenn man nicht unmittelbar aus der portraitierten Region stammt. Die Stadtteile, die Lokale, die Vereine und ihre Feste, der Kontrast zwischen eher einfachen Menschen wie Handwerkern und gut betuchten, weithin einflussreichen Bürgern im Taunus, alles wirkt in deinem Buch authentisch. Sammelst du mögliche Ideen für ein "Setting", auch wenn du diese nicht aktuell benötigst, also sozusagen auf Vorrat? Oder suchst du Orte, Randfiguren und sonstiges Beiwerk erst, wenn der "Plot" gefunden ist?

Nele Neuhaus: Das ist für mich schwierig zu beantworten. Eigentlich sammle ich keine Eindrücke. Ich habe jeden Tag derart viele Eindrücke – wir haben eine Wurst- und Fleischwarenfabrik in Schwalbach und beliefern Vereine, die Messe in Frankfurt, große Kunden, kleine Kunden, haben Laufkundschaft; da habe ich sozusagen immer die ganze Palette vor Augen. Nun ist mein Mann selbst ein eingefleischter Hesse, ein gebürtiger Ruppertshainer, und so kenne ich all diese Leute, zum Beispiel habe ich jene vom SV Fischbach leibhaftig vor mir gesehen und musste mir nichts ausdenken. Ich habe in meinem Leben schon so viele Menschen getroffen, obwohl ich noch gar nicht so "wahnsinnig" alt bin, und ich interessiere mich für Menschen, das heißt, sie bleiben mir im Kopf. Und wenn ich beim Schreiben bin, also formuliere oder das Exposé entwerfe, kommen sie mir regelrecht aus einer Schublade entgegengelaufen und rufen: "Ich will mit dabei sein!" Ich benutze sie dann auch als Figuren und muss ehrlich sagen: Über meine Figuren habe ich mir noch nie den Kopf zerbrochen. Ich habe noch nie da gesessen und überlegt, ich brauche jetzt eine Figur, und die muss so und so sein; die waren immer da. Bei der Arbeit verfeinert sich das dann noch, ich fühle mich in die Menschen hinein. Aber dadurch, dass ich gerade in der Vordertaunusregion so viele Menschen kenne, vom Multimilliardär bis zum Krankenhauspförtner, weiß ich genau, auf wen ich zurückgreifen kann, und das macht mir einen riesigen Spaß.

Media-Mania.de: Hast du deine Krimis bewusst und gezielt für ein lokales Publikum verfasst, oder glaubst du, dass zum Beispiel auch Norddeutsche, Brandenburger oder Baden-Württemberger Spaß an deinen Werken haben?

Nele Neuhaus: Das vorweg: diese Kategorie "Regionalkrimis" halte ich nicht für gut. Es gibt natürlich Regionalkrimis, die sich mit so kleinen Problemen beschäftigen, dass sie niemand anderen interessieren. Ich denke zum Beispiel, dass niemand John Grishams Romane als Memphis-Krimis bezeichnen würde, und trotzdem spielen sie an diesem Ort. Meine Krimis sind, was ich inzwischen aus Erfahrung weiß, überall in Deutschland lesbar. Natürlich ist es für den Leser aus Fischbach das Sahnehäubchen obendrauf, wenn er genau die Kurve kennt, in der irgendwas passiert. Aber es ist unerheblich. Und gerade bei "Tiefe Wunden" hat meine Lektorin darauf geachtet, dass ich nicht zu sehr ins Detail gehe, sondern dass das Buch für jeden interessant ist, der der deutschen Sprache mächtig ist und gerne Krimis liest.

Media-Mania.de: Und wie ist das Feedback direkt aus dem Taunus?

Nele Neuhaus: Im Taunus ist das Feedback sensationell. Ich habe mir hier wirklich eine Fangemeinde erschrieben, für die der Bezug zum Taunus die Lektüre natürlich richtig prickelnd macht. Als Beispiel: "Tiefe Wunden" erschien Anfang August in einer Auflage von 10.000 Stück, die war innerhalb von 14 Tagen vergriffen und das Buch in den Bestsellerlisten, zwei Wochen lang immerhin, dann hatte der Verlag leider keine Bücher mehr zum Nachliefern, und da ist man als quasi "No Name" auf deutscher Ebene doch schnell wieder raus. Aber der Run auf dieses Buch, gerade im Vordertaunus, war eine absolute Sensation.

Media-Mania.de: Du hast Jura, Geschichte und Germanistik studiert, und das kreative Schreiben ist für dich, wenn ich das richtig sehe, sozusagen "nur" ein Hobby. Wann hast du mit dem Schreiben begonnen, und wie gelang dir der Durchbruch? Hast du Tipps für Nachwuchsautoren? Ich frage das, weil sich so mancher unserer Leser für das kreative Schreiben interessiert.

Nele Neuhaus: Ich selbst habe angefangen zu schreiben, bevor ich in der Schule war. Das heißt, ich habe in einer Art Lautschrift zu den Bildern, die ich gemalt habe, Geschichten und Texte geschrieben. Schreiben habe ich nie geübt und trainiert, es ist einfach ein Talent, das ich habe. Ich erzähle gern, ich erzähle gern Geschichten, und das tue ich auch gern in Schriftform. Mein Studium war im Endeffekt darauf angelegt, dass ich irgendwann mal etwas damit anfangen kann. Abgeschlossen habe ich es nicht, weil ich damals meinen Mann kennen lernte, und als mittelständischer Unternehmer brauchte er eine Frau an seiner Seite, die mitzieht. So habe ich relativ schnell beschlossen, im Geschäft mitzuarbeiten. Die Schreiberei habe ich zwar nie aus den Augen verloren, aber auch nicht ernsthaft in Richtung Buch gelenkt. Wie es sich dann doch noch dahin entwickelte, dazu kommen wir wohl später noch. Aber für Nachwuchsautoren habe ich auf jeden Fall einen Tipp: Schreiben, wenn's Spaß macht, immer. Viel, viel lesen, weil das auf jeden Fall den eigenen Stil verbessert und einen auch gewissermaßen stilsicher macht. Vor einer Veröffentlichung selbstkritisch sein und den Text, den man veröffentlichen will, nicht den besten Freunden geben und auch nicht den Eltern oder Geschwistern, sondern möglichst einer ganz neutralen Person, die nicht die Bürde der Freundschaft trägt. Denn die sagen immer: "Ist doch ganz toll." Und das hilft einem natürlich überhaupt nicht weiter. Ich bin sicherlich ins kalte Wasser gesprungen mit meinen Veröffentlichungen und habe auch nicht erwartet, dass ich solchen Erfolg haben würde, aber ich habe doch jahrelang darüber nachgedacht. Mein erstes Buch, "Unter Haien", erschien 2005; ich hatte acht Jahre daran gearbeitet.
Man muss Talent mitbringen, man muss selbstkritisch sein, und man muss darauf gefasst sein, dass man auch mal eine Ohrfeige bekommt.

Media-Mania.de: Und wahrscheinlich die Energie mitbringen, das Ganze mehrfach zu überarbeiten.

Nele Neuhaus: Ja, unbedingt. Das ist das Allerwichtigste Ich habe vor Jahren mal in der Zeitung von einem Schriftsteller gelesen, der angeblich das Buch einfach so aufgeschrieben und nichts mehr verändert hat, bis es in den Druck ging. Damals habe ich das noch für möglich gehalten. Heute glaube ich, das ist nicht wahr, denn ich feile an meinen Büchern und würde auch noch wochenlang weiterfeilen, aber irgendwann ist nun mal Abgabetermin. Und wenn das Manuskript beim Verlag ist, arbeiten meine Lektorin und ich ja auch noch fast ein Vierteljahr daran. Da wird jeder Satz, jedes Wort noch einmal überprüft, da werden manchmal die Kapitel noch umgestellt, damit es besser "passt".
Ich finde, dieses Überarbeiten macht auch sehr viel Spaß, weil man sich immer wieder sehr genau mit dem Text befassen muss. Wobei es sehr hilft, das Manuskript ein paar Monate in der Schublade liegen zu lassen, denn dann bekommt man eine ganz andere Distanz zum Text und sieht ihn aus einem anderen Blickwinkel. Wenn man sich aber permanent damit beschäftigt, wird man wirklich betriebsblind.
Das sind meine Tipps für alle, die sich schriftstellerisch betätigen. Aber wer mag, kann natürlich auch gern auf meiner Website vorbeischauen [http://www.neleneuhaus.de, siehe auch unten, Anm. d. Red.], auf der ich ab und zu Tipps gebe beziehungsweise erzähle, wie ich es gemacht habe.

Media-Mania.de: Recht ungewöhnlich ist ja übrigens auch, wie es dazu kam, dass du vom Ullstein Verlag sozusagen "entdeckt" wurdest.

Nele Neuhaus: "Unter Haien", "Eine unbeliebte Frau" und "Mordsfreunde" hatte ich ja zuerst im Selbstverlag herausgebracht. Das bedeutet, ich musste die Bücher auch selbst vermarkten, an den Leser bringen. Das ist einfacher gesagt als getan, denn es gibt wahrhaftig genug Bücher in Deutschland. Ich habe also eifrig Eigenwerbung betrieben, und so nach und nach merkten die Buchhandlungen im Vordertaunus, dass sich meine Bücher gut verkauften. Natürlich besonders gut rings um Kelkheim und Königstein. "Mordsfreunde" brach schließlich alle Verkaufsrekorde, und als dann im Januar 2008 die Vertreterin von Ullstein in die Königsteiner Millennium-Buchhandlung kam, gab der Buchhändler ihr ein Exemplar der "Mordsfreunde" mit. Es gelangte auf diesem Wege ins Lektorat in Berlin, und die Lektorin war begeistert von der Geschichte, aber auch von meinem Schreibstil und der Tatsache, dass ich das alles ganz alleine so hinbekommen hatte. Sie bot mir eine Zusammenarbeit an, wollte ein Exposé für einen neuen Taunus-Krimi. Dieses Exposé ging dann durch die verschiedenen Entscheidungsrunden, danach gab es grünes Licht, und es ging los.
Tja, und so wurde mein lang gehegter Traum, Schriftstellerin zu werden, Realität.

Media-Mania.de: Mal zum Handwerklichen: "Tiefe Wunden" umfasst beinahe fünfhundert Seiten, und es geht darin nicht gerade ruhig zu. Der Hauptverdacht wechselt von einer Figur zur anderen, es gibt jede Menge Indizien und scheinbare oder echte Beweise, Befunde der Gerichtsmedizin und so weiter und so fort. Trotzdem habe ich nicht einen kleinen Widerspruch bemerkt. Gibt es eine Technik, um trotz etlicher "Red Herrings" und zahlloser Details als Autor den Faden zu behalten und alles stimmig zum Abschluss zu bringen?

Nele Neuhaus: Ich weiß nicht, ob man das in einer Schreibschule irgendwo lernen kann – ich habe es nirgendwo gelernt. Das hört sich zwar blöd an, wenn ich sage, ich schreibe einfach so … Seit ich für Ullstein arbeite, muss ich natürlich vorher ein Exposé anfertigen, das heißt, die Personen und Handlungsstränge müssen stehen, auch wenn ich dann noch einiges ändern kann, Kleinigkeiten auch bis zum Ende. Aber "Unter Haien", "Eine unbeliebte Frau" und "Mordsfreunde" sind ohne jedes Konzept entstanden. Die haben sich wirklich beim Schreiben entwickelt. Oft genug habe ich mich hinterher gewundert, dass tatsächlich jeder Faden verknüpft war und keine logischen Brüche darin sind, obwohl ich keinen Lektor oder Ähnliches hatte.
Ich wollte es jahrelang nicht wahrhaben, aber ich glaube, ich habe einfach ein gewisses Talent dafür. Sicher, ich mache mir Notizen, aber keine Powerpoint-Präsentation darüber, wer zu wem gehört. Ich habe alles im Kopf, und irgendwann ist man auch so in der Geschichte drin, dass man alles weiß. Man lebt ja auch eine Weile mit den Figuren, die man sich ausgedacht hat. Ich führe quasi zwei Leben: einmal das wirkliche, und dann habe ich eben die Geschichte im Kopf und kann alles aufrufen.
Das Witzige ist: Wenn die Geschichte dann veröffentlicht ist, geht die Schublade zu, und die Figuren belästigen mich dann auch nicht mehr. Und ich kann frisch mit dem nächsten Buch anfangen.

Media-Mania.de: Ja? Ich hätte mir das wie einen kleinen Tod vorgestellt, wenn man sich von den Figuren verabschieden muss. Aber die Reihe geht ja weiter …

Nele Neuhaus: Bei "Unter Haien" war das ganz furchtbar. Als ich fertig war, hatte ich das Gefühl, Freunde verloren zu haben. Ich hatte mich ja über Jahre mit diesen Figuren beschäftigt. Dann ging es ans Überarbeiten, und da waren sie wieder. Das hat mich so gefreut … Aber es war wirklich ganz schwer, das zu beenden.
Jetzt ist es so, dass ich Bodenstein und Pia immer wieder treffe. Die kann ich immer weiter entwickeln, es gibt immer neue Fälle. Das macht mir großen Spaß, und deshalb bin ich auch nicht wirklich traurig, denn die beiden sind ja weiterhin da. Ich glaube, das ist tatsächlich der Punkt.

Media-Mania.de: "Tiefe Wunden" ist zwar nicht unbedingt ein blutrünstiger, detailverliebter Thriller, aber Hinrichtungen von hilflosen alten Menschen, Folterung und Familienbande, die schützend über einem ausgesprochen düsteren, mörderischen Geheimnis liegen, sind doch etwas ganz anderes als Rosamunde Pilcher. War die Arbeit an diesem Buch manchmal belastend? Manches davon könnte sich ja, nebenbei bemerkt, ähnlich wirklich zugetragen haben.

Nele Neuhaus: Es war überhaupt nicht belastend, weil ich schon so viel gelesen habe, was weitaus blutrünstiger ist, und weil man auch im Fernsehen ständig damit konfrontiert wird. Nicht zuletzt haben wir ja eine Fleischfabrik, in der wirklich Blut fließt (lacht). Zu blutig darf's bei mir nicht sein, aber es muss blutig genug sein, damit es noch ein Krimi ist. "Tiefe Wunden" ist weitaus blutiger als die beiden Bücher davor, in denen ebenfalls einiges passiert und es einige Tote gibt.
Es ist aber in meinen Büchern immer so, dass in meinen Büchern grausame Szenen abwechseln mit solchen, bei denen man ein bisschen grinsen kann. Das ist wichtig für mich, dass man beim Lesen nicht nur ständig denkt: "O Gott, was passiert jetzt schon wieder?", sondern zwischendurch auch mal zwei, drei Seiten lang entspannen und sich über ein Missgeschick amüsieren kann, das "denen" passiert ist. Das ist einfach menschlich. Im Leben wird man ja auch mit Furchtbarem konfrontiert und dreht sich praktisch im nächsten Moment wieder um und lacht über irgendetwas. Genau das ist mir für meine Bücher wichtig.
Es wäre anders, wenn ich über reale Fälle schreiben würde, denn dann wüsste ich, dass jemand dahinter ist. Aber so sind es meine Figuren, die ich mir ausgedacht habe, und ich weiß, es passiert ja niemandem wirklich was.

Media-Mania.de: Deiner Website habe ich entnommen, dass du bereits an einem neuen Buch arbeitest. Könntest du kurz umreißen, worum es darin geht – natürlich, ohne zu viel zu verraten?

Nele Neuhaus: Das neue Buch wird heißen: "Schneewittchen muss sterben". Es ist natürlich auch wieder ein Fall für Bodenstein und Pia Kirchhoff. Diesmal geht es beinahe ganz ohne Leiche ab, aber auch nur beinahe! Es geht um alte Fälle, also um zwei verschwundene Mädchen. Die Handlung setzt zu dem Zeitpunkt ein, als der verurteilte Mörder seine Strafe abgesessen hat und wieder aus dem Gefängnis kommt, zurück in sein Heimatdorf, und dort tun sich dann wirklich Abgründe auf; Geheimnisse, die zehn Jahre vor sich hingeschlummert haben, kommen ans Tageslicht. Und dann werden die beiden Todesfälle erst richtig aufgeklärt.

Media-Mania.de: Welcher Erscheinungstermin ist vorgesehen?

Nele Neuhaus: Ullstein plant es für den Frühsommer 2010, also noch vor den Sommerferien, damit alle Leute das Buch als Urlaubslektüre mitnehmen können.

Media-Mania.de: Media-Mania.de bedankt sich für das Interview und wünscht dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg!

Nele Neuhaus: Danke!

Das Interview wurde am 14.10.2009 auf der Frankfurter Buchmesse am Stand der Ullstein Buchverlage von Regina Károlyi geführt.
Foto: Regina Károlyi

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Geführt von Regina Károlyi am 13.10.2009